Glaswelt – Herr Barth, seit gut einem Jahr ist DuoTherm Teil der StellaGroup. Was hat sich dadurch für das Unternehmen geändert?
André Barth – Wir sind internationaler aufgestellt. Es sind viele Synergien innerhalb der Gruppe entstanden, wir profitieren gegenseitig beim Know-how, den Vertriebswegen, bei der Materialbeschaffung, und auch im Hinblick auf Produktentwicklung. All das führt dazu, dass wir nun noch dynamischer, noch flexibler agieren können. Was uns ein großes Stück vorangebracht hat.
Glaswelt – Das bedeutet für Sie persönlich?
Barth – Geschäftsführer eines Unternehmens zu sein, das Teil eines großen Konzerns ist, hat meinen Blickwinkel und meine Denk- und Herangehensweise verändert. Wir sind nun breiter aufgestellt, und unsere neuen Optionen erlauben es, viel strategischer zu denken und das Unternehmen mit größerem Weitblick zu entwickeln. Allein die Möglichkeit, sich auf internationaler Ebene mit Partnern fachlich auszutauschen und Ziele gemeinsam zu erörtern, erlebe ich als eine große Bereicherung.
Glaswelt – Wenn Sie insgesamt auf 2021 blicken, wie sehen Sie es im Vergleich zu 2020?
Barth – Es liegt ein sehr turbulentes Jahr hinter uns. Es gab viele Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen. Allein die Materialbeschaffung und die Preisentwicklung hat uns – genauso wie die gesamte Branche – in Atem gehalten. Aber bedingt durch die Integration in die StellaGroup hatten wir natürlich noch mehr zu stemmen. Wir haben mit der Einführung eines neuen ERP-Systems begonnen, um so unseren Kunden mittelfristig einen Konfigurator mit Schnittstellen zu diversen Fensterbau-Softwares bieten zu können. Und nicht zuletzt haben wir viel Energie in die Entwicklung neuer Produkte gesteckt.
Glaswelt – Trotz der anhaltenden Corona-Situation ist der Bau nach wie vor gut aufgestellt. Spürt DuoTherm überhaupt etwas von der Krise?
Barth – Die Auftragslage ist sehr gut: Eingänge und Anfragen sind unverändert hoch. Immer häufiger hören und erleben wir jedoch, dass insbesondere im Einfamilienhausbereich ein bereits geplanter Baubeginn zurückgestellt wird. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Materialpreise, die auch wir spüren.
Glaswelt – Die Politik will 400 000 neue Wohnungen bauen. Rosige Zeiten für den Bau?
Barth – Natürlich ist das erst einmal eine gute Nachricht. Ich bin jedoch noch skeptisch, weil ich aktuell nicht erkennen kann, wie das umgesetzt werden soll. Den Bauämtern fehlt es an Personal, die Ausweisung von Bauland geht nur schleppend voran, und die Materialknappheit gibt uns ebenfalls zu denken. Sehr wichtig bleiben in diesem Zusammenhang Sanierungen: Die Sanierung von Bestand wird künftig einen noch höheren Stellenwert haben als heute. Und auch hier müssen wir noch drei bis vier Gänge zulegen – vor allem im Hinblick auf die zu erreichenden Klimaziele.
Glaswelt – Rollläden, Raffstoren, Screens: Welche Entwicklungen beobachten Sie?
Barth – Als Zulieferer für die Fensterhersteller sind Rollläden unser Hauptprodukt. Wir beobachten, dass das Qualitätsbewusstsein in diesem Bereich steigt: Der Anteil an Aluminium- gegenüber PVC-Produkten nimmt stetig zu. Allerdings hat auch die Nachfrage nach Raffstore und Tuchverschattung in den vergangenen Jahren zugenommen. Ich denke, dass wir auch bei diesen Produkten weitere positive Impulse erleben.
Glaswelt – Welche Herausforderungen sehen Sie noch auf die Branche zukommen?
Barth – Die Konzentration in der Sonnenschutzbranche hat schon vor einigen Jahren begonnen und wird sich auch in Zukunft weiter fortsetzen. Kleinere Unternehmen werden Probleme bekommen, sich gegen große Konzerne zu behaupten – insbesondere bei Auftragsrückgängen. Darüber hinaus gewinnt die Entwicklung energiesparender und CO2-einsparender Produkte stetig an Bedeutung.
Glaswelt – Die FENSTERBAU FRONTALE wurde von Ihnen abgesagt. Warum?
Barth – Wir hätten zum ersten mal in Nürnberg teilgenommen. Die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren. Insofern ist uns die Entscheidung, die Teilnahme abzusagen, außerordentlich schwer gefallen. Die mit der Pandemie verbundenen Unwägbarkeiten haben uns jedoch letztlich zu diesem Schritt bewogen. Angesichts einer ungewissen Entwicklung bis Ende März haben viele Systemhäuser – darunter auch einige unserer Lieferanten – bereits ihre Teilnahme abgesagt. Darüber hinaus habe sich in Gesprächen gezeigt, dass auch viele Kunden und Partner aufgrund der Lage von einem Messebesuch absehen wollen. Es ist aus unserer Sicht nicht davon auszugehen, dass die internationale Messe auf gewohnte Weise Aussteller und ein großes Publikum zusammenbringen kann, so dass wir auf unseren ersten, langersehnten Auftritt verzichten.
Glaswelt – Vielen Dank für die interessanten Informationen.