Ein Lamellendach ist keine einfache Anschaffung – es handelt sich um ein komplexes Produkt, das optisch als auch technisch überzeugen muss. Qualität hat jedoch ihren Preis – was bei Billigangeboten häufig fehlt, ist die Garantie, dass erforderliche Standards wie Normen und Richtlinien eingehalten werden.
Gleiche Spielregeln für alle
Beim Kauf eines Lamellendaches müssen also Zertifikate und Nachweise vorhanden sein, um Qualität und Sicherheit sicherzustellen. Die CE-Kennzeichnung bestätigt, dass das Produkt den europäischen Sicherheitsanforderungen nach DIN EN 13561 entspricht, und ist für alle in der EU vermarkteten Produkte verpflichtend. Die Systemstatik nach DIN EN 1090 regelt die Anforderungen an die Ausführung von Stahl- und Aluminiumtragwerken. Ein nach DIN EN 1090 zertifiziertes Unternehmen gewährleistet, dass die Herstellung des Lamellendaches den europäischen Standards entspricht. Der Statiknachweis bestätigt, dass das Lamellendach den statischen Anforderungen entspricht und den Wind- und Schneelasten standhält. Der Hersteller oder Anbieter muss diese Nachweise bereitstellen, um die Sicherheit zu gewährleisten. „Leider wird in diesem Bereich mit zweierlei Maß gemessen, denn unsere Innungsfachbetriebe müssen diese Normen und Vorschriften erfüllen, während im Internet sozusagen ein rechtsfreier Raum besteht“, berichtet der Obermeister der Kölner R+S Innung Andre Urban. „Deshalb überprüfen wir unter Federführung des Sachverständigen Olaf Vögele diverse Dächer, um in Erfahrung zu bringen, ob hier alle erforderlichen Dokumente vorhanden sind, und die Dächer den strukturellen Anforderungen widerstehen können“, führt Urban fort.
Regen, Wind und Schnee
Regendicht beschreibt die Eigenschaft einer Baukonstruktion, das Eindringen von Regenwasser unter bestimmten Bedingungen zuverlässig zu verhindern. Dies bedeutet, dass die Oberfläche oder Struktur so gestaltet ist, dass Wasser weder durch Ritzen, Fugen, Poren noch durch andere potenzielle Schwachstellen eindringt. Die Dichtheit muss auch bei schräg auftreffendem Regen oder starkem Wind gewährleistet sein.
Die Definition und Berechnung von Schneelasten für Lamellendächer basiert auf spezifischen Normen, insbesondere den Eurocodes, um die Sicherheit und Tragfähigkeit der Konstruktion zu gewährleisten. Die Schneelast für ein Lamellendach hängt von der regionalen Schneelastzone ab. Hersteller müssen durch statische Berechnungen und Normenkonformität (z. B. nach Eurocode EN 1991-1-3) nachweisen, dass ihr Produkt für die vorgesehenen Lasten geeignet ist. Das bedeutet für den Onlinehandel Zone 3 mit > 1,10 kN/m2 (112 kg), da Deutschlandweit verkauft wird. Bei der zusätzlichen Anbringung von seitlichen ZIP-Screens oder Glasschiebeelementen müssen die entstehenden Windlasten in der Statik berücksichtigt sein.
Der definierte Testablauf
Das Lamellendach wurde nach der beiliegenden Montage- und Gebrauchsanleitung aufgebaut, und für den Regentest mittels einer Rohrkonstruktion gleichmäßig bewässert. Im Ergebnis zeigen sich bereits bei einer Wassermenge von 50 l pro m2/h Probleme mit der Dichtigkeit der einwandigen Lamellen, die über eine Materialstärke von 1 mm verfügen, bzw. mit dem Überlaufen der Innenrinnen. Für den Schneelasttest mit Wasserbecken wurden die Lamellen nach Gebrauchsanweisung geöffnet. Auch bei geöffneten Lamellen kommt es zur Schneedecke auf den Lamellen, die sich durch eine Kombination von physikalischen und meteorologischen Faktoren bilden kann (siehe Zweige an Bäumen). Die Wasserbecken wurden über einen Turbinenradzähler als Meßgerät gleichmäßig befüllt. Die Struktur versagte bei ca. 58 kg/m2. Die seitliche Kombinationslast Wind durch den mitgekauften ZIP-Screen konnte wegen dem Versagen nicht mehr getestet werden.
Erschreckendes Ergebnis
„Nicht Regendicht, beim Schneelasttest vor der Mindestanforderung (66 kg/m2) versagt, Gefahr für Leib und Leben, falsches CE-Zeichen und keine Dokumente zur Statik etc.“, resümiert der Sachverständige Vögele, und vergibt die Note 6 wegen ungenügender Sicherheit der Struktur, und damit ausdrücklich keine Kaufempfehlung für das getestete Produkt aus dem Onlinehandel.
Mehr sein als Schein?
Das Angebot von Pergolen mit Lamellen (Terminologie DIN EN 12216), allgemein Lamellendächer genannt, ist äußerst vielfältig. Bei der getesteten Größenordnung liegen Preise je nach Hersteller bei ca. 1.200 bis ca. 15.000 Euro. Im Onlineangebot auf Social Media dominieren günstige Varianten. Bei Autos gibt es auch entsprechende Preisspannen, aber immer eine Zulassung durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Bei Billigdächern wie in diesem Fall fehlen alle Nachweise. Mal sehen, was weitere Tests ans Tageslicht befördern.Foto: GLASWELT