Der oberste Lobbyist der Fenster- und Sonnenschutzbranche lässt kaum ein gutes Haar an der neuen Bundesförderung für die energetische Gebäudesanierung. Thomas Drinkuth (Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle RTG in Berlin) findet, dass große Chancen verpasst werden und bestimmte Maßnahmen sogar kontraproduktiv sind für die Energiewende. Hier sein Kommentar:
„Die von der Bundesregierung vorgelegte Reform der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) besteht aus zu vielen Kürzungen und läuft so in die falsche Richtung. Dieses Programm ist sowohl für die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten als auch für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Aber statt die Förderung – wie kürzlich im Klimaschutzsofortprogramm angekündigt – attraktiver zu machen und mehr Mittel bereitzustellen, hat sich die Bundesregierung für das Gegenteil entschieden: Fördersätze werden gekürzt und bestimmte Optionen wie z. B. Zuschüsse für umfassende Sanierungen ganz gestrichen, damit die eingeplanten Mittel für mehr Anträge reichen. Dass aus dem verfügbaren Förderbudget 12 bis 13 Mrd. Euro komplett für die Sanierung reserviert werden sollen, wird ausdrücklich begrüßt. Ob diese Rechnung aufgeht und so die erhoffte Dynamik im Sanierungsmarkt entsteht, ist zumindest fraglich.
Der Rückschnitt der Förderung trifft mit ohnehin ungünstigen Marktbedingungen für Neubauten und Sanierungen zusammen: Inflation, Zinsanstieg und durch die hohen Energiepreise steigende Baukosten wirken sich negativ auf die Investitionsbereitschaft und auf die finanziellen Möglichkeiten vieler Eigentümer/-innen aus. Auch wenn die hohen Energiepreise im Gegensatz dazu eigentlich zu Sanierungsmaßnahmen motivieren sollten, entsteht in Summe ein äußerst unsicherer Markt. In einer solchen Situation sollte die Regierung eigentlich Verantwortung zeigen und – zumindest kurzfristig – starke Förderimpulse setzen.
Grundsätzlich begrüßt die RTG, dass die Förderhöhen für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle nicht reduziert worden sind. Es wurde jedoch die Chance vertan, umfassende Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle vergleichbar hoch zu fördern wie den Umstieg auf eine erneuerbare Heizung: Energieeffizienz und erneuerbare Energien tragen in gleichem Umfang zum klimaneutralen Gebäudebestand bei. Doch der Fördersatz für Maßnahmen an der Gebäudehülle liegt nach wie vor nur halb so hoch wie der für den Umstieg auf eine Wärmepumpe. Das ist für die Energiewende im Gebäudesektor kontraproduktiv.
Manche Aspekte der neuen Förderung sind zwar nachvollziehbar, beispielsweise die Erhöhung der Sanierungsstandards und insbesondere der Bonus für die energetisch schlechtesten Gebäude. Aber die Wirksamkeit des Gesamtpakets steht durch die Verschlechterung der Förderanreize infrage. Für den Klimaschutz im Gebäudesektor ist das ein fatales Signal.“
gez. Thomas Drinkuth