Im Bereich von Einfamilienhäusern und dem Erdgeschoss von Mehrfamilienhäusern erfolgt das unerlaubte Eindringen zu ca. 70 Prozent über Fenstertüren oder andere erreichbare Fenster. Als Haupteinbruchsmethode ist das Aufhebeln der Fensterflügel vorherrschend. An ungesicherten Fenstern benötigen die Täter meist weniger als 1 Minute, um in das Gebäude einzudringen. In ca. 12 Prozent der Fälle wird das Glas eingeschlagen, um dann mit der Hand oder mit Werkzeug das Fenster über den Griff zu öffnen. Nur ca. 1 Prozent der Täter schlagen das Glas so weit heraus, dass sie durch die entstandene Öffnung durchsteigen können. Bei ca. 8 Prozent der Fenster muss sich der Täter gar nicht plagen, da das Fenster bereits gekippt und damit auch schon offen ist.
Um Tätern einen möglichst hohen mechanischen Widerstand gegen unerlaubtes Eindringen bei Fenstern entgegenzusetzen, sind folgende Konstruktionsprinzipien anzuwenden:
Stabiles Rahmenmaterial: Ein einbruchhemmendes Fenster kann aus Holz, Kunststoff, Metall oder Materialkombinationen konstruiert werden. Bei der Auswahl des Holzes sollte auf eine möglichst hohe Dichte und gleichmäßigen Faserverlauf geachtet werden. Unabhängig vom Material sollten die Dimensionen der Profile möglichst groß sein. Die Eckverbindungen sind besonders sorgfältig und vollflächig zu verkleben oder zu verschweißen.
Verwinkelte, tiefe Fälze: Bei intelligent ausgeführten Falzgeometrien wird es dem Täter schwer gemacht, die Einbruchswerkzeuge effektiv anzuwenden. Die Fälze sollten daher entweder sehr tief und schmal oder als Doppelfalz ausgeführt werden. Zusätzlich können Verstärkungswinkel angebracht werden.
Verstärkte Beschläge mit Pilzzapfen: Das Beschlagsystem muss die bei einem Einbruchversuch entstehenden Lasten aufnehmen können und in den Rahmenstock ableiten. Dazu werden entsprechend stabil ausgeführte Beschläge mit Pilzzapfen verwendet. Diese Pilzzapfen verhaken sich mit dem zugehörigen Sicherheitsschließstück. Zur sicheren Befestigung der Beschläge am Fenster sind ausreichend dimensionierte Schrauben zu verwenden, die in unterschiedlichem Winkel gesetzt werden (Schrägverschraubung). Bei Holz muss vorgebohrt werden oder es sind Schrauben mit Bohrspitze zu verwenden.
Glashaltesystem und Verklotzung: Damit die Verglasung sicher im Fenster verankert bleibt, ist die Glasanbindung besonders sorgfältig zu konstruieren. Dies kann durch verstärkte und verschraubte Glashalteleisten, durch Winkelprofile im Glasfalz oder durch Verklebung erfolgen. Beim Verkleben ist zuerst die Verträglichkeit des Klebers mit dem Glas, dem Randverbund und dem Fenstermaterial abzuklären. Die Klebeflächen sind zu reinigen und bei Bedarf mit Haftvermittlern zu behandeln. Zur Verklebung sind 2-Komponenten-Klebstoffe am besten geeignet, da sie mit dem beigemischten Härter rasch aushärten.
Neben der technisch notwendigen Verklotzung zur Lage- und Winkelsicherung sind im Bereich sämtlicher Verriegelungspunkte (Pilzzapfen) Distanzklötze anzuordnen und in ihrer Lage zu sichern. Durch die Distanzklötze wird bei einem Einbruchversuch die Kraftableitung in das Bauwerk sichergestellt und das seitliche Wegdrücken der Rahmenprofile verhindert.
VSG-Glas: Für einbruchhemmende Fenster und Verglasungen ab der Widerstandsklasse 2 ist Verbundsicherheitsglas (VSG) gemäß ÖNORM EN 356 zu verwenden. Solches Glas besteht aus zwei oder mehreren Floatglasscheiben, zwischen die eine zäh-elastische Folie aus Polyvinylbutyral (PVB) eingeklebt wird. In Tabelle 1 sind die Widerstandsklassen des VSG den Einbruchswiderstandsklassen zugeordnet.
Das VSG soll vor allem verhindern, dass ein Einbrecher das Glas einschlägt und mit der Hand den Fenstergriff betätigt oder durchsteigt. Auf diese Angriffsmethode basiert die Klassenzuordnung der Tabelle 1. Bei verglasten Türen in Fluchtwegen, die mit Notausgangs- oder Panikverschlüssen ausgestattet sind, könnte der Täter nach Durchstechen des Glases den Drücker oder die Querstange an der geschützten Seite mit dem Werkzeug betätigen. Für diese Elemente muss dann VSG mit einer Einlage von mind. 4 mm Polycarbonat verwendet werden.
Sperrbarer Fenstergriff: Gemäß Vornorm ENV 1627 ist ab WK 1 ein sperrbarer Fenstergriff zu verwenden. Dieser verhindert, dass nach Glaseinschlagen (Normalglas in WK1 zulässig!) und Durchgreifen das Fenster über den Griff geöffnet wird.
Montage und Befestigung: Einbruchhemmende Fenster sind besonders gut im Bauwerk zu verankern. Zumindest an jeder Elementecke und bei jedem Verriegelungspunkt sollte eine Befestigung erfolgen. Der verbleibende Spalt zwischen Fensterstock und Bauwerk ist z.B. mit Hartholz- oder Kunststoffklötzen druckfest zu hinterlegen. Damit wird das Setzen von Einbruchswerkzeugen erschwert und die Belastungen können in das Bauwerk abgeleitet werden.
Bei Beachtung dieser Konstruktionsregeln sollte das Fenster einen so hohen Widerstand gegen Einbruchversuche leisten, dass der Täter aufgibt und unverrichteter Dinge weiterzieht.
Nachweis der Einbruchhemmung
Die Anforderungen und Prüfungen für einbruchhemmende Bauteile sind in den europaweit gültigen Normen Prüf- und Klassifizierungsnormen ENV 1627, 1628, 1629 und 1630 geregelt. In ENV 1627 sind in Hinblick auf unterschiedliche Gefährdungen und Täterprofile 6 Widerstandsklassen definiert. Davon abhängig sind die Anforderungen und Prüflasten.
Die Prüfung gliedert sich in 3 Teile:
- statische Belastung gemäß ENV 1628 und Messung der Verformungen
- dynamische Belastung gemäß ENV 1629 mit einem Sandsack. Dies soll jene Belastungen simulieren, die durch Vandalismus auftreten können.
- Zusätzlich ab Widerstandsklasse 2: manuelle Einbruchversuche gemäß ENV 1630 mit genormten Werkzeugsätzen. Dabei versuchen die Prüfer, in einer genau definierten Zeitspanne das einbruchhemmende Fenster wie ein richtiger Einbrecher aufzuhebeln oder zu überwinden.
Die Anforderungs- und Prüfnormen sind in Europa einheitlich. Zusätzlich existieren in vielen Ländern Richtlinien zu einer Produktzertifizierung.
Ausblick
Derzeit befinden sich die Normen ENV 1627 – 1630 in Überarbeitung. Es ist davon auszugehen, dass das in Österreich und Deutschland eingeführte Schutzniveau beibehalten werden wird.|
Autor
Martin Wieser ist seit 1997 bei der Holzforschung Austria (https://www.holzforschung.at/) in Wien und hat die Arbeitsschwerpunkte Türentechnik und Einbruchhemmung
Fenster-Türen-Treff vom 6. bis 7. März 2008
Branchentreff der Fenster-, Türen- und Fassadenhersteller samt Zulieferbetrieben
Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen – mit ihm wächst auch der Markt für den Einbruchschutz im Wohn- und Objektbereich. Fenster und Türen nehmen dabei eine besondere Stellung ein. Diesen aktuellen Themenbereich Kriminalität / Einbruchsprävention und Sicherheitstechnik stellt der Fenster-Türen-Treff als Kommunikationsplattform der Branche vom 6. bis 7. März 2008 in Innsbruck/Igls in den Fokus. Im Reigen der Vorträge spannen wir dabei den Bogen von kriminalpsychologischen Aspekten bei Wirtschaftsdelikten über technische Fragen bis hin zu integralen Sicherheitskonzepten der Zukunft.
Der letzte Schwerpunkt befasst sich mit Klima-/Wärmeschutz. Klimawandel und Wärmetechnik sind in Diskussion, auch gekoppelt mit geänderten Förderrichtlinien. Die für die nahe Zukunft in Aussicht gestellte Marktreife von Vakuumisoliergläsern wird beim Fenster-Türen-Treff diskutiert. Sie könnte demnächst eine Alternative zum Dreischeibenisolierglas bieten.
Neben der bewährten Unterstützung durch die Plattform Fenster und Fensterfassaden sowie der Kooperation mit dem Österreichischen Arbeitskreis Kunststofffenster, dem Fachverband der Holzindustrie Österreichs - Berufsgruppe Bau und der Bundesinnung der Tischler, konnte heuer die Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in Biel, ins Boot der Kooperationspartner geholt werden.
Für diesen Branchentreff haben wir Innsbruck/Igls als zentral in Mitteleuropa gelegenen Tagungsort ausgewählt. Ausreichend Raum und Zeit für Kommunikation und Ideenaustausch werden die Teilnehmer des Fenster-Türen-Treffs 2008 in den Pausen und bei der Abendveranstaltung finden.
Information und Anmeldung:
Sandra Fischer, Tel. +43 (1) 798 26 23-10