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Im Gespräch mit Miika Äppelqvist von Glaston

„Ich bin zuversichtlich, dass es bald wieder nach vorne geht.“

GW – Herr Äppelqvist wie haben Sie sich hier in Deutschland eingelebt?

Miika Äppelqvist – Ich bin gerne in Deutschland. Und ich muss sagen, das Einleben ging leichter als gedacht. Das liegt auch daran, dass sich die Deutschen und die Finnen doch ähnlicher sind, als ich das früher angenommen hatte.

GW – Wie beurteilen Sie den Glasmarkt in Deutschland und Europa für 2024/25?

Äppelqvist – Wir hatten in jüngster Vergangenheit sehr erfolgreiche und auch etwas verrückte Jahre, ausgelöst durch Corona. Das liegt jetzt hinter uns. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt eine Beruhigung erleben, die wie eine Atempause ist, und das ist nicht schlimm. Die Branche hatte teils ­hohe Wachstumszahlen, und das stabilisiert sich jetzt und den Markt. Die offiziellen Zahlen in Bezug auf die Baugenehmigungen nehmen europaweit ab, das hat auf unsere Kunden und dann auch auf uns einen Einfluss. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es bald wieder nach vorne geht. Was in der Glasindustrie gut ist: Viele Verarbeiter, wohl die Mehrzahl, betrachten den Markt langfristig und machen entsprechende Pläne. Mittel- bis langfristig sind die Aussichten für Glas gut und das wird sich auch ­positiv auf die Glasverarbeiter auswirken.

GW – Woher kommt Ihre Zuversicht?

Äppelqvist – Alle Megatrends weisen darauf hin, dass immer mehr Glas gebraucht wird. Wer im Glas aktiv ist, bewegt sich in einem Wachstumsmarkt. Ein wichtiger Treiber hierfür ist aktuell die Debatte um Nachhaltigkeit. Das erhöht die Nachfrage nach energieeffizienten, sicheren Glaslösungen und wird sich auch auf die Baubranche positiv auswirken. Dazu kommt, dass es zu jeder Zeit für Glasverarbeiter immer auch Wachstumschancen gibt, Stichwort Nischenprodukte. Wer dort aktiv ist, kann sich gut positionieren.

GW – Glaston operiert global. Welche Rolle spielt der Markt im DACH-Raum für Sie?

Äppelqvist – Deutschland ist einer unserer wichtigsten Märkte. Die Kunden dort sowie im DACH-Raum sind interessiert an neuen Anwendungen und investieren gerne in neue Technik. Vor allem, wenn es darum geht, die Produktion auf ein höheres Niveau zu heben. Darüber hinaus gibt es viele Anbieter, die mit ihren Nischenprodukten die weltweiten Märkte bedienen. Entsprechend bietet Glaston hierfür ein sehr starkes Produkt- und Service-Angebot an.

GW – Automatisierung und Digitalisierung sind mit die wichtigsten Themen für Glasverarbeiter. Welche Angebote macht Glaston hier?

Äppelqvist – Die Nachfrage nach Automatisierung hat in den letzten 10 Jahren von Seiten der Verarbeiter deutlich zugenommen, viel schneller als früher. Fehlende Arbeitskraft lässt sich heute nur mit Automatisierung und Digitalisierung kompensieren. Das ist für uns eine große Chance. Wir wollen von unseren Kernkompetenzen her wachsen. Vor 10/15 Jahren haben Glasverarbeiter Maschinen gekauft, heute suchen sie integrierte Anlagen und automatisierte Linien.

Wir wollen diese Prozesse verstehen, und darauf aufbauend unsere Kunden mit passenden Anlagen versorgen. Dazu wollen wir auch alle notwendigen Services um eine Linie herum mit anbieten, inklusive der Software und der Logistik zum Be- und Entladen. Weiterhin kann viel ­Automatisierung innerhalb des Maschinenumfelds erfolgen, wie etwa bei der TPS-Applikation. Das ist 100 % Automatisierung. Auch beim Laminier-Prozess lassen sich Arbeitsschritte weiter ­automatisieren.

Mehr Automatisierung bedeutet weniger Mitarbeiter in der Produktion, aufgrund integrierter Anlagen und automatisierter Linien. Dadurch werden weniger Mitarbeiter in der Produktion den kompletten Prozess verstehen.

Vor diesem Hintergrund muss Glaston mehr Dienstleistungen bereitstellen. Das heißt Remote-Services, wenn eine Anlage nicht rund läuft, präzise Diagnostik und Fernwartung, dazu kommen Daten, die uns erlauben, den Prozess zu optimieren. Dabei können wir unterstützen, da bei uns viele Produktionsdaten zusammenlaufen.

GW – Wie ermöglichen Sie hier für die Kunden die digitale Sicherheit?

Äppelqvist – Die digitale Sicherheit ist für uns ein zentrales Thema. Wir sind sehr darauf bedacht und investieren stark in digitale Sicherheit. Eine unserer Aufgaben ist es, dass niemand sich von außen in eine Produktion einhacken kann. Hier die passenden Tools bereitzustellen ist für uns ein Schlüssel zum zukünftigen Erfolg.

GW – Wird eine mannlose Produktion in der Glasindustrie von Glasverarbeitern nachgefragt?

Äppelqvist – Heute noch nicht. Die Frage ist bei uns jedoch auf dem Tisch, auch wenn weit über 90 % der Investitionen noch in bestehende Produktionen erfolgen. Das führt dazu, dass wir an dieser Frage - und das ist eine gute Frage - schon seit längerem arbeiten. Das wird uns auch helfen, um mit künftigen Fragestellungen von Seiten der Glasverarbeiter zielgerichtet umgehen zu können und die passenden Produkte zu entwickeln.

GW – Was heißt das im ­Detail?

Äppelqvist – Wir kommen von einer soliden Basis und haben bereits viele Anwendungen für eine automatisierte Produktion im Angebot. Das bedeutet, wir verstehen die Prozesse und haben die Maschinen und Anlagen, die für Automatisierung bereits ausgelegt sind. Stichwort ist unser Autopilot. Ein weiteres Kernprodukt von uns (G www.glaston.net) ist TPS, das hilft, die Isolierglas-Fertigung weiter zu automatisieren.

Wir wollen solche Kernelemente in unserem Angebot noch weiter automatisieren, denn genau dort entsteht die Wertschöpfung für die Glasverarbeiter und Isolierglas-Hersteller.

GW – Nachhaltigkeit ist derzeit ein weiteres großes Thema in der Glasindustrie. Wie ist Glaston in diesem Bereich aufgestellt?

Äppelqvist – Nachhaltigkeit als Ganzes ist eine große Chance für Glasverarbeiter, sich am Markt besser zu positionieren, und daran orientieren wir uns. Das ist unsere Leitlinie. Wir verfolgen einen Lebenszyklus-Ansatz und arbeiten daran, auch ältere Anlagen umzurüsten, um mit diesen mehr Energieeffizienz für den Verarbeiter zu erzielen. Es ist meistens nachhaltiger, bereits Bestehendes zu optimieren, statt ein neues Produkt zu fertigen bzw. anzuschaffen. Dazu bieten wir die entsprechenden Upgrades an.

Damit kommen wir zum Service, eine weitere Kernkompetenz von uns. Wir glauben, wenn wir dem Kunden helfen, für ihn die beste Lösung zu finden, dann haben wir langfristig den besten Nutzen davon. Das kommt positiv zu uns zurück.

GW – In der Vergangenheit hat Glaston neben Maschinen auch an schaltbarem Glas geforscht. Ist das noch relevant?

Äppelqvist – Das schaltbare Glas ist Teil unserer „neuen Technologien“. Das bedeutet, wir suchen immer nach neuen Feldern, wo wir arbeiten können, schaltbare Gläser sind eines davon. Wir arbeiten hierbei mit Startups zusammen und unterstützen diese Unternehmen. Wir sind ein Wegbereiter von Smart Glass. Das ist eine wichtige Stütze unserer Weiterentwicklung als Unternehmen. Doch neue Technologien brauchen Zeit, sich zu etablieren und daraus Industrieprozesse zu schaffen. Hierbei unterstützen wir Startups in den verschiedensten Bereichen.

GW – Was sind Ihre Schwerpunkte für die glasstec 2024 und welche Maschinen stellen Sie vor?

Äppelqvist – So viel kann ich verraten, eine ganze Reihe wichtiger Entwicklungen sind auf dem Weg. Vieles, was wir auf den Markt bringen, wird die Verarbeiter effektiver machen und die Automatisierung voranbringen. Hier werden wir spannende Neuheiten zeigen und den TPS-Prozess noch schneller machen. Wir denken, dass TPS auch mehr im Wohnbau verbaut werden sollte. Dass wir die ISO-Produktion bei TPS beschleunigen, wird dieser Entwicklung weiterhelfen. Dazu kommt, der Wohnbau will Sprossen. Bisher gab es für Sprossen keine gute Automationslösung für ISO-Einheiten für den Wohnbau. Das wird in meinen Augen ein „Game-Changer“ werden. TPS PRO und Muntin’Master, beides wird auf der Messe live zu sehen sein.

GW – Was sind Ihre Ziele für Glaston für 2024/25, und was sind Ihre persönlichen Ziele?

Äppelqvist – Für Glaston ist das einfach: Wir wollen zufriedene Kunden und überzeugende Produkte, das heißt, wir wollen die erste Wahl der Kunden werden. Unser Ziel ist es, schneller als der Markt zu wachsen. Und das schaffen wir nur, wenn wir zufriedene Kunden haben. Weiter wollen wir die Nummer 1 bei TPS bleiben und beim Glasvorspannen den Autopilot noch stärker etablieren, ebenso die Automatisierung bei VSG. Persönlich will ich dieses Wachstum voranbringen. Und ich will mich noch mehr in Deutschland integrieren.­

Halle 15, Stand A48-49

Das Interview führte Matthias Rehberger

Glaston wird auf der glasstec auch neue Dienstleistungen rund um Service, Produktion und Fernwartung vorstellen.

Foto: Glaston

Glaston wird auf der glasstec auch neue Dienstleistungen rund um Service, Produktion und Fernwartung vorstellen.

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