Glaswelt – Herr Beerhenke denken Sie, dass es ein komplett einbruchsicheres Haus gibt?
Dirk Beerhenke – Nein, einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht, weder für digitale noch für mechanische Schutzmaßnahmen bzw. deren Kombination. Wir wissen aber aufgrund unserer Erfahrung und der statistischen Auswertungen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Täter den Einbruch abbricht steigt, je länger er davon abgehalten wird ins Haus einzudringen.
Glaswelt – Kann Smarthome die klassischen Schließ- und Sicherungssysteme für Fenster und Türen ersetzen?
Beerhenke – Wenn es um die Sicherung von Gebäuden geht, sagen wir den Besuchern der Kripo-Beratungsstelle in Köln, „Mechanik geht vor Elektronik“. Dennoch bieten elektronische Sicherungssysteme heute eine Vielzahl an zusätzlichen digitalen Möglichkeiten (Smarthome), das Haus vor Einbrechern zu schützen.
Glaswelt – Wie lautet dann die Faustformel?
Beerhenke – Primärer geht der mechanische Einbruchschutz vor, Smarthome-Technik erlaubt ergänzende Maßnahmen.
Glaswelt – Wie handhaben Sie das Thema Gebäudesicherung für sich selbst?
Beerhenke – Bei mir sind zu Hause Sicherheitsbeschläge und -schlösser die Basis. Ergänzend dazu habe ich zusätzlich zwei Kameras, inklusive Bewegungsmelder installiert (eine innen, eine außen), die bei mir per Smartphone Push-Nachricht melden, wenn sich jemand davor bewegt. Alternativ könnten die Kameras auch die Polizei oder einen Sicherheitsdienst benachrichtigen.
Glaswelt – Welche Vorteile bringen solche Kameras?
Beerhenke – Im Falle eines Einbruchs können Video-Aufnahmen als Fahndungshilfe und Beweismaterial für eine polizeiliche Untersuchung dienen. Wir hatten hier in Köln schon einige Fälle, bei denen diese Bilder dann geholfen haben, den Täter zu überführen und festzunehmen. Mittels Zeitstempel im Video/ Foto kann der genaue Zeitpunkt festgehalten werden, oft auch der Hergang des Einbruchs. Solche Bilder und Videos werden vor Gericht als Beweismittel akzeptiert.
Glaswelt – Kann ich auch meine bestehende Eingangstür oder meine Fenster mithilfe von Elektronik „aufrüsten“?
Beerhenke – Ja, das geht mittels Sensoren. Es gibt Glasbruchsensoren, die auf eine zerbrechende Scheibe reagieren. Ein weiteres Beispiel sind Sensoren für Türen und Fenster, die den Öffnungszustand prüfen. Diese Informationen werden dann an eine Überwachungsanlage, also an einen Computer geschickt, der die angeschlossenen Sicherungsanlagen steuert und dann Push-Nachrichten versenden kann.
Glaswelt – Fensterbauer bieten vielfach mechanische Sicherungen (Pilzzapfen etc.) an, macht es Sinn auch digitale Systeme mit anzubieten?
Beerhenke – Letztendlich muss das jedes Unternehmen für sich selbst entscheiden. Wobei es für den Kunden bequemer ist, wenn das gleich mit angeboten wird. Dazu kommt, dass es unterschiedliche Sensoren gibt. Manche lassen sich unsichtbar im Rahmen oder im Türblatt verbauen. Das hat dann Einfluss auf die Konstruktion bzw. Produktion des Fensters/der Tür.
Glaswelt – Sicherheitssysteme werfen auch immer die Frage nach der Haftung auf. Wie steht es damit, wenn ein Handwerker solche Systeme anbietet?
Beerhenke – Es ist eigentlich ganz einfach, wer ein Sicherungssystem einbaut, der haftet in der Regel auch dafür, egal ob das ein mechanisches System ist oder ein digitales Smarthome-Produkt. Das umfasst die fachgerechte Montage sowie die dauerhafte Funktionalität der Anwendung. Was wir den Handwerkern hier empfehlen, ist eine klare Dokumentation der Baumaßnahme. Umfassen diese Baumaßnahmen auch digitale Sicherungssysteme, sollte die zugehörige Dokumentation auch beinhalten, wer über welche Passwörter zum System (und dem zugehörigen Netzwerk) und damit die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten verfügt.
Das Interview führte Matthias Rehberger.