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Auf Anspruch und Ausführung kommt es beim Rollladen an

Jedem Material seine Berechtigung

_ Früher war alles besser, hört man immer noch viele sagen, denn da waren die Rollladenprofile aus PVC noch fast kastenförmig und so richtig stabil. Bauweisen von 4 × 2,5 m waren normal und können auch heute noch tadellos funktionieren. Andere schwören auf stranggepresste Aluminiumprofile. Schlechte Wärmedämmwerte sagen da andere, und verweisen auf ausgeschäumte Aluminiumprofile. Das sei günstiger und habe viel bessere Wärmedämmwerte. Leider befassen sich so einige unqualifizierte Zeitgenossen nicht unbedingt mit der Bauphysik, und erzählen ihre „Märchen“ beim Verkaufsgespräch so, wie sie es mal zugetragen bekommen haben. Unwissenheit des Verkäufers geht so schnell zu Lasten des Endverbrauchers, wenn bei der Auswahl von Rollladensystemen nur über die Materialfrage und deren Preis diskutiert wird. Und da wären wir auch gleich wieder beim wichtigsten Problem der Branche, der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, die einen Kunden kompetent beraten können und so die richtige Ausführung und Materialauswahl treffen können.

Rollladen gleich Sichtschutz

Das allseits beliebte Thema kommt besonders beim Einbruchschutz zu tragen. Die Faustregel lautet da immer: Ein Rollladen ist besser als kein Rollladen. Und da geht es in erster Linie nicht um die Materialauswahl, sondern die Eigenschaft des Rollladens permanenten Sichtschutz schaffen zu können. Sicher geht es hier um Einbruchschutz, aber der fängt bei der Prävention an, und die heißt Ausspähen des Objekts der Begierde. Nicht sehen zu können, was sich im Haus verbirgt, bedeutet für den Einbrecher, nicht sicher zu sein, ob sich der Beutezug lohnt. Dann lieber auf zum Nachbarn. Generell könnte man hier auch die Frage stellen, lieber PVC-Rollladen mit Smarthome-Steuerung oder Aluminiumrollladen mit Gurtantrieb? Die Antwort muss sich da jeder selbst geben.

Rollräume haben Schwindsucht

Die erste Wärmeschutzverordnung und die bis heute mehrfach verschärften Bedingungen der EnEV, siehe auch Beiblatt 2 der DIN 4108, haben eins gemeinsam: das erhöhte Einbringen von Dämmmaterialien im Baukörper. Die Quintessenz: Alleine durch diese Tatsache werden Rollräume deutlich kleiner. Dazu kommt noch die Entwicklung im Mauerwerksbau. Früher durchaus übliche Formate von 36er Mauerwerk weichen heute sehr oft kleineren Formaten und verschärfen die Situation der Rollräume noch zusätzlich. Wenn dann nur noch weniger als 20 cm Durchmesser im Rollraum übrig bleiben, sind da eng wickelnde Profile gefragt. Holzrollläden fallen deshalb bei der Materialauswahl schnell aus dem Rennen, da die lieferbaren Stabformen mit ihren Ballendurchmessern nur sehr bedingt dort reinpassen. Spätestens bei einer Tür-Fensterkombination ist da meist Schluss. Die im letzten Jahr viel diskutierte Stabilität der PVC-Panzer und der Vorwurf der Materialeinsparung finden spätestens an diesem Punkt ihr Ende, da die heutigen Formen der PVC-Panzer oder anderer verlautbaren Profile sich aus den Anforderungen der EnEV ableiten. Irgendwie muss der türhohe Rollladen ja in den Rollraum rein. Viele Hersteller reagieren da meist mit Einschränkungen in der Fläche, Maximalbreite oder Maximalhöhe, um die Anforderungen der Prüfnorm DIN EN 1932 und der CE-Prüfung erfüllen zu können. Ein Umstand, auf den die Fachbetriebe leider nicht immer ausreichend Rücksicht nehmen, und damit Probleme bei der Benutzung und Haltbarkeit auslösen.

 

Sonderformen fordern Tribut

Eine ganz andere Entscheidungsvariante bei der Materialauswahl ist die Bauform des Rollladensystems. Natürlich muss ein Rollladen bei der Anforderung ‚Einbruchhemmung‘ klar die Vorgaben der DIN EN 1627 ff. und damit RC2 erfüllen. Dieser Umstand alleine schließt z. B. PVC-Rollläden aus. Aber wie bereits gesagt, wir reden hier von Einbruchhemmung, nicht von Einbruchschutz. Interessanter wird es dann, wenn es in den Bereich der wirklichen Sonderformen geht und aus einem Rechteck sehr schnell ein Dreieck oder z. B. ein Trapez wird. Hier kristallisiert sich bei der Materialauswahl sehr schnell der Aluminiumrollladen (geschäumt oder stranggepresst) heraus, da er in allen Formen zugeschnitten werden kann und je nach Ausführung und Einsatzzweck arretiert oder gleitend gelagert wird. Viele Hersteller zu haben bedeutet, viele gut funktionierende Varianten zur Verfügung zu haben, ob von oben nach unten, von unten nach oben spielt keine große Rolle. Funktionieren muss es.

Wer liefert was?

Die Frage der Rollladenführungsschiene ist eine ganz eigene. Beim Vorbaurollladen ist sie in der Regel aus Aluminium und immer dabei. Sie wird zusammen mit dem Kasten mehr oder weniger oft auf dem Befestigungsuntergrund verschraubt, verlangt aber vom ausführenden Betrieb, sich mit dem Thema Befestigung auseinanderzusetzen. Ganz anders ist es, wenn die Führungsschiene vorhanden ist. In den wenigsten Fällen wird geprüft, ob sie ausreichend fest auf dem Montageuntergrund befestigt ist. Ein reines Überprüfen der geometrischen Ähnlichkeit reicht da nicht immer aus, um die Anforderungen an die geforderte Windwiderstandsklasse zu erfüllen. Auch die Frage nach der Schlagregendichtigkeit kommt da schnell ins Spiel und bei fehlender Bedenkenanmeldung ist der montierende Betrieb schnell dabei, wenn in diesem Bereich später durch Wassereintritt Folgeschäden entstehen.

Ausgefallene Formen und Farben gefällig?

Individuelle Lüftungsschlitze, Nachbauten nach Wunsch des städtischen Curators bei Denkmalschutz – für Holzrollläden ist das eine Domäne, bei der die anderen Materialien nicht folgen können. Da hier sozusagen nach Herzenslust gehobelt und gefräst werden kann, sind den Wünschen des Kunden nur wenige Grenzen gesetzt. Gleiches gilt auch für Sonderfarbtöne.

Auch hier punktet Holz eindeutig, wenn es für die Lackierung richtig vorbereitet wird. Aber auch stranggepresste Aluminiumprofile können hier eindeutig punkten, da sie jederzeit in der gewünschten Farbe beschichtet werden können.

Das Fazit

Viel Geschrei um nichts, oder besser gesagt: die falschen Fragen und Anforderungen. Schaut man in vorhandene Gutachterfälle, so kann man feststellen, dass der Rollladen in der Regel ein schnelles Geschäft bedeutet, dem sehr oft viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dementsprechend hoch ist die Quote der Rollläden, die bei einer genauen Überprüfung nach den Anforderungen des CE-Zeichens und der Windwiderstandsklasse gnadenlos durchfallen. Aber wo kein Kläger, da auch kein Richter. Und so bleibt es, wie es ist, Putzausbrüche an den Führungsschienen durch hinterwanderte Feuchtigkeit oder ausgebauchte Rollläden durch zu stark dimensionierte elektronische Motoren und Blocksicherungen sind da nur zwei Fälle, die in den Chartlisten der Schadensfälle ganz weit oben stehen.—

Olaf Vögele

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