Die Preiserwartungen der Unternehmen sind im Juli das dritte Mal in Folge gesunken. Laut ifo Umfrage hat der Anteil der Unternehmen weiter abgenommen, die in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen wollen. Das gilt vor allem für den Bau-Sektor. Der Gesamt-Indikator sank auf 47,4 Punkte, von zuvor 52,9. „Die Preise dürften zwar weiter steigen, allerdings wird sich das Tempo verlangsamen. Damit hat die Inflation ihren Hochpunkt voraussichtlich erreicht und wird im Verlauf der zweiten Jahreshälfte allmählich zurückgehen“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Spürbar gesunken sind die Preiserwartungen vor allem in den Wirtschaftszweigen, deren Produktion dem Konsum vorgelagert ist. Dazu zählen unter anderem das Baugewerbe (40,7 von zuvor 51,6) und die Industrie (54,6 von zuvor 59,5).
Die Punkte bei den Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen.
Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei plus 100 Punkten. Würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei minus 100. Der Saldo wurde saisonbereinigt. Das ifo Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderung.
Viele Stornierungen im Wohnungsbau
Eine andere Meldung vom ifo Institut thematisiert den Wohnungsbau im allgemeinen: Offensichtlich werden aktuell viele Projekte gestrichen. Der Anteil der betroffenen Unternehmen lag im Juli bei 11,5 %, nach 12,3 % im Vormonat. Im Mai hatte der Anteil sogar fast 16 % betragen. Das geht aus Umfragen hervor. „Die explodierenden Baukosten, höheren Zinsen und schlechteren Fördermöglichkeiten stellen mehr und mehr Projekte in Frage. Wir beobachten seit April eine Stornierungswelle. Die ehrgeizigen Neubauziele der Bundesregierung rücken damit in weite Ferne“, sagt ifo-Forscher Felix Leiss.
„Infolge der Knappheit und der hohen Energiekosten haben sich viele Baustoffe erheblich verteuert. Die Bauunternehmen mussten daher selbst immer wieder an der Preisschraube drehen“, ergänzt Leiss. „Gleichzeitig belasten aber die höheren Zinsen und im Wohnungsbau auch die eingeschränkten Fördermöglichkeiten die Nachfrage nach Bauleistungen. Am Bau kippt die Stimmung“, sagt Leiss weiter. Für das kommende halbe Jahr befürchteten sehr viele Unternehmen Geschäftsrückgänge.