Von Juli 2013 bis Mai 2015 untersuchte die Europäische Kommission mit einer Studie (ENER Lot 32) durch eine technischen, ökologischen und wirtschaftliche Analyse Fenster, wie laut Artikel 15 der Ökodesign-Richtlinie 2009/125 / EG erforderlich ist. Der BF (Bundesverband Flachglas) hat aktuell seine Unterstützung für ein aussagekräftiges EU-energy label gegenüber den deutschen Experten in diesem Verfahren ausgedrückt, das im vorgelegten Vorschlag der Kommision auch den Sonnenschutz berücksichtigen wird.
Dem Gegenüber hat sich die vor kurzem neugegründete Interessenvertretung EuroWindoor AISBL der europäischen Fenster-, Außentüren- und Fassadenindustrie in einem ersten Positionspapier gegen das geplante europaweite Energy Label ausgesprochen.
Stellungsnahmen aus dem Bereich der Sonnenschutzverbände BVRS und ITRS liegen zu den aktuellen Entwicklungen nicht vor.
Die bisherige Organisation EuroWindoor als eine Kooperation der europäischen Materialverbände FAECF, FEMIB, EPW und UEMV hatte sich vorher aufgelöst. EuroWindoor AISBL wurde am 28. April 2015 in Brüssel gegründet und erhielt am 10. August die offizielle königliche Anerkennung in Belgien und kann seit dem organisatorisch und gesetzlich uneingeschränkt aktiv werden. In Kopenhagen tagten am 1. Juli 2015 erstmals Vorstand (Directing Council) und Hauptversammlung (General Assembly). Außer den Positionspapieren verabschiedete EuroWindoor AISBL auch sein Arbeitsprogramm, mit dem der neue Verband zukünftig die Interessen der europäischen Fenster-, Tür- und Fassadenbranche vertritt.
Infragestellung des Nutzens eines europäischen Energielabels durch EuroWindoor AISBL
Obwohl EuroWindoor sich nachdrücklich für europaweite Maßnahmen zur Energieeffizienz einsetzt, will der Verband das vorgeschlagene europäische Energielabel nicht unterstützen. Begründung: "Fenster werden mit ihren sehr spezifischen Produkteigenschaften bereits national geregelt. Außerdem hängt die Energieeffizienz von Fenstern von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab wie etwa den unterschiedlichen Klimaeigenschaften (selbst innerhalb einzelner Länder), der jeweiligen Himmelsrichtung des verbauten Fensters und verschiedener Gebäuderichtlinien. Aufgrund der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) sind die Mitgliedstaaten bereits für die Festlegung kostenoptimaler Energieeffizienzanforderungen für Gebäude und Komponenten verantwortlich. Zudem gibt es bereits eine CE-Kennzeichnung für Fenster. Schließlich wurde durch die Europäische Kommission kein deutlicher Zusammenhang zwischen der Einführung des EU-Energielabels und Energieeinsparungen belegt. Ein EU-Energielabel dürfte kaum hilfreich sein, Verbraucher bei der Wahl von energie- und kostenoptimalen Produkten in ganz Europa zu unterstützen. Somit ist es sehr unwahrscheinlich, dass die erwarteten Vorteile aus der Einführung des Labels tatsächlich eintreten."
EuroWindoor engagiere sich für die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden in Europa. Deswegen schlägt die Interessensvertretung eine Alternative zum EU-Energielabel vor: eine neue Regelung innerhalb der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) mit Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden für Neubau und Sanierung, die auf der vollständigen Energiebilanz beruht (einschließlich solarer Gewinne) und nicht nur auf dem U-Wert, mit dem ausschließlich der Wärmeverlust angegeben wird, jeweils spezifiziert nach den besonderen klimatischen Bedingungen der verschiedenen Mitgliedstaaten.
Der Bundesverband Flachglas äußerte sich zu dem Thema in seinem Brief an die Experten. Lesen Sie hier in Auszügen:
"Der Bundesverband Flachglas (BF) vertritt die Belange der Unternehmen, die Glas für den Gebäudesektor produzieren und vertreiben. Die rund 110 Mitgliedsunternehmen mit rund 220 Betriebsstätten repräsentieren ca. drei Viertel der Branche. Die gesamte Branche umfasst rund 27.000 Beschäftigte; der Gesamtumsatz betrug 2014 rund 2,5 Mrd. Euro. Zu unseren Mitgliedsunternehmen zählen sowohl die industriellen Hersteller von Basisglas als auch die in der Regel mittelständischen Unternehmen, die dieses zu anwendungsfertigen Produkten wie hoch wärmedämmenden Isoliergläsern weiter verarbeiten.
[...] Wir möchten mit diesem Brief gegenüber Ihnen als den deutschen Experten in diesem Verfahren unsere Unterstützung für ein EU-energy label ausdrücken. Unser Verband und unsere Branche befürworten ein aussagekräftiges EU-energy label für Fenster. Die erwarteten Vorteile der Einführung eines solchen labels, wie sie in der Studie quantifiziert werden, sprechen für sich selbst. Gegenüber dem „Business-as-usual-Szenario“ könnte die Einführung
- Einsparungen im Endenergieverbrauch bewirken;
- zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen;
- Gesamtkosten für Verbraucher und Gesellschaft reduzieren
- und positive Beschäftigungseffekte auslösen.
Auf nationaler Ebene würde ein EU-label unsere Baugesetzgebung unterstützen. Nationale Verordnungen stellen Anforderungen an die energetische Qualität, während ein EU-label Verbrauchern bei der Auswahl von Fenstern hilft (d. h. Fokus auf dem Wohngebäudebereich). Dadurch, dass genaue und verständliche Informationen zur Verfügung gestellt werden, können Verbraucher Lösungen oberhalb der Mindestanforderungen wählen.
Diese Marktanreize auf EU-Ebene werden uns helfen, die Strategie zur Gebäudesanierung in unserem Land zu realisieren und gleichzeitig die Funktion des Marktes stärken. Für mehr Information laden wir Sie ein, eine Website mit kurzen Infografiken und Videos zu besuchen, die von unserer EU-Schwesterorganisation Glass for Europe entwickelt wurde: www.windowenergylabel.eu.
In Deutschland unterstützt der BF den Ansatz, der von unseren Kollegen auf europäischer Ebene entwickelt wurde. [...] Es ist wichtig, dass das Label sowohl robust als auch einfach zu verstehen und einzuführen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Flachglas"
Infos zu der Lot 32 Ecodesign Preparatory Study on Window Products