Glaswelt – Herr Cortisse, die aktuelle Lage zeigt, dass gerade in Krisenzeiten eine funktionierende Software die Basis für die laufende Produktion ist. Wie betreuen Sie die Kunden in der Krise und wie erhalten Sie den Support aufrecht?
Alfred Cortisse – Ja, die sehr spontan aufgetretene Krise zeigt uns, wie wichtig ein gut eingespieltes System von Personal, Software und Maschinen für den Erfolg eines Betriebes ist. Wenn der sprichwörtliche „Kümmerer“ eben nicht mehr in jedem Fall persönlich an die betroffenen Stellen laufen muss, sondern im besten Fall sogar aus dem Homeoffice eingreifen kann, um die Fertigung am Laufen zu halten.
Da ist es natürlich umso wichtiger, mit zuverlässigen Lösungen und Partnern zu arbeiten. Als weltweit führender Softwareanbieter der Flachglas- und Fensterbauindustrie bieten wir seit Jahren einen professionellen, mehrsprachigen Service für unsere Kunden an. Dieser ist durch unsere internationale Struktur mit eigenen Tochterfirmen wie in den USA und Australien in anderen Zeitzonen verfügbar und ermöglicht so auch den Service außerhalb der regulären Öffnungszeiten.
Glaswelt – Was muss der Verarbeiter beachten, damit der Betriebe auch in der Krise weiter funktioniert. Welche Abteilungen können beispielsweise leicht vom Homeoffice aus arbeiten?
Cortisse – Wichtig ist es für die Betriebe, bei der Software möglichst auf dem aktuellen Stand zu sein. Das erlaubt es den Unternehmen, rasch auf Veränderungen zu reagieren. Uns hingegen erlaubt es, die Verarbeiter zeitnah mit neu anfallenden Funktionen zu bedienen. Mit den heutigen Cloud-Lösungen und aktuellen Terminal-Servern lassen sich administrative Aufgaben sehr gut und effizient ins Homeoffice verlegen. Somit können zumindest alle kommerziellen Prozesse sowie auch die Arbeitsvorbereitung remote arbeiten.
Glaswelt – Nennen Sie uns bitte dazu noch einige technische Details?
Cortisse – Technisch ist es heute kein Problem mehr, von zu Hause zu arbeiten: Eine VPN-Verbindung erlaubt es, vom Homeoffice aus auf den Firmenserver zuzugreifen und so wie vor Ort zu arbeiten. Dies setzt natürlich eine vernünftige Internetverbindung zu Hause voraus, die heute ja i.d.R. gegeben ist. Wenn man dann noch Produktionsterminals einsetzt und z.B. die Etiketten am jeweiligen Arbeitsplatz erzeugt, erleichtert dies dort ebenfalls die Arbeit. Dann werden genau die aktuell notwendigen Maschinendaten lokal erzeugt, und niemand muss Datenträger und/oder Etiketten an den jeweiligen Arbeitsstationen verteilen. Rückmeldungen sind dann ja ebenfalls vom Homeoffice einzusehen. Betriebliche Vereinbarungen vorausgesetzt, kann die Fertigung auch sehr gut aus der Ferne überwacht werden.
Glaswelt – Wie wird bei der Online-Anbindung die Daten-Sicherheit gewährleistet?
Cortisse – Eine VPN-Verbindung bietet durch die eingesetzte Verschlüsselung bereits einen hohen Sicherheitsstandard. Prüfung auf Berechtigung findet dann im Homeoffice genauso wie an einem Arbeitsplatz in der Firma statt.
Für die Fernwartung gelten besondere Vereinbarungen. Auch für unsere Mitarbeiter müssen jeweils gesonderte, gesicherte Zugänge zu den Systemen eingerichtet sein.
Bei größeren Kundengruppen werden darüber hinaus für die Fernwartung noch mehrstufige Sicherheitssysteme eingesetzt, die jeweils nur einen persönlichen und zeitlich begrenzten sowie dokumentierten Zugang ermöglichen. In einigen Fällen erfolgt der Zugang zu Produktivsystemen sogar nur nach persönlicher Rücksprache.
Glaswelt – Sehen Sie, dass sich durch die Coronakrise die Arbeitsstrukturen in unserer Branche verändern, wenn ja, wie?
Cortisse – Viele Branchenbetriebe sind ja schon voll im Digitalisierungsprozess. Die aktuelle Krise wird das beschleunigen. Bei der Automatisierung ist der bidirektionale Datenaustausch mit den Maschinen künftig ein unumgänglicher Schritt. Folgeprozesse werden sich dynamisch in Echtzeit anpassen. Hingegen ist die Prozessdokumentation oft noch stark manuell geprägt. Die Produzentenhaftung wird mehr und mehr zum Thema. Die dazu nötigen Nachweise sind ohne Digitalisierung nur sehr aufwändig, unvollständig oder überhaupt nicht zu erstellen.
Aus meiner Sicht sehen wir aktuell, wie man auch online sehr gut zusammen arbeiten kann. Ich erlebe die Zeit mit unseren Kunden teilweise sehr viel effizienter. Früher wurden Themen gesammelt, um damit Tage zu verplanen, damit die Reisezeit lohnt. Heute sitzen Experten virtuell zusammen und arbeiten gemeinsam an Projekten. Die Reisezeit wird zu konstruktiver Arbeitszeit gewandelt. Wir erleben eine Digitalisierung im Umgang mit uns, den Themen und vor allem erfahren wir mit Software zur online-Teamarbeit eine ganz neue Form der Kooperation. Die Art der Zusammenarbeit wird sich dauerhaft verändern, davon bin ich fest überzeugt.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger