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Im Interview mit Dr. Constantin Greiner

Was passiert in den nächsten Jahren in der Fensterbranche?

Glaswelt – Herr Dr. Greiner, Sie haben eine neue Strategiestudie mit einem Horizont bis ins Jahr 2026 verfasst. Was passiert denn in den nächsten 3 Jahren in der Fensterbranche?

Dr. Constantin Greiner – Es wird nicht mehr „eine Konjunktur-Kurve“ für den Fenstermarkt geben, sondern mehrere unterschiedliche. Betriebe, die Montageleistungen anbieten, werden auch in den kommenden Jahren an der Grenze der Höchstauslastung fahren – mit Ausnahme der Projekteure. Bei Herstellern von Fenstern werden diejenigen, die stärker das Renovierungsgeschäft fokussieren, soliden Zeiten entgegenschauen. Hersteller mit Fokus Neubau – auch einige polnische Fensterhersteller – werden mit deutlichen Rückgängen konfrontiert werden. Das wird sich in der Folge auch auf die Industrie auswirken, zum Beispiel auf die Hersteller von Beschlägen.

Glaswelt – Die letzten Jahre waren eher von Beschaffungsthemen geprägt und weniger vom Verdrängungswettbewerb. Wird sich das jetzt wieder ändern?

Dr. Greiner – Die Engpässe auf der Beschaffungsseite, insbesondere was die PVC-Profile betrifft, sind wohl gelöst. Die Branche braucht dennoch nicht mit sinkenden Preisen zu rechnen, das Preisniveau der Vorprodukte wird gegenüber 2020 weiter auf einem hohen Niveau bleiben.

Der Wettbewerb vor allem zwischen Herstellern von Fenstern, aber auch zwischen den Zulieferunternehmen der Industrie, wird deutlich steigen, das ist auch logisch. In einem Verteilermarkt, wie wir ihn in den letzten Jahren hatten, treten Leistungsunterschiede zwischen den Herstellern in den Hintergrund, hier ging es ausschließlich um Verfügbarkeit. In einem Käufermarkt hingegen können Unterschiede ausgespielt werden. Ich kenne einige Unternehmen, die in den letzten Jahren große Anstrengungen aufgebracht haben, um sich zu verbessern. Diese „Sieger­typen“ können jetzt ihre Erfolge einfahren, auf Kosten der weniger leistungsstarken Unternehmen. Dafür müssen sie allerdings schnell von Marktwachstum auf Verdrängung umschalten.

Glaswelt – Sie haben mit einigen Branchenentscheidern Interviews geführt – wie ist die Stimmungslage und welche Quintessenz ziehen Sie aus den Gesprächen?

Dr. Greiner – Die Stimmung hat sich verschlechtert. Das ist auch nachvollziehbar, nach Corona, Rohstoffknappheit, Inflation, ­spürbar negativen ökologischen Veränderungen und ­einem anhaltenden Krieg in der Ukraine. Es fällt jedoch auf: Je weniger reflektiert die Personen mit diesen Krisen umgehen, desto ­größer ist die Unzufriedenheit. UnternehmerInnen, die auch in der aktuellen Zeit das Heft des Handelns nicht anderen in die Hand geben, sehen vielleicht herausfordernde Zeiten, beschweren sich aber nicht. Sie wissen, dass Sie in den entscheidenden Handlungsfeldern „ihre Hausaufgaben“ gemacht haben und dass eine Neuordnung der Branche für Sie durchaus vorteilhaft sein kann. Eine Reihe von Unternehmen hat speziell an seiner Effizienz gearbeitet und damit seine Wettbewerbsstärke verbessert.

Glaswelt – Sie haben auch schon 2020 eine Studie herausgebracht und Interviews mit Brancheninsidern geführt. Was hat sich jetzt an den Äußerungen der Entscheider verändert?

Dr. Greiner – Leider viel zu wenig. Ich nehme wahr, dass viele Entscheider die aktuelle Krise gleich (falsch) angehen wie die Krise 2020, nämlich mit Fahren auf Sicht und kurzfristigen Taktiken. Schon nach der Coronakrise hat sich allerdings gezeigt: Unternehmen, die mutig waren und weitsichtige Entscheidungen getroffen haben waren erfolgreicher. Die aktuelle Krise erfordert das noch viel mehr. Denn die meisten Probleme, die wir jetzt sehen, sind langfristiger Natur. Es ist jetzt wieder Zeit, den Blick auf die langfristige Ausrichtung und ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu lenken…

Das Interview wird in dieser Ausgabe fortgesetzt.
In der Fortsetzung des Interviews auf S. 81 zeigt Dr. ­Greiner auf, in welchen europäischen Regionen mit Wachstum zu rechnen ist – und in welchen nicht.

Hersteller mit Fokus Neubau werden in der Zukunft mit deutlichen Rückgängen konfrontiert werden.

Foto: Daniel Mund

Hersteller mit Fokus Neubau werden in der Zukunft mit deutlichen Rückgängen konfrontiert werden.

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