Wie lassen sich Fassaden in vertikale Gärten verwandeln? Mit einer 5 m hohen Konstruktion erforscht Gartner am Standort Gundelfingen, wie sich Pflanzen in Gebäudefassaden einsetzen lassen. Die Testfassade, die vollständig mit heimischen Wildblumen bewachsen ist, nutzt Lochblechkassetten als Pflanzenträger. Im Forschungsprojekt namens Meadow Wall wird seit 2022 das gesamte System mit Unterkonstruktion, Bewässerungs- und Filteranlagen, Steuerung und Pflanzen in verschiedenen Wachstumszyklen getestet.
Systemaufbau und Umsetzung
Die Meadow-Wall-Fassade besteht aus 48 ausklappbaren Lochblechkassetten, jede mit Abmessungen von 1500 × 600 mm, die sich an der Süd- und Ostseite der Konstruktion befinden. Diese Kassetten enthalten spezielle Matten als Substrat, das Pflanzensamen aufnimmt und ihnen Halt bietet. Ein schützendes Blech trennt die Pflanzenkonstruktion von der eigentlichen Fassade des Gebäudes und verhindert so, dass die Begrünung die Gebäudestruktur beschädigt.
Schon nach wenigen Tagen zeigten die Pflanzen erste Keimlinge, und im Laufe der Zeit wuchs eine dichte Begrünung aus den Kassettenöffnungen. Die Bepflanzung wurde bewusst mit heimischen Wildblumen vorgenommen, die a die klimatischen Bedingungen angepasst sind und so auch die Artenvielfalt fördern.
Bewässerung und Kreislaufsystem
Ein durchdachtes Bewässerungssystem sorgt dafür, dass die Pflanzen optimal versorgt werden. Herzstück ist eine Steuereinheit, die Ventile, Sensoren und eine Pumpe umfasst und die Wasserversorgung genau überwacht.
Zusätzlich gibt es Tanks sowie Zu- und Steigleitungen, die das Wasser in die Kassetten leiten. Ein spezielles Tropfbewässerungssystem stellt sicher, dass die Pflanzen gleichmäßig mit Wasser versorgt werden, während Überschüsse aufgefangen und erneut in den Wasserkreislauf integriert wird. So wird Wasser gespart und die Anlage kann effizient betrieben werden. Die Steuerung erfolgt über eine Inspektions- und Wartungs-App, die alle Funktionen überwacht und sicherstellt, dass die Pflanzen immer in einem optimalen Zustand sind.
Während der Projektlaufzeit wurde die Wasser- und Pumptechnik mehrfach optimiert. Sensoren und Pumpen arbeiten nun noch energieeffizienter. Das System ist auf verschiedene Wetterlagen und klimatische Bedingungen angepasst und kann auch in Zeiten geringen Wasserangebots effizient arbeiten. Alle Komponenten sind darauf ausgelegt, dem Einsatz in urbanen Bedingungen gerecht zu werden und die Fassadenbegrünung so wartungsarm wie möglich zu gestalten.
Da die Kassetten flexibel an verschiedenen Gebäudefassaden angebracht werden können, lassen sie sich bei Neubauten sowie bei Bestandsgebäuden anwenden. Durch die Modulbauweise lässt sich das System an unterschiedliche Gebäudegrößen und Wandaufteilungen anpassen. Städte wie London, die im Rahmen ihrer Bauvorgaben auf Fassadenbegrünung setzen, könnten mit solchen Entwicklungen zukünftig weitere Flächen begrünen und das Mikroklima nachhaltig verbessern.