In Deutschland verlief die Baunachfrage in den letzten Jahren bei weitem nicht so stürmisch wie in den meisten europäischen Ländern, konstatierte Erich Gluch, am ifo Institut für Wirtschaftsforschung zuständig für den Bereich Branchenforschung, in einer Prognose für die Bauwirtschaft bis 2015. Dies treffe vor allem auf den Wohnungsbau zu. Hier kam es 2006 – nach einer 6-jährigen Schrumpfungsphase – zu einer äußerst positiven Entwicklung (+5,6%), die aber durch Sondereffekte zu erklären sind (Wegfall der Eigenheimzulage, Mehrwertsteuererhöhung).
Mittelfristig dürften sich beim Neubau jedoch wieder positive Aspekte durchsetzen, denn die demographische Entwicklung verlaufe deutlich günstiger als in den letzten Jahren. Die besonders wichtige Altersgruppe der 25- bis 35-jährigen hat sich zwischen 1995 und 2005 von rund 14 auf nur noch rund 9,5 Mio. verringert. Dies war eine erhebliche Bremse für die Wohnungsnachfrage, die nun in den nächsten Jahren nicht mehr wirken wird, denn diese Altersgruppe wird nämlich bis 2015 auf rund 10,5 Mio. anwachsen.
Im gewerblichen Bau kann auch in diesem Jahr ein Plus von rund 5% erwartet werden. Trotz weiterhin hoher Auftragseingänge muss 2009 mit einem leichten Rückgang der Bautätigkeit gerechnet werden, 2010 dürfte allerdings wieder ein Anstieg um 1% erfolgen. Auch im öffentlichen Sektor wird die Baunachfrage 2008 um knapp 5% zulegen. Seit 2004 sprudeln die Gewerbesteuereinnahmen wieder stärker. Dennoch steigerten die öffentlichen Hände erst ab 2006 ihre Investitionstätigkeit. Die vielen Projekte, die bereits im Bau sind, werden einen abrupten Einbruch verhindern, sodass – nach +0,50% in 2009 – 2010 mit Stagnation im öffentlichen Bau zu rechnen ist.