Zur Erstellung der Auswertung befragt das LKA in Bayern die bayerischen kriminalpolizeilichen Beratungsstellen. Dabei werden Tatortberichte aller 1518 verhinderten Einbruchdiebstähle ausgewertet und die Rückmeldungen zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst.
Spoiler: Die Auswertung zeigt, dass mechanische Sicherungen mit Abstand am effektivsten sind, gefolgt von der elektronischen Sicherungstechnik und dem Engagement der Nachbarschaft.
Mechanische Sicherungen, wie DIN/EN-geprüfte einbruchhemmende Fenster und Türen sowie Nachrüstsicherungen, erwiesen sich als besonders effektiv. 2023 konnten in Bayern 1342 Einbrüche durch solche Sicherungen verhindert werden. Bei Wohnobjekten führten vor allem widerstandsfähige Türkonstruktionen und zusätzliche Sicherungen an Fenstern zu einem deutlichen Rückgang der Einbruchversuche.
Die Zahlen im Einzelnen: Bei Wohngebäuden konnten 575 Einbrüche durch mechanische Sicherungen an Türen und 224 Einbrüche durch gesicherte Fenster und Fenstertüren verhindert werden. Als mechanische Sicherungen gelten DIN/EN-geprüfte einbruchhemmende Fenster oder Türen, aber auch DIN/EN-geprüfte Nachrüstsicherungen. Insgesamt konnten durch diese Maßnahmen 799 Einbrüche in Wohnobjekte verhindert werden. Bei gewerblichen Objekten konnten 427 Einbrüche durch mechanische Sicherungen verhindert werden: 309 Einbrüche durch gesicherte Türen und Tore und 118 Einbrüche durch gesicherte Fenster, Fenstertüren und Schaufenster.
Wann elektronische Sicherungssysteme besonders sinnvoll sind
Elektronische Sicherungssysteme, darunter örtliche, Fern- und kombinierte Alarme, trugen ebenfalls zur Einbruchsprävention bei. Insgesamt wurden 84 Einbrüche durch elektronische Alarme verhindert, wobei eine Kombination (25 Fälle) aus örtlichem (35 Fälle) und Fernalarm (24 Fälle) besonders erfolgreich war. Diese Systeme zielen darauf ab, Täter abzuschrecken und im besten Fall festzunehmen, bevor sie Schaden anrichten können. In Folge der oben genannten Alarmauslösungen kam es zur Festnahme von insgesamt 5 Tatverdächtigen.
Neben technischer Sicherung spielt die Wachsamkeit der Nachbarschaft eine wichtige Rolle. 2023 konnten durch aufmerksame Zeugen 92 Einbrüche verhindert werden, was zur Festnahme von 22 Tatverdächtigen führte. Die Polizei ermutigt Bürger, verdächtige Beobachtungen sofort zu melden und detaillierte Täterbeschreibungen abzugeben, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Dieses Fazit zieht die bayerische Polizei
Die Auswertung der nicht vollendeten Einbruchdiebstähle zeigt, dass mechanische Sicherungen die effektivste Maßnahme zur Einbruchsprävention sind. Ergänzend dazu können elektronische Alarmsysteme installiert und auf eine wachsame Nachbarschaft gesetzt werden. Diese Kombination aus Technik und Bürgerbeteiligung sorgt für einen umfassenden Schutz. Weiter ist zu empfehlen, bei der Objektsicherung stets mit mechanischen Maßnahmen zu beginnen und diese durch elektronische Systeme zu ergänzen.
Umfrage: Sicherheit hat hohen Stellenwert
Für acht von zehn Befragten ist Sicherheit in den eigenen vier Wänden ein wichtiges Anliegen.
Das ergab eine Umfrage der GfK im Auftrag des ZVEI (es wurden 1010 Personen im Alter von 18 – 74 Jahren befragt. Die Befragung wurde im Mai 2024 durchgeführt). Vor allem in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen (92 %) sowie bei den über 70-Jährigen (89 %) ist diese Ansicht überdurchschnittlich weit verbreitet. 66 % der Befragten planen, in Sicherheitstechnik zu investieren. Mechanische bzw. elektronischer Einbruchschutz (30 %) und Videosicherheitstechnik (26 %) stehen allerdings nicht an vorderster Stelle.
„Die Umfrageergebnisse bestätigen unsere Annahme, dass das Sicherheitsbedürfnis in Deutschland weiterhin hoch ist“, sagt Dirk Dingfelder, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Sicherheit. „Vor dem Hintergrund der Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023, wonach der Wohnungseinbruchdiebstahl um 18 % gestiegen ist, sind die Investitionen in Sicherheitstechnik auch sinnvoll.“
Für zwei Drittel der Befragten wäre eine Investition in Sicherheitstechnik eine vorbeugende Sicherheitsmaßnahme. Weitere Gründe sind die Sensibilisierung durch Medienberichte (24 %) und Sicherheitsvorfälle im direkten Umfeld, etwa bei Nachbarn, Bekannten oder in der Familie (23 %). Beiträge in den sozialen Medien sind vor allem bei den unter 30-Jährigen ein relevanter Aspekt (24 %).
„Dass die Bevölkerung eigenverantwortlich in die eigene Sicherheit investieren möchte, ist offensichtlich. Wichtig sind Aufklärung und die richtigen Anreize“, so Dingfelder.
Mögliche Anreize, tatsächlich in Sicherheitstechnik zu investieren, sind laut Umfrage die direkte Bezuschussung durch öffentliche Förderung (32 %), Steuergutschriften oder -rückerstattungen (28 %) sowie die Aufklärung über Rahmenbedingungen der Technologien (19 %). Dingfelder weiter: „Die Politik sollte beispielsweise evaluieren, ob eine Wiedereinführung des KfW-Investitionszuschusses 455-E für Einbruchschutz möglich ist.“
Besorgniseregende Polizeistatistik
Die im April vorgestellte Polizeistatistik besagt: Nachdem die Zahl der Wohnungseinbrüche 2022 erstmals seit Jahren wieder angestiegen war, hat sich dieser Trend auch 2023 mit 77 819 Fällen (+18 %) fortgesetzt. In allen Bundesländern steigt die Zahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen stark an. Dabei ist Berlin mit 8323 Fällen Spitzenreiter, ein Anstieg von 35 %.
Insgesamt konnten lediglich 15 % dieser Wohnungseinbrüche aufgeklärt werden. Viele Einbrüche finden dann statt, wenn die Menschen arbeiten oder ihren Freizeitaktivitäten nachgehen – also tagsüber, am frühen Abend oder am Wochenende. In Zahlen bedeutet das: 37 % der Einbrüche werden von Tageswohnungseinbrechern begangen.
Vermehrt Einbrüche in Keller- und Dachbodenräumen
Dringt der Täter nicht in den Wohnraum ein, sondern verschafft sich Zutritt ins Gebäude oder aufs Grundstück, wird das Ganze als „Diebstahl aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen“ bezeichnet. In diesem Bereich stieg die Zahl der erfassten Fälle 2023 erneut sprunghaft an: um 26 % auf 101 024 Fälle. „Insgesamt zählten die deutschen Versicherer 2023 rund 95 000 Wohnungseinbrüche, genauso viele wie 2019, vor der Corona- Pandemie“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Aufgrund der gestiegenen Fallzahlen leisteten die Versicherer 2023 deutlich mehr für Wohnungseinbrüche: Die Schadenhöhe wuchs um 70 Mio. auf 340 Mio. Euro. Der Schadendurchschnitt sei von 3350 auf den Rekordwert von 3500 Euro gestiegen.
Wichtig zu wissen: Die mechanische Sicherheitstechnik an Fenster und Türen zeigt Wirkung. Der Versuchsanteil von über 46 % bei Wohnungseinbrüchen belegt, dass oftmals Einbrecher nach einer gewissen Zeit wieder das Weite suchen. Hilfreich ist es daher, beim Einbruchschutz aufzurüsten. So kann der tatsächliche Einbruch oft vereitelt werden: Mit der richtigen Sicherheitstechnik erschwert man es den Kriminellen ins Haus oder in die Wohnung zu gelangen und diese ziehen dann weiter.