_ Die in den letzten Monaten in der Branche kontrovers geführte Diskussion zur 18008 richtete sich auf die nachfolgenden Punkte:
Zusätzlicher Einsatz von Sicherheitsglas
„5.1.4 Frei und ohne Hilfsmittel zugangliche Vertikalverglasungen sind auf der zuganglichen Seite bis mindestens 0,80 m uber Verkehrsflache mit Glas mit sicherem Bruchverhalten auszuführen.“
Aufgrund des Einspruchs aus verschiedenen Bereichen des Handwerks (z. B. Vertreter aus dem Holzbau, Metallbau, Glaser) war ein Vorschlag in der Einspruchsitzung, folgenden Satz zu ergänzen:
„Von dieser Regelung kann abgewichen werden, wenn eine Risikoabschatzung durchgefuhrt wurde.“
Problematik: Wird derjenige, der eine Risikoabschätzung durchführt, dann im Schadensfall auch dafür verantwortlich sein?
Darum kam Absatz „5.1.4“ in die DIN 18008
Für die Aufnahme von Absatz 5.1.4 gab es eine ganze Reihe von Gründen, da
(a) die Bauweise mit Glas heute viel mehr Glas auch „unterhalb“ einsetzt (Brüstungen, etc.),
(b) heute auch viel größere Gläser eingesetzt werden, z. B. nach außen zu Terrassen und Balkonen etc., die ein größeres Gefährdungspotenzial aufweisen als früher,
(c) es ein Widerspruch war, dass bei absturzsichernden Verglasungen sehr strenge Regelungen gelten, aber bei bodentiefen Fenstern etc. sonst GAR KEINE Anforderungen gelten,
(d) in sehr vielen europäischen Ländern eine solche Regelung in ähnlicher Weise schon existiert (z. B. Schweiz, Niederlande, Österreich, Italien, Finnland, Großbritannien, siehe Anlagen).
Die Hintergründe und die Entstehung einer Norm
Wer steht hinter dem DIN? Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) ist die unabhängige Plattform für Normung und Standardisierung in Deutschland und weltweit. Als Partner von Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft trägt das DIN wesentlich dazu bei, Innovationen zur Marktreife zu entwickeln und Zukunftsfelder wie Industrie 4.0 und Smart Cities zu erschließen.
Die Ergebnisse sind marktgerechte Normen und Standards, die den weltweiten Handel fördern und der Rationalisierung, der Qualitätssicherung, dem Schutz der Gesellschaft und Umwelt sowie der Sicherheit und Verständigung dienen.
Was ist eine Norm?
Eine Norm ist ein Dokument, das Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren festlegt. Sie schafft somit Klarheit über deren Eigenschaften, erleichtert den freien Warenverkehr und fördert den Export.
Sie unterstützt die Rationalisierung und Qualitätssicherung in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung und dient der Sicherheit von Menschen und Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen. Der volkswirtschaftliche Nutzen beträgt rund 17 Mrd. Euro jährlich.
Wie entsteht eine DIN-Norm?
Normen entwickeln diejenigen, die sie später anwenden. Damit der Markt die Normen akzeptiert, sind eine breite Beteiligung, Transparenz und Konsens Grundprinzipien bei einer DIN. Jeder kann einen Antrag auf Normung stellen.
Alle an einem Thema interessierten Kreise erhalten die Möglichkeit mitzuwirken und ihre Expertise einzubringen. Vor der Verabschiedung werden die Norm-Entwürfe öffentlich gemacht und zur Diskussion gestellt.
Die beteiligten Experten müssen sich über die endgültigen Inhalte grundsätzlich einig sein. Spätestens alle fünf Jahre werden Normen auf den Stand der Technik hin überprüft.
Sind Normen Pflicht?
Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig. Erst wenn Normen zum Inhalt von Verträgen werden oder wenn der Gesetzgeber ihre Einhaltung zwingend vorschreibt, werden Normen bindend.
Zwar stellen sie im Fall einer möglichen Haftung keinen Freibrief dar. Aber wer DIN-Normen – als anerkannte Regeln der Technik – anwendet, kann ein korrektes Verhalten einfacher nachweisen.
Was ist ein Standard?
Im Gegensatz zu einer Norm wird der Inhalt eines Standards, einer sogenannten DIN SPEC, durch ein temporär zusammengestelltes Gremium erstellt. Konsens und die Einbeziehung aller interessierten Kreise sind nicht zwingend erforderlich. DIN SPEC sind als Ergebnisse von Standardisierungsprozessen bewährte strategische Mittel, um innovative Lösungen schnell und unkompliziert am Markt zu etablieren und zu verbreiten.
Die DIN SPEC ist der kürzeste Weg von der Forschung zum Produkt. Ein solcher Standard kann innerhalb weniger Monate unkompliziert in kleinen Arbeitsgruppen erarbeitet werden. Er fördert den Austausch mit anderen Marktteilnehmern. DIN sorgt dafür, dass die DIN SPEC nicht mit bestehenden Normen kollidiert und veröffentlicht sie – auch international.
Die DIN SPEC ist ein hochwirksames Marketinginstrument, das dank der anerkannten Marke DIN für eine große Akzeptanz bei Kunden und Partnern sorgt. Eine DIN SPEC kann die Basis für die Erarbeitung einer Norm sein.
Ist das DIN international aktiv?
DIN vertritt die deutschen Interessen in der europäischen Normung bei CEN (Europäisches Komitee für Normung) und in der internationalen Normung bei ISO (Internationale Organisation für Normung). Etwa 85 Prozent aller Norm-Projekte haben heute einen europäischen bzw. internationalen Hintergrund. Internationale Normen stellen eine gemeinsame technische Sprache zwischen Handelspartnern dar und fördern somit den weltweiten Handel.
Wie finanziert sich das DIN?
DIN ist ein gemeinnütziger Verein, der sich im Wesentlichen aus dem Verkauf von Normen, anderen Verlagsprodukten und Dienstleistungen finanziert. Hinzu kommen Projektmittel der Wirtschaft, Mitgliedsbeiträge und projektbezogene Mittel der öffentlichen Hand.
In Deutschland ist die Normung Selbstverwaltungsaufgabe der Wirtschaft. Die Anwender sorgen durch den Kauf von Normen dafür, dass die privatwirtschaftliche, effiziente Organisation der Normungsarbeit erhalten bleibt.—
Weitere Infos
Wer zusätzlich Informationen zum DIN und zur Normengebung sucht, findet diese auf der Website des Instituts unter