Glaswelt – Herr Heydebreck, kommen wir doch direkt aus den Punkt. Was macht den Holzrollladen aus ihrem Blickwinkel so besonders?
Bernd Heydebreck – Der Holzrollladen in unserem Handwerk ist der nachhaltigste und zudem optisch schönste Rollladen. Er entspricht dem z. B. dem ökologischen Baukriterienkatalog in München, der seit 1995 Vorgaben macht mit Rohstoffen und Energie sparsam umzugehen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Damit sollen gesunde Wohnverhältnisse und günstige Energie- und Lebenszykluskosten erreicht werden. Mit den verbindlichen Kriterien zum nachhaltigen Bauen werden Maßnahmen für nachhaltiges Bauen gefördert. Vorgaben, die wir mit dem nachhaltigen Werkstoff Holz ganz locker erfüllen können.
Glaswelt – Woher kommt das ganze Holz, das Sie zu Holzrollläden verarbeiten?
Heydebreck – Vornehmlich beziehen wir unser Holz aus Skandinavien, das heißt Schweden und Finnland, aber auch Norwegen. Hier haben die Baumstämme die entsprechenden Durchmesser um später Stabprofile mit stehenden Jahresringen fertigen zu können. Auch die Anforderungen astfrei, rissefrei, bläuefrei und wenig Harz werden hier bestens erfüllt. Da der Holzmarkt momentan relativ leergekauft ist, suchen wir mittlerweile auch in Russland nach geeigneten Hölzern. Die Beschaffung in ausreichenden Mengen und hoher Qualität gestaltet sich zur Zeit durch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten zusätzlich als schwierig. Deshalb haben wir vorsorglich auf Vorrat eingekauft, um für unsere Kunden dauerhaft und gewohnt hochwertig lieferfähig zu sein.
Glaswelt – Warum kaufen Sie ihren Holzbedarf nicht in Deutschland?
Heydebreck – Stehende Jahresringe, wie wir sie verwenden bedingen größere Stammdurchmesser. Geeignetes Kiefernholz aus Deutschland, wie z. B. aus Mark Brandenburg erreicht in der Regel einen Durchmesser von einem halben Meter, sodass sich daraus nur Bretter mit liegenden Jahresringen fertigen lassen. Außerdem dürfen nur Nadelhölzer mit äußerst geringem Harzgehalt für unsere Holzrollladenstäbe eingesetzt werden.
Glaswelt – Wie lange hält ein Holzrollladen?
Heydebreck – Bei vernünftiger Pflege sicher um die 100 Jahre. Das bedeutet das wir die „Lebensdauer“ einer Kiefer, die nach 100 bis 120 Lebensjahren – also nach dem Zenith ihres Lebens – gefällt wird, ein weiteres Leben in unserer eigenen unmittelbaren Lebensumgebung schenken. Natürlich sollte ein Holzrollladen regelmäßig gereinigt und alle 12 bis 15 Jahre nachbearbeitet und werden. Das heißt im Idealfall eine Erneuerung des Anstrichs mit einer mittelschichtigen Lasur mit geringem Glanzgrad.
Glaswelt – Das GEG macht klare Vorgaben zum Rollladenkasten? Wie gehen Sie damit um?
Heydebreck – Die Reduzierung der Rollräume hat sicherlich Auswirkungen auf die Einsetzbarkeit der Rollladenpanzer. Dazu kommt der Trend zu bodentiefen Fenstern, die große Rollräume bei Einsatz von Rollläden erfordern. Im Regelfall können wir bei entsprechender Planung auch in diesem Bereich unsere Holzrollläden einsetzen. Eine frühe Einbindung in die Planung ist hier sicherlich sehr förderlich. Gleiches gilt für die Renovierung, werden wir früh genug in die Planungen involviert, können wir für die meisten Einsatzfälle eine Lösung für unsere Kunden realisieren.
Glaswelt – Was ist mit dem Denkmalschutz?
Heydebreck – Hier spielen wir mit dem Holzrollladen unsere vollen Stärken aus, da wir sie individuell bearbeiten können. Details wie eingefräste Lichtschlitze, oder jede andere Form von Einfräsungen sind für uns tägliches Business. Mit unseren Möglichkeiten die Oberflächen lasiert, oder nach RAL- oder NCS- Farbkarte lackiert anzubieten, schaffen wir für alle Anforderungen eine Lösung. Geht es um alternative Holzarten, dann können wir auch Oregon Pine, Hemlock, Western Red Cedar, oder sibirische Lärche bieten, um entsprechende Kundenwünsche zu erfüllen.
Glaswelt – Sie feiern in knapp zwei Monaten 40 Jahre Heydebreck. Was treibt Sie an?
Heydebreck – Ich sehe uns als Manufaktur mit einem hohen Qualitätsanspruch. Und diese Position möchte ich einfach weiter ausbauen.
Glaswelt – Die R+T 2022 in Stuttgart steht vor der Tür. Wie sehen hier ihre Planungen aus?
Heydebreck – Die R+T ist nach wie vor eine sehr wichtige Branchenveranstaltung für uns. Die Kontaktpflege mit unseren Bestandskunden, und das Zeigen unser umfangreichen Produktpalette auf einem Messestand zur Neukundenakquirierung sind wichtige Punkte in unserem Vertriebskonzept, um die Weiterentwicklung unseres Unternehmens erfolgreich voranzutreiben. Gerade nach der kontaktarmen Zeit im letzten Jahr freuen wir uns unsere Kunden wieder zu treffen.
Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Olaf Vögele in Forstern