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Im Interview mit ITRS Präsidentin Sandra Musculus

Der Sonnenschutz wird gewinnen

Glaswelt – Die letzten drei Jahre waren nicht ganz einfach für die R+S Branche. Corona, lange Lieferzeiten, gestiegene Materialpreise und aktuell horrende Ernergiepreise. Sind Hersteller und Fachhandel gewappnet?

Sandra Musculus – Aus meiner Sicht hat die Branche von den beiden ersten Jahren der Pandemie durchaus profitiert. Die vergangenen Monate haben jedoch deutlich gezeigt, dass wir uns nicht auf alles vorbereiten können. Brüche in den Lieferketten, steigende Preise und fehlenden Transportkapazitäten, jetzt die Preisexplosionen auf dem Energiemarkt. Die Baukonjunktur ist bereits leicht rückläufig, auch in unserem Bereich wird es wohl nicht weiter steil bergauf gehen und wir werden unternehmerisch noch einige Herausforderungen zu bewältigen haben.

Glaswelt – Auf der VFF Tagung in Düsseldorf zeigte sich Thomas Drinkuth von der RTG (Repräsentanz Transparente Gebäudehülle) sehr stark. Wie sehen Sie die Entwicklung des Sonnenschutz im Bereich der Förderung?

Musculus – Die RTG leistet politisch wichtige Arbeit für uns und ist ein starker Partner der Branche. Aus meiner persönlichen Sicht ist diese Arbeit der RTG auch dringend notwendig, die Gebäudehülle und der Sonnenschutz im Speziellen sind meines Erachtens nach noch nicht ausreichend stark im Fokus der entsprechenden politischen Ausschüsse. Die Richtung stimmt, die Gewichtung auf politischer Ebene noch nicht. Die Entwicklung betrachte ich folglich als richtig, hat aber noch Potential. Und wenn wir das ausschöpfen, wird der Sonnenschutz in Zukunft gewinnen.

Glaswelt – Sind die Fachbetriebe ausreichend gerüstet, um die BEG Förderung als Verkaufsinstrument zu nutzen?

Sandra Musculus – Ich habe zu wenig Einblicke in die Fachbetriebe direkt, eine deutliche Hürde für Fachbetriebe scheint mir aber zu sein, dass schon für die Antragstellung ein zertifizierter Energieberater benötigt wird. Diese haben ihren Schwerpunkt meist nicht auf dem sommerlichen Wärmeschutz und dem Sonnenschutz, hier könnten Beratungslücken entstehen. Der Energieberater berät zu wenig in unserem Bereich, der Fachbetrieb bleibt außen vor und der Sonnenschutz kommt in der Förderung zu kurz. Hier brauchen wir eine deutlichere Kommunikation in der Öffentlichkeit, damit diese Lücke geschlossen wird.

Glaswelt – Stichwort “Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen” durch das BMUV. Wie intensiv befasst sich die Branche mit dieser Art der Förderung von z.b. Outdoor Living?

Musculus – Das Thema ist wichtig, aber hier zeigt sich mal wieder, wie komplex unsere Politik Fördermöglichkeiten aufbaut. Hier wird der Sonnen- und Hitzeschutz in einen Topf mit dem Hochwasserschutz geworfen und nicht mehr direkt als Teil der energetischen Gebäudehülle gefördert. Ein neues Thema, in das man sich nicht nur einarbeiten, sondern es auch noch kommunizieren muss. Hier ist eine Einarbeitung aus meiner Sicht dringend nötig, damit nicht weitere Fördermöglichkeiten durch unsere Branche zu wenig ausgeschöpft werden.

Glaswelt – Fachkräftemangel, ein Dauerbrenner. Zeigt sich hier Entlastung, oder wird das Problem für die Handwerksbetriebe noch grösser werden?

Sandra Musculus – Der Fachkräftemangel ist schon lange ein Personalmangel. Viele Betriebe freuen sich doch, wenn sie überhaupt noch Personal finden, von Fachkräften träumen wir in manchen Bereichen nur noch. Besonders in den Bereichen Produktion und Montage scheint es in vielen Regionen unmöglich, noch Arbeitswillige zu finden. Trotz guter Entlohnung und guten Rahmenbedingungen im Arbeitsumfeld.

Glaswelt – Welche Maßnahmen sind hier in der Zukunft gefragt?

Musculus – Ehrlich? Ich bin wahrscheinlich mit Anfang 40 schon zu alt, um das mit Gewissheit zu sagen. Die Ansprache der Generation Z geht mir auch nicht leicht von der Hand. Die Gewinnung von Auszubildenden und Personal hat sich rasant verändert, TikTok dient nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Suchmaschine und die sozialen Medien sind nicht mehr wegzudenken. Jetzt müssen wir hier noch die richtige Sprache für die Empfänger finden.

Glaswelt – Noch 17 Monate bis zur R+T. Was erwarten Sie für 2024?

Sandra Musculus – Ich hoffe sehr, dass sich die politische und energiewirtschaftliche Situation in 2023 etwas entspannen wird und wir uns fokussiert auf die R+T 2024 vorbereiten können. Produktentwicklungen, Fördermöglichkeiten, Anpassungen an den Klimawandel und nachhaltigere Produkte – die R+T bietet den Rahmen, den wir zum Austausch zu diesen wichtigen Themen unbedingt brauchen.

Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Olaf Vögele

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