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DIN 1946-6: Die Lüftungsnorm wird eine höhere Akzeptanz erhalten

Das sind die wesentlichen Änderungen der Norm!

Bereits im Jahr 2013 wurde die turnusgemäße Überprüfung der Norm gestartet. Dabei hatte sich die Normungsgruppe das Ziel gesteckt, die DIN nicht unbedingt zu verschärfen, damit der Weg zu einer höheren Akzeptanz im Markt nicht verwehrt wird. Schließlich hat die Lüftungsnorm noch nicht den Status als „anerkannter Stand der Technik“. Somit besteht noch keine offizielle Umsetzungspflicht – es handelt sich lediglich um eine Planungsempfehlung. Wenn die Norm vereinfacht wird, würde das den Weg zur verpflichtenden Regel ebnen.

In dem immer mit 25 bis 30 Personen besetzten Normenausschuss vertreten die Beteiligten sehr unterschiedliche Positionen, beispielsweise Vertreter der ventilatorgestützten Lüftung genauso wie der freien Lüftung oder auch der Fensterhersteller. Der Normenausschuss ist zudem auch auf externe Vorschläge verschiedener Verbände eingegangen. So wurde über den Verband Fenster + Fassade (VFF) das Institut für technische Gebäudeausrüstung (ITG) Dresden mit einer Studie beauftragt, die letztlich für eine Vereinfachung der Berechnung von Infiltration und Lüftungskonzepten sorgen sollte. Gleichzeitig stellte das ITG auch die in der DIN 1946-6 von 2009 genannten Werte auf den Prüfstand.

So weist die neue Norm nun eine wesentliche Änderung auf: Zwar wird immer noch nach windstarken und windschwachen Gebieten sowie mehrgeschossigem und eingeschossigem Gebäude unterschieden, aber es gibt einen wichtigen neuen Faktor in der Berechnung: den Volumenstromkoeffizienten ez. Dieser wurde in verschiedenen Berechnungen und Simulationen aus mehreren Faktoren, unter anderem Windgeschwindigkeit, Temperaturdifferenz und Wohnungstyp, ermittelt. „Dieser definierte Faktor vereinfacht die Berechnung enorm, denn bislang mussten stattdessen viele andere Faktoren verwendet werden“, sagt Verhoeven.

Daneben sind nun nur noch zwei weitere Faktoren zur Berechnung des Infiltrationswertes Inf. nötig: Das ist zum einen das Volumen der Nutzungseinheit, zum anderen der sogenannte
„Blower-Door-Wert“ n50.

Somit gilt, dass ez x n50 x Volumen = Inf. den Wert der Infiltration bestimmt. Die Infiltration zeigt an, wie viel m3/h Luft bei einem bestimmten Differenzdruck am Gebäude (freie Lüftung) oder im Gebäude (Entlüftungssysteme/Abluftanlagen) über natürliche Leckagen ausgetauscht wird.

„Das Verhältnis für lüftungstechnische Maßnahmen bleibt fast gleich zu der ursprünglichen Fassung von 2009“, fasst Verhoeven das Ergebnis zusammen.

Alles in allem ist Thomas Verhoeven mit der langwierigen Reform zufrieden. „Es gibt keine Verschärfung und die einfacheren Berechnungen werden dafür sorgen, dass die Norm eine höhere Akzeptanz erhält“, lautet sein Fazit. Und auch die Systeme des Fensterfalzlüfter-Herstellers werden weiterhin eine wichtige Rolle bei der Lüftung von Wohnungen spielen. Sobald die neue Norm in Kraft tritt, werden die individuellen Schulungen beim Kunden oder in den eigenen Räumlichkeiten angepasst. Alle Unterlagen und auch das kostenlose Berechnungstool werden rechtzeitig fertiggestellt. Somit können nicht nur das Unternehmen, sondern auch Kunden, Planer oder Architekten der neuen Norm ganz gelassen begegnen.—

Thomas Verhoeven arbeitet seitdem er 2013 seine Tätigkeit bei Regel-air Becks aufnahm, in diversen Verbänden mit. Den Reformprozess der DIN 1946-6 begleitete er aktiv mit. Der Geschäftsführer stellt sich hier den Fragen zur überarbeiteten DIN 1946-6.

Foto: Regel-air

Thomas Verhoeven arbeitet seitdem er 2013 seine Tätigkeit bei Regel-air Becks aufnahm, in diversen Verbänden mit. Den Reformprozess der DIN 1946-6 begleitete er aktiv mit. Der Geschäftsführer stellt sich hier den Fragen zur überarbeiteten DIN 1946-6.

GLASWELT –  Was sind die wesentlichen Änderungen der Norm?

Thomas Verhoeven – Zuerst einmal muss man sagen, dass mit der turnusmäßigen Überprüfung der Norm keine Verschärfung erzielt werden sollte. Die Norm sollte einfacher werden, um eine höhere Akzeptanz zu bekommen. Eine komplett neue Gliederung der Norm, sowie ein neues Kapitel „kombinierte Lüftungsysteme“ vereinfachen den Umgang mit der Norm. Luftvolumenströme wurden reduziert und die Infiltrationsberechnung wurde angepasst und durch eine neue und einfachere Berechnungsformel ersetzt.

GLASWELT –  Was ist die zentrale Forderung der Norm?

Verhoeven – Vereinfacht gesagt gibt sie vor, welcher Luftwechsel zum Feuchteschutz erreicht werden muss, um Schimmel zu vermeiden. Über diverse Tabellen und vereinfachtere Berechnungsformeln kann ermittelt werden, ob eine lüftungstechnische Maßnahme geplant werden muss, damit im Objekt keine Feuchteschäden durch zu hohe Luftfeuchtigkeit entstehen.

GLASWELT –  Wann ist ein Lüftungskonzept zu erstellen?

Verhoeven – Grundsätzlich ist ein Lüftungskonzept bei allen Neubauten nötig sowie bei Sanierungsmaßnahmen an bestehenden Objekten. Sollte hierbei mehr als 1/3 der Fenster getauscht werden oder mehr als 1/3 der Dachfläche erneuert werden, ist ein Lüftungskonzept zu erstellen. Ist die Infiltration geringer als die Lüftung zum Feuchteschutz, muss eine lüftungstechnische Maßnahme geplant werden.

GLASWELT –  Was steckt hinter einer lüftungstechnischen Maßnahme?

Verhoeven – Eine lüftungstechnische Maßnahme kann sowohl in der freien Lüftung durch Fensterfalzlüfter oder anderen ALD’s geplant werden, als auch in der ventilatorgestützten Lüftung. Man kann auch bei z. B. innen liegenden Bädern, bei denen ein Entlüftungssystem nach 18017-3 geplant werden muss, beide vorher beschriebenen Varianten kombinieren. Das bedeutet Abluft über das Entlüftungssystem im Bad und die Zuluft über Fensterlüfter.

GLASWELT –  Welche Möglichkeiten zur Umsetzung gibt es? Was kann Regel-air beitragen?

Verhoeven – Regel-air bietet mit den bekannten Systemen FFL, Plus und Forte alle Möglichkeiten. Alle Forderungen der Norm werden durch die Systeme erfüllt. Je nach geforderten Luftmengen kann man die Produkte von Regel-air kombinieren. Ganz wichtig ist uns die Hygiene und Reinigung. Dieses Thema ist nicht zu unterschätzen. In der neuen Normen-Fassung steht beschrieben, dass die ALD’s (Anmerkung der Red.: Außenluftdurchlässe) zur Reinigung und Wartung leicht zu demontieren sein müssen. Unsere Produkte können das und werden in der Spülmaschine wieder sauber. Bei anderen Produkten ist die Demontage nicht zerstörungsfrei ­möglich.

GLASWELT –  Die Lüftung über den natürlichen Antrieb des Windes zu lösen, klingt naheliegend und unkompliziert. Aber ist das auch eine verlässliche und kalkulierbare Größe? Wie genau funktioniert die freie Lüftung über Fensterlüfter?

Verhoeven – Die freie Lüftung ist eigentlich ganz simpel erklärt. Auf der windzugewandten Seite des Gebäudes strömt über die ALD’s die frische Luft ins Gebäude rein. Auf der windabgewandten Seite entsteht ein Sog, über den die feuchte und verbrauchte Luft über die ALD´s abtransportiert wird. Es muss jedoch auch dafür gesorgt werden, dass die Luft innerhalb der Wohnung strömen kann. Um diesen Raumluftverbund herzustellen, bieten wir Überströmdichtungen an. Durch diese Dichtungen kann in den meisten Fällen auf das Kürzen von Türblättern verzichtet werden. Sollte es jedoch vorkommen, dass es windstill ist, greift immer noch der thermische Effekt: Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen sorgen für einen Druckunterschied und einen Luftaustausch.

GLASWELT –  Wie stehen Sie zu den Aussagen, dass beim Einbau von Fensterfalzlüftern für Wohnungsnutzer auch störende und unbehagliche Luftströme auftreten können? Manche Nutzer sollen dann ja sogar dazu verleitet werden, die Fensterfalz­lüfter auszubauen oder zu verkleben.

Verhoeven – Es gibt solche Beschwerden, jedoch können wir aus Erfahrung sagen, dass diese meistens dann auftreten, wenn Montagefehler vorliegen, zu hohe Luftvolumenströme geplant worden sind, oder zu viele bzw. zu stark eingestellte Ventilatoren verbaut sind. Die Basis für unsere Lüftungssysteme ist immer der nutzer­unabhängige Fensterfalzlüfter. Sind hohe Luftvolumenströme gewünscht, werden unsere Zusatzlüfter mit verbaut. Diese können bei starken Drücken am Gebäude durch den Nutzer verschlossen werden. Der Fensterfalzlüfter sorgt jedoch immer für einen minimalen Luftwechsel. Weiterer Vorteil dieser Kombinationen: Das Fenster lässt sich in Klasse 3 der DIN 12207 einstufen. Damit eignet es sich auch für Gebäude mit mehr als zwei Vollgeschossen. Mit dieser Kombinationsmöglichkeit sind wir meines Wissens nach aktuell der einzige Hersteller am Markt.

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.

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