_ Früher als Orangerie bezeichnet und meist zur Sammlung von exotischen, nicht winterfesten Gewächsen entstanden, sind heute die daraus weiterentwickelten und vor allem als Wohnraumerweiterungen genutzten Wintergärten oder Glashäuser technisch sehr komplexe Gebilde. Mit dem Aufkommen der Wintergärten in den 1980er Jahren entstanden auch viele Fragen im Umgang mit den neuen Wohnräumen. Im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt, waren da das am häufigsten auftretende Problem. Sonnenschutz wurde meist erst dann nachgerüstet, wenn Pflanzen vertrocknet und Sofa und Parkett farblich verschossen waren. Haben sich die verschiedenen Handwerksbereiche früher eher einzeln mit den Themen Glasbau und Sonnenschutz befasst, so findet man heute vermehrt „Komplettlösungen”, bei denen versucht wird alle Gewerke zu berücksichtigen.
Die Physik nutzen
Der sogenannte Treibhauseffekt ist im Bereich der Wintergärten und Glashäuser eigentlich eine sehr positive Erscheinung, die unberücksichtigt von der viel diskutierten globalen Erderwärmung schon immer seit der Entstehung des Klimas auf dem Erdball stattgefunden hat. Dem Energieeintrag (Konvektion und Absorption) durch die Sonnenstrahlung folgte eigentlich schon immer die Abgabe der Energie in Richtung Weltraum, wenn die Atmosphäre transparent, sprich nicht wolkenverhangen ist.
Dieser Prozess der Erwärmung und Strahlungszunahme setzt sich ungeachtet von anderen Einflüssen so lange fort, bis wieder ein Gleichgewicht zwischen absorbierter Strahlung und Energieverlust entsteht. Und genau hier gilt es Einfluss zu nehmen, um sich die physikalischen Gegebenheiten zu eigen zu machen. Im Klartext bedeutet das, im Sommer eintretende Strahlungsenergie durch Sonnenschutz zu reduzieren und mit der Nachtlüftung die aufgeladenen Kernspeichermassen (Wände, Boden etc.) wieder abzukühlen, bzw. im Winter die Strahlungsenergie zu nutzen, um die Kernspeichermassen gezielt aufzuheizen und diese Energie für die Nachtstunden zu konservieren. Nichts anderes war der aufgeheizte Backstein, der früher den Kindern in kalten Nächten mit ins Bett gegeben wurde.
Was regelmäßig im Bereich der Wintergartenmarkisen nicht genutzt wird, ist das Ausfahren des eigentlichen Sonnenschutzes in der Nacht. Gerade hier kann in kalten und vor allem klaren Nächten der Verlust durch Strahlungsenergie in Richtung Weltraum deutlich reduziert werden. Was bei den Gardinen oder Rollos im Innenraum, bzw. mit dem Rollladen vor den Fenstern geübte Praxis ist, wird beim Sonnenschutz über Festverglasungen meistens nicht praktiziert.
Obwohl ein jeder die Markise in den Abendstunden gerne ausfährt, um zusammen mit dem aufgewärmten Steinboden eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, wird dieser Gedanke bei der Wintergartenmarkise nicht fortgeführt. Mit dem Unterschreiten des Schwellwertes für die Helligkeit fährt der Behang in der Regel in den späten Nachmittagsstunden in den geschützten Markisenkasten ein und kommt frühestens am nächsten Morgen wieder ans Tageslicht.
Die richtige Kombination
Um einen optimalen Energiehaushalt im Wintergarten zu erreichen, spielt die Wahl der Beschattungselemente eine entscheidende Rolle. Im Bereich der Dachverglasung haben sich außen liegende textile Beschattungsanlagen als nutzbringenste Variante gezeigt. Hiermit können die Strahlungseinträge perfekt gesteuert, und bei richtiger Farbauswahl des Stoffgewebes kann gleich-zeitig der Tageslichteintrag optimiert werden. Um die gleiche Konstellation im Bereich der senkrechten Glasflächen zu erreichen, stellen Raffstoren eine gute Lösung dar. Optimale Abminderungswerte werden durch einen möglichst hohen Tageslichteintrag mittels der verstellbaren Lamellen ergänzt. Natürlich bilden hier auch textile Produkte bei entsprechender Farbwahl gute Lösungsmöglichkeiten ab, solange der Sonnenschutz außen ilegend angebracht wird. Alles entscheidend für eine optimale Energiebilanz ist hier vor allem das Thema Steuerung. Hier geht es aber nicht nur um die Steuerung des Sonnenschutzes nach Lichtintensität, sondern um die Kombination mit den Bereichen Innentemperatur und Lüftung. Nur so kann im Sommer- und Winterfall wie zuvor beschrieben ein ausgewogenes Raumklima geschaffen werden. Um das Thema Strahlungsschirm zu optimieren, sollte die Steuerung zudem mit einem Eis- bzw. Frostwächter ergänzt werden, um im Falle von Schnee und Frost eine Beschädigung der Sonnenschutzanlagen zu verhindern.
Grundvoraussetzung für die optimale Nutzung von Wintergärten oder Glashäusern werden neben dem Thema Steuerung in Zukunft auch die Geräuschentwicklung von Antrieben im Bereich Lüftung und Sonnenschutz sein. Dazu gilt es für die Fachbetriebe akustisch entkoppelte Montagen von Sonnenschutzanlagen auf den Glaskonstruktionen zu schaffen, und für die Herstellerindustrie leisere Antriebe anzubieten. So wird der neue Wohnraum wirklich lebenswert. —