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Im Interview mit Elke Harreiß

„Wir spüren tagtäglich die Verunsicherung“

Glaswelt –Frau Harreiß, die FRONTALE findet jetzt nicht wie gewohnt im März, sondern im Juni statt. Wie leicht war es für Sie, diesen neuen Messetermin zu finden. Was sprach dafür, was dagegen?

Elke Harreiß – Angesichts der zunehmenden Verbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) und unter Berücksichtigung der vom Krisenstab der Bundesregierung beschlossenen Prinzipien zur Risikobewertung von Großveranstaltungen sowie der aktuellen Empfehlung der Bayerischen Staatsregierung für internationale Messen, hat die NürnbergMesse beschlossen, die FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK 2020 auf Dienstag, 16. Juni bis Freitag, 19. Juni 2020 zu verschieben. Der Termin wurde nach zahlreichen Gesprächen mit nationalen und internationalen Kunden sowie den Fachbeiräten beider Messen zusammen mit dem VDMA Holzbearbeitungsmaschinen als Veranstalter der HOLZ-HANDWERK gewählt. Zuvor haben wir von der Branche die klare Botschaft erhalten, dass sowohl ein Herbsttermin 2020 wie auch ein Frühjahrstermin 2021 aufgrund des internationalen Veranstaltungskalenders und der zeitlichen Nähe zu Veranstaltungen wie der glasstec, der BAU und der Ligna nicht sinnvoll sind. Ebenfalls eindeutig abgelehnt wurden aufgrund der Lage der Sommerferien in Deutschland und Zentraleuropa Termine im Juli und August. Beteiligte der HOLZ-HANDWERK haben darüber hinaus signalisiert, dass ein Termin Mitte Juni noch die Möglichkeit bietet, gewonnene Aufträge vor der Sommerpause abzuarbeiten.

Glaswelt –Die Messe findet jetzt von Dienstag bis Freitag statt. Steht der samstägliche Messetag jetzt grundsätzlich auf der Kippe, weil ja schon bisher viele auf den Samstag verzichten wollten?

Harreiß – Den Samstag in der Tagefolge durch einen weiteren Wochentag zu ersetzen, war schon lange ein Wunsch der Branche. In der Tat gab es also bei uns diesbezüglich interne Überlegungen, auch in Abstimmung mit dem VDMA Holzbearbeitungsmaschinen als Veranstalter der HOLZ-HANDWERK. Nach der notwendigen Verschiebung der beiden Messen ergab sich bei der Suche nach einem Alternativtermin die Möglichkeit, diese Anpassung für 2020 vorzuziehen.

Glaswelt – Wird den Ausstellern genauso viel Aufbauzeit gewährt wie sonst?

Harreiß – Ja. Auch zum neuen Termin im Juni bleiben die Auf- und Abbautage für Aussteller gleich: Der Aufbau dauert sechs, der Abbau vier Tage.

Glaswelt– Wie ist die Stimmung unter den Ausstellern und im Ausstellerbeirat. Wie viel Aussteller haben für den Ersatztermin bereits abgesagt?

Harreiß – Die Fachbeiräte beider Messen einschließlich ideeller Träger, sowie natürlich der VDMA Holzbearbeitungsmaschinen als Veranstalter der HOLZ-HANDWERK, waren von Beginn an in unsere Überlegungen zur Verschiebung und Neuterminierung eingebunden. Klar war von Beginn an: Der Messeverbund wird 2020 nicht in dem Umfang stattfinden können wie zum geplanten Termin im März. Denn nicht ohne Grund ist das Frühjahr seit vielen Jahren der bewährte Termin des Messeduos. Unsere Kunden befinden sich derzeit in der Prüfung des Termins und der Reorganisation ihrer Beteiligung. Dass die FENSTERBAU FRONTALE 2020 in gewohntem Umfang die Plattform für den Geschäftserfolg sein wird, können und wollen wir unseren Kunden aufgrund dieser Entwicklungen nicht mehr versprechen – zu viele Aussteller haben ihre Teilnahme mit rund zwei Dritteln der gebuchten Gesamtfläche storniert, als dass wir unserem Anspruch als Weltleitmesse vollumfänglich gerecht werden könnten. Aber auch bei den Ausstellern, die ihre Teilnahme für Juni bestätigt haben, spüren wir Verunsicherung. Um unseren Kunden in dieser Zeit als Partner zur Seite zu stehen, haben wir entschieden, die kostenlose Stornierungsfrist für gebuchte Standflächen bis zum 8. April zu verlängern. Damit tragen wir auch der Tatsache Rechnung, dass in vielen Unternehmen weltweit aufgrund behördlicher Vorgaben derzeit eine eingeschränkte Betriebstätigkeit herrscht und möchten signalisieren, dass wir um faire Lösungen im Interesse der Unternehmen bemüht sind.

Glaswelt– Können Sie eine Prognose für die Besucherquantität wagen?

Harreiß – Aufgrund der Bewegungen auf Ausstellerseite ist es noch etwas zu früh, eine haltbare Prognose zu treffen. Grundsätzlich beobachten wir messeübergreifend bei der Analyse der Vorverkaufszahlen, dass sich ein Großteil der Besucher wenige Wochen vor dem Messetermin zum Ticketkauf entscheidet. Aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr lassen sich naturgemäß keine aussagekräftigen Vergleiche zu vergangenen Ausgaben ziehen. Wir rechnen auch mit einem geringeren Besucheranteil, vor allem international, als zum regulären Termin im März.

Glaswelt– Glaubt die Messe an ein abebben der Virenthematik?

Harreiß – Natürlich kann niemand mit letzter Sicherheit voraussagen, wie sich die Situation rund um Corona bis Mitte Juni entwickelt haben wird. Bei unserer Entscheidungsfindung zur Neuterminierung haben wir die Aussagen von Virologen berücksichtigt. In Deutschland, so hieß es, würde die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus im März steigen, im April ihren Höhepunkt erreichen und im Mai zurückgegangen sein – die verstärkte UV-Strahlung soll dazu beitragen, Viren an der Verbreitung zu hindern, sodass zu diesem Zeitpunkt eine Rückkehr zur Normalität vorausgesagt wurde. Natürlich sind wir nach wie vor im kontinuierlichen Austausch mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern ebenso wie mit den zuständigen lokalen Behörden, wie Gesundheitsamt und Polizeipräsidium, und folgen den vom Krisenstab der Bundesregierung beschlossenen Prinzipien zur Risikobewertung von Großveranstaltungen sowie den Empfehlungen der Bayerischen Staatsregierung für intern. Messen. Die Möglichkeit, dass der Messeverbund auch zum Juni-Termin aus Sicherheits- oder Gesundheitsgründen nicht stattfinden kann, besteht natürlich – die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie schnell sich die Gesamtsituation ändern kann.

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.

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