Glaswelt – Herr Schmischke, was macht heute ein gutes Online-Marketing für einen Handwerker aus?
Denis Schmischke – Gutes Online-Marketing muss immer gesamtheitlich betrachtet werden, da es auf aktuellen Daten basieren muss. Es ist ganz bestimmt nicht nur eine optisch schöne Webseite. Das Online-Angebot muss für die Zielgruppe passen und Mehrwerte bieten. Zudem ist es sinnvoll, seine Zulieferer einzubinden.
Glaswelt – Macht es Sinn, alles selbst in die Hand zu nehmen oder ist es besser, Produktdaten und Bilder seiner Zulieferer (z. B. Beschläge oder Glas) für sein Marketing einzusetzen? Wenn ja, wie kommt der Handwerker an diese Daten?
Schmischke – Will er alles selbst in die Hand nehmen, muss er alles selbst texten, fotografieren und für seinen Online-Auftritt anpassen. Das ist nicht effizient, insbesondere da eine Website und andere digitale Angebote regelmäßig aktualisiert werden müssen. Diesen Aufwand darf man nicht unterschätzen. Sinnvoller ist es, mit einem branchenkundigen Dienstleister zu arbeiten, der sich um all diese Themen kümmert, also wie sonst im Leben auch, entweder DIY oder Fachmann.
Glaswelt – Wie steht es mit Bildrechten von veröffentlichten Fotos, was ist hier wichtig?
Schmischke – Macht der Handwerker alles selbst, steht er auch in der Verantwortung. Verwendet er bewusst oder unbewusst ein geschütztes Bild, kann das sehr teuer werden. Selbst bei der Nutzung von Bild-Daten von Seiten der Hersteller gibt es Herausforderungen. Dazu ein Beispiel: Nicht jedes Bild darf automatisch überall und uneingeschränkt verwendet werden. Und das erste Risiko liegt immer bei dem, der es nutzt. Arbeitet man mit einem Dienstleister, tritt man einen großen Teil des Risikos an diesen ab, und
der Dienstleister muss sich darum kümmern. Er hat dafür aber die Kontakte und das Fachwissen.
Glaswelt – Sie sagen, Daten von Seiten der der Zulieferer lassen sich viel umfangreicher einsetzten als ausschließlich für das Marketing, was genau meinen Sie damit?
Schmischke – Händler und Handwerker sollten sich fragen: ‚Kann ich die Daten der Zulieferer noch vielfältiger als nur für das Marketing einsetzen.‘ Denn neben der Website lassen sich solche Daten für Planungshilfen und in Warenwirtschaftssystemen einsetzen sowie für weitere Geschäftsprozesse.
In meinen Augen sollte es das Ziel für jeden Händler und Handwerker sein, solche Daten von Systemgebern und Partnern durchgängig im eigenen, kompletten Geschäftsprozess zu nutzen.
Glaswelt – Bitte erläutern Sie das näher.
Schmischke – Es ist möglich, von den Zulieferern, etwa den Beschlag- oder Glaslieferanten, gleichzeitig alle Daten zu erhalten, die für die interne Verarbeitung im Betrieb nötig sind sowie die Bild- und Text-Daten für das Marketing. Das können Daten sein, die für die Angebotserstellung für den (End)-Kunden nötig sind sowie für die Produktion und auch für Auslieferung. Ich arbeite gerade an einem Projekt für solche Datenmaster.
Dazu stellen uns (große) Anbieter aus den unterschiedlichsten Branchen die Produktdaten aus ihrer eigenen Warenwirtschaft, aus ihrem Produktmanagement sowie dem Marketing zur Verfügung. Alle diese Daten führen wir dann zusammen und können sie den unterschiedlichen Empfängern zur Verfügung stellen, also auch Handwerkern und Händlern. So lassen sich z. B. Konfiguratoren auf der Website einrichten und mit Produktdaten bestücken und immer aktuell halten, ebenso wie spezielle BMECat-Versionen für Warenwirtschaftssysteme. Das ist für alle Beteiligten eine Optimierung der Geschäftsprozesse.
Glaswelt – Aber sind solche Optimierungen nicht sehr kostenintensiv und aufwendig?
Schmischke – Nein. Wenn man die Summe der Vorteile betrachtet, ist der Nutzen solcher Optimierungen für die beteiligten Unternehmen und Betriebe um ein Vielfaches größer als die Kosten. Die Hersteller und Systemgeber können schnell und sicher ihre Produkte in den Markt verteilen und die Handwerker und Händler können sicher sein, immer eine aktuelle Basis für deren Werbung und ihre Geschäftsprozesse zu erhalten. Alle Beteiligten profitieren davon. Zudem ist es ein gewaltiges Kundenbindungsangebot.
Das Interview führte Matthias Rehberger.
Denis Schmischke
ist freiberuflicher Berater und Unterstützer des digitalen Handwerks. Er ist seit fast 20 Jahren in der Glasbranche etabliert, hat sehr viele Projekte erfolgreich durchgeführt und stellt diese Erfahrung seit seinem Unternehmensverkauf (Xavannah GmbH) nun direkt Kunden aus Handel und Handwerk zur Verfügung.