Am 29. Juli 2021 trat das Europäische Klimagesetz in Kraft. Damit verpflichtet sich die EU, bis 2030 ihre Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 zu senken. Die dafür notwendige Dekarbonisierung der Energieversorgung stellt eine enorme Herausforderung dar. Der österreichische Bundesverband Sonnenschutz (BVST) weist in diesem Zusammenhang erneut auf dynamischen, zeitgemäßen Sonnenschutz als wesentliche Schlüsseltechnologie hin.
Es gilt, sehr rasch alle Optionen auszuschöpfen, um das wichtige Ziel zu erreichen. Demgegenüber stehen u. a. die Prognosen der International Energy Agency zur aktiven Raumkühlung: Sie schätzt in ihrem „Business-as-usual“-Szenario, dass in Europa die Anzahl an Klimageräten von derzeit 115 Mio. auf 275 Mio. Einheiten im Jahr 2050 ansteigen wird. Dazu Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des BVST in Österreich: „Jede zusätzliche Belastung erhöht das Risiko, dieses Ziel nicht zu erreichen! Wir müssen also verstärkt bereits bestehende und bewährte Technologien nutzen. Dynamischer Sonnenschutz ist eine passive Maßnahme, mit der man beim Kühlen Energie spart.“
Haupttreiber für den steigenden Kühlbedarf dürfte zum einen die zunehmende Überwärmung von Gebäuden aufgrund des Klimawandels, aber zum anderen ebenso der gestiegene Komfortbedarf der Gebäudebenutzer sein. Mehr Klimaanlagen benötigen jedoch mehr Strom, und das wirkt sich auch auf die Treibhausgasemissionen aus, da nur ein Teil der Anlagen mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Dazu kommt, dass sich die Außentemperatur – speziell im urbanen Gebiet – durch die entstehende Abwärme stark erhöht. Gerstmann: „Weniger als 50 % der Gebäude in der EU mit Raffstoren, Rollläden oder Markisen ausgestattet, und davon ist ein großer Teil nichtdynamisch oder nicht automatisiert. Dieses Potenzial gilt es generell zu heben“.
Der Schutz vor Überwärmung muss in der Planung stets ganzheitlich betrachtet werden, damit keine Rebound-Effekte in Kauf genommen und Einsparpotenziale beim Kühlen nicht oder nur teilweise genutzt werden. Werden transparente Flächen mit intelligent gesteuerten Sonnenschutzsystemen beschattet, können in der Heizperiode die solaren Gewinne genutzt und die Fenster zusätzlich gedämmt werden. Abgesehen davon maximiert eine variable Beschattung die Tageslichtversorgung von Innenräumen.
Eine aktuelle Studie, die von der European Solar Shading Organisation (ES-SO) in einem Positionspapier veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass mit effektivem Sonnenschutz der Energieverbrauch fürs Kühlen – im Vergleich zur Kühlung ohne Beschattung – auf deutlich niedrigerem Niveau gehalten werden kann. Das spart bis 2050 ca. 14,6 Mrd. Euro jährlich ein.