GW – Herr Faust, was führt einen Münchner zum Arbeiten in die Eifel und zum Leben ins Rheinland?
David Faust – Ins Rheinland kam ich durch meine Frau, die hier geboren ist. In die Eifel ging’s wegen André Barth: Über ihn habe ich auf einer Tagung vor zwei Jahren DuoTherm kennengelernt. Ich war gleich angetan: die zupackende Mentalität, die Flexibilität und der Pragmatismus. Das Unternehmen ist von Null aufgebaut worden und stetig gewachsen. Nach einigen Gesprächen wurde mir klar: André sucht einen Nachfolger. Erst dachte ich, wie das funktionieren soll? Die Branche ist mir doch völlig fremd. Bis ich dann verstand, dass ich Kompetenzen mitbringe, die DuoTherm weiterbringen können.
GW – Und welche sind das?
Faust – In erster Linie ist es Methodenkompetenz. Fehlende Branchenkenntnis kann man sich durch gute Einarbeitung aneignen. Methodenkompetenz hingegen erlernt man meist in größeren Unternehmen. Beispiele dafür sind Prozessoptimierung und Veränderungsmanagement sowie Führung und Kommunikation. Und die DuoTherm hat eine Größe erreicht, dass Arbeitsweisen, die früher funktioniert haben, nicht mehr übertragbar oder ein Garant für den Erfolg sind.
GW – Herr Barth, erst vor einigen Monaten haben Sie angekündigt, David Faust als Nachfolger aufbauen zu wollen. Jetzt kam es zum Wechsel. Wie haben Sie den Prozess erlebt?
André Barth – Als wir uns 2023 auf der Tagung in Hamburg begegnet sind, hatte ich noch keine Gedanken an einen Nachfolger verschwendet. Allerdings hatte ich schnell das Gefühl, dass David der richtige für uns sein könnte. Er verfügt über die Fähigkeiten, die für das Unternehmen einen großen Mehrwert bringen. Er wird DuoTherm sicherlich in meinem Sinne weiterführen.
GW – Wie fällt Ihre erste Bilanz aus Herr Faust?
Faust – Die wichtigste Frage für mich war immer: Wie nehme ich die Leute mit? Wie kommuniziere ich Veränderung? Das geht nur durch Überzeugung. Mir macht die neue Aufgabe sehr viel Spaß, weil ich sehe, dass ich etwas bewirken kann. Probleme oder Hindernisse, die täglich anfallen, aus dem Weg zu räumen, das ist ein klasse Gefühl!
GW – DuoTherm ist Teil der StellaGroup. Inwieweit hat das Unternehmen davon profitiert?
Barth – Die Entscheidung von 2021, sich für die StellaGroup als neuen Gesellschafter zu entscheiden, war auch im Nachgang betrachtet genau richtig. Die DuoTherm hat seitdem große Synergien generieren können – ob im kaufmännischen Bereich, in der Produktentwicklung, oder auch im Vertrieb oder im Marketing. Durch die Zusammenarbeit mit mittlerweile zwölf Unternehmen in Europa ist eine Dynamik gegeben, die die DuoTherm allein nie hätte entwickeln können.
GW – Und welche Ziele hat das Unternehmen sich für die kommenden Jahre gesteckt?
Faust – Derzeit aktualisieren wir unsere ERP-Systeme, optimieren unsere Prozesse, und integrieren den Standort Ahaus vollumfänglich. Darüber hinaus müssen wir wieder einen stärkeren Fokus auf Kundenzufriedenheit legen, das war immer die DNA von DuoTherm. Liefertreue, hohe Qualität sind Themen, die wir uns ebenso auf die Fahnen geschrieben haben wie Produktentwicklung.
GW – Hohe Material- und Energiekosten, Fachkräftemangel, Bürokratie: Was davon betrifft auch DuoTherm – und wie gehen Sie damit um?
Faust – Es ist nicht mehr bloß der Fachkräftemangel. Selbst bei einfachen Fertigungsaufgaben ist es schwierig, Arbeitskräfte zu finden, mit denen wir langfristig rechnen können. Das hören wir auch von anderen Unternehmen. Die Energiekosten betreffen uns zwar kaum, aber Preissteigerungen bei den Rohstoffen müssen wir einpreisen. Und zur Bürokratie: Allein die Nachhaltigkeitsberichterstattung nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir federn das ab, indem wir auf Digitalisierung setzen und unsere Strukturen und Abläufe optimieren. Die allgemeine Baumisere ist allerdings auch politisch bedingt. Dringend benötigte Förderungen blieben aus.
GW – Mit welchen Maßnahmen ließe sich eine Belebung erzielen?
Barth – Natürlich müssen von der neuen Regierung neue Fördermöglichkeiten und neue Abschreibungsmodelle beschlossen werden. Für mich ist aber auch der ständige Pessimismus, der tagtäglich in den Medien kommuniziert wird, ein entscheidendes Kriterium dafür, dass wir uns alle nur noch bemitleiden und nicht die Ärmel hochkrempeln und anpacken.
GW – Sie haben DuoTherm von Anfang an geführt. Was bleibt am meisten im Gedächtnis? Und: Können Sie nun komplett loslassen?
Barth – Ob die Eigenentwicklung des Neubau-Aufsatzkastens Thermo NB 2010, die Firmenübernahmen der Innoroll und Tenbrink, oder der Einstieg der Gesellschafter BPE 2017 sowie der StellaGroup 2021: Alles spannende Ereignisse, die nicht nur die DuoTherm, sondern auch mich als Geschäftsführer geprägt haben. Ob ich komplett loslassen kann? Das werde ich wahrscheinlich erst in einigen Monaten beantworten können. Aktuell bin ich vom Kopf noch viel bei DuoTherm oder in der Branche unterwegs, die mir im Laufe der Jahre, seit 1987, sehr ans Herz gewachsen ist.—
Das Interview führte Mario Oleschko