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Wir setzen auf „Made in Germany“!

Glaswelt – Herr Dr. Natusch, Die energetischen Anforderungen an unsere Gebäude steigen mit den Verschärfungen der Regelwerke (EnEV) weiter an, welche Rolle fällt dem zunehmenden Automatisierungsgrad von Rollläden und Sonnenschutz zu?

Natusch – Wir differenzieren hier zwischen der Motorisierungsquote und der Automatisierungsquote. Während die Anzahl der motorisierten Rollläden und Sonnenschutzbehänge in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist, konnte sich die intelligente Automatisierung noch nicht in diesem Maße durchsetzen. Wir haben bei Kundenbefragungen festgestellt, dass für viele Gebäude keine Steuerungen mitverkauft werden oder in vielen Fällen diese Steuerungen nicht genutzt werden. Wir sehen es als die Aufgabe der kommenden Jahre an, den Markt dahingehend zu entwickeln, dass Nutzer von Büro- und Wohnimmobilien die Bedeutung des intelligent gesteuerten Sonnenschutzes erkennen. Funktionen wie Energieeinsparung durch solare Gewinne im Winter, sommerlicher Wärmeschutz oder Komfortgewinn durch Licht­lenkung können nur in Symbiose von Behang, Antrieb und intelligenter Steuerung mit geeigneter Sensorik erreicht werden.

Glaswelt – Steuerungen spielen eine immer größere Rolle in der Gebäudetechnik und als Bestandteil der Gebäudehülle. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Natusch – Wir sehen einen deutlich segmentierten Markt: Während es einen bereits gut entwickelten Markt für komplexe Steuerungen gibt, die in mittleren und großen Objekten eingesetzt werden, sehen wir im Einfamilienhaus, bei Kleinobjekten und im Wohnungsbestand noch erheblichen Nachholbedarf. Deutliche Perspektiven sehen wir mittelfristig überall dort, wo Wohnraum vom Eigentümer selbst genutzt wird: Ihm werden wir als Branche die Vorzüge der intelligenten Automation vermitteln können. Den vermieteten Wohnungsbestand sehen wir derzeit für diese Produkte nur als untergeordnete Zielgruppe. Hier erweist sich die geringe Eigentumsquote von < 40 Prozent als Wachstumsbremse. Auf der Produktebene sehen wir gerade bei den Wohnraumnutzungen eine deutliche Integration der Bedürfnisse des Nutzers auf uns zukommen. Die Zusammenführung der Automation von Rollladen, textilem Sonnenschutz und Raffstoren einerseits und der Heizungssteuerung andererseits halten wir für realistisch. Die Einbindung der Lichtsteuerung werden wir hauptsächlich in Büroeinheiten sehen. Es lässt sich deutlich erkennen, dass der klassische Wandschalter nicht wegzudenken ist. Er wird jedoch Zusatzfunktionen im Bereich der Sensorik bekommen. Für die Funkfernbedienung – mit oder ohne Astro- und Szenarienfunktionen – sehen wir geringes Ausbaupotenzial. Diese Geräte werden zunehmend durch wesentlich komfortablere und auch preisgünstige Anwendungslösungen auf Smartphones ersetzt werden.

Glaswelt – Fensterbauer drängen immer stärker in den klassischen Markt der R+S Branche. Wie reagieren Sie als Unternehmen auf diese Entwicklung?

Natusch – Das Zusammenwachsen der Gewerke Fenster, Fassade und Sonnenschutz führt im Fachhandel zu veränderten Mechanismen in der Marktbearbeitung. Wir konzentrieren uns stark auf Konfektionäre und industrielle Hersteller von Fenster- und Sonnenschutzlösungen. Hier sehen wir zunehmend Produkte mit einem höheren Integrationsgrad der beiden Gewerke. Diese Entwicklungsprozesse unserer industriellen Kunden begleiten wir aktiv mit und tragen damit unseren Teil dazu bei, mit geeigneten und neuartigen Antriebskonzepten diese Fassaden- und Sonnenschutzkonzepte sicher realisierbar zu machen

Glaswelt – Sie fertigen in Deutschland. Wie sieht es denn mit Ihrer Fertigungstiefe und dem Zukauf von Teilen aus?

Dr. Marc Natusch – Wir setzen auf „Made in Germany“, denn Antriebe und Steuerungen für den Sonnenschutz bedürfen einer besonderen Produktkonzeption und Fertigungsqualität. Grund dafür sind die besonderen Witterungsbedingungen, denen diese Bauteile ausgesetzt sind und die hohen Anforderungen an die Lebensdauer. Die Antriebe sollen und müssen am Gebäude 15 Jahre und mehr wartungsfrei und ohne Ausfall arbeiten. Im Vergleich zur durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Automobils in Westeuropa, sind die Anforderungen am Gebäude somit deutlich höher. Vor diesem Hintergrund haben wir analysiert, wie wir diese Ziele dauerhaft und sicher erreichen können. Wir haben uns entschlossen, auf den Standort Deutschland zusetzen. Hier sehen wir deutliche Stärken bei der Entwicklung und Fertigung unserer Produkte. Während unser F+E-Bereich noch entwickelt, erstellen unsere Ingenieure im Maschinenbau bereits Konzepte für die hoch automatisierte Umsetzung der neuen Produkte. Durch hohen Automatisierungsgrad unserer Fertigung können wir eine sehr hohe Qualität erzeugen und auch bei hohen Löhnen wettbewerbsfähig bleiben. Unser Qualitätsziel lautet, in allen Produktbereichen über einen Bewertungszeitraum von fünf Jahren eine Ausfallquote von < 0,1 % aller ausgelieferten Artikel zu garantieren. Dieses Ziel werden wir 2013 in fast allen Baureihen erreichen. ­—

Die Fragen stellte Olaf Vögele, der Sonnenschutzexperte der GLASWELT.

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