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„Wir haben viel erreicht“

Glaswelt – Herr Grönegräs, wie ist die Stimmung unter den Verbandsmitgliedern?

Jochen Grönegräs – Mein Eindruck: Gut! Die Glasbranche steht auf wirtschaftlich sicherem Fundament, auch wenn Konzentrationsbewegungen zu beobachten sind. Diese halten sich aber in vertretbaren Grenzen. Insgesamt kann man feststellen, dass der Stellenwert unserer Produkte für die Gebäudehülle in den vergangenen Jahren immens gestiegen ist. Das macht uns stolz und sorgt natürlich auch bei den Verbandsmitgliedern für eine optimistische Grundstimmung.

Glaswelt – Auf welche Trends und Entwicklungen können sich Glasverarbeiter und damit die BF-Mitglieder einstellen?

Grönegräs – Die Zukunft wird durch einen klar erkennbaren Trend zu höherwertigen Produkten bestimmt. Dieser beruht zu einem kleinen Teil auf sich wandelnden Geschmäckern. Der weitaus größere Teil dieses Trends wird allerdings durch Verordnungen bestimmt, auf die wir jetzt und in den kommenden Jahren reagieren müssen.

Und zwei Produkte werden in den kommenden Jahren stark im Fokus stehen: 3-fach-Wärmedämmglas und das immer häufiger eingesetzte Sicherheitsglas. Darauf müssen die Betriebe ihre Produktion einstellen, während gleichzeitig die Preise unter Druck stehen. Zudem nehmen die rechtlichen Anforderungen für den Produktverkauf stetig zu: beispielsweise die neue Bauproduktenverordnung, die Umweltproduktdeklarationen und das neue Energy-Labeling für Fenster.

Glaswelt – Und wie unterstützt der Verband dabei seine Mitglieder?

Grönegräs – Wir leisten in unseren Arbeitskreisen vielfältige technische Grundlagenarbeit, deren Ergebnisse auf Symposien regelmäßig vorgestellt werden. Weiter organisieren wir jedes Jahr eine Reihe von Veranstaltungen, u.a. unseren jährlichen Glaskongress, den wir gerade mit großem Erfolg durchgeführt haben (siehe dazu Beitrag auf Seite 56). Die Nachfrage nach Schulungen zu Produktthemen werden wir ab Herbst durch internetgestützte Referate, sogenannte Webinare, bedienen.

Weiter ist der BF heute dank unserer kontinuierlichen Verbandsarbeit in den Bereichen Normung und Technik, Politik sowie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing die anerkannte Vertretung der Bauglasbranche in Deutschland. Unsere Lobbyarbeit mit intensiven Kontakten zur Politik ist dafür in einem erheblichen Maß mit verantwortlich.

Glaswelt – Und worauf konzentriert sich diese Lobbyarbeit aktuell?

Grönegräs – Wir arbeiten in mehreren Initiativen gezielt mit anderen Baubranchen zusammen – sowohl mit Vertretern der Gebäudehülle als auch der Gebäudetechnik. Alle gemeinsam haben sich als Ziele auf die Fahnen geschrieben: eine EnEV-Verschärfung mit Augenmaß, eine Aufstockung und Verstetigung der (KfW-)Fördermittel für die energetische Gebäudesanierung, ein steuerliches Anreizsystem, die Weiterentwicklung des Energieausweises und die Qualifizierung von Bauexperten und Energieberatern. Durch die Bündelung der Stimmen verschaffen wir diesen abgestimmten Forderungen Nachdruck.

Glaswelt – Was waren die wichtigsten Entwicklungen und Höhepunkte seit BF-Gründung?

Grönegräs – Wir haben viel erreicht: Unsere Arbeitskreise haben in vielen Bereichen Standards gesetzt und das Thema „Produktqualität“ in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt: Beispiele sind die „visuelle Richtlinie“ sowie der Komplex „gebogenes Glas“. In politischer Hinsicht nennenswert ist die zweimal erreichte Verhinderung der Reduzierung möglicher Glasflächen durch angestrebte Novellen der Energieeinsparverordnung in den Jahren 2001 und 2009: 2001 durch das damals neue HT’’und 2009 durch den Sonneneintragskennwert.

Glaswelt – Was für Ziele will der BF mittel- und langfristig erreichen?

Grönegräs – Wir wollen die Berücksichtigung der solaren ­Gewinne in der EnEV sowie die Einbeziehung von Fenstern als Sonnenkollektoren und Erzeuger erneuerbarer Energie in das EEWärmeGesetz erreichen.

Glaswelt – Und welches sind Ihre persönlichen Ziele als Geschäftsführer?

Grönegräs – Der BF umfasst heute über 100 Mitglieder und 45 Fördermitglieder. Ich möchte in den kommenden Monaten möglichst viele weitere Mitglieder für die Verbandsarbeit begeistern und gewinnen – auch in Form von ehrenamtlichen Tätigkeiten. Den BF und seine 25-jährige Geschichte gäbe es ohne die bahnbrechenden Entscheidungen von Persönlichkeiten in ehrenamtlicher Tätigkeit in dieser Form nicht – dieses besondere Engagement wünsche ich mir für die kommenden Jahre und rufe deshalb alle Interessenten zur Mitarbeit in unserem Verband auf.

Glaswelt – Was wünschen Sie dem Bundesverband Flachglas für die kommenden 25 Jahre?

Grönegräs – Ich wünsche mir, dass Flachglas als Produkt im Zusammenhang mit den Begriffen „Energieeffizienz“, „Komfort“ und „Sicherheit“ so selbstverständlich genannt wird wie die Fassadendämmung und moderne Heizungsanlagen – am besten an erster Stelle, denn die beste Heizung und die beste Fassadendämmung ist nichts wert ohne hochwertige Verglasungen. ­—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.

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