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Raffstoren können Wind und Tageslichttechnik

Da geht kein Weg dran vorbei

_ Mit der Renaissance des textilen Sonnenschutzes seit 2009 wurde der Beschattungsmarkt kräftig durcheinander gewirbelt. Architekten statten immer mehr Objektbauten mit ZIP-Systemen aus, und auch im privaten Wohnungsbau finden die textilen Flächen immer mehr Anwender. Folgt man den Werbeanzeigen der Hersteller oder den einschlägig verfügbaren Informationen im Internet auf YouTube & Co., kommen sehr schnell mögliche Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h ins Spiel. Ob 39 m/s eine realistische und erforderliche Angabe sind, kann man diskutieren.

Im Vergleich zu den Leistungswerten eines normalen Raffstores mit 12 m/s sprechen wir jedoch von einem Quantensprung in der Windstabilität von Sonnenschutzprodukten, der bei Architekten und Bauherrn immer öfter die Produktauswahl in Richtung ZIP-Systeme beeinflusst.

Gewicht verleiht Stabilität, doppelte Absicherung auch

Heute müssen Gebäude für extreme Anforderungen gewappnet sein. Sie sind immer häufiger Naturgewalten ausgesetzt, die Wind und Wetter plötzlich mit sich bringen. Andererseits fordern Architekten filigrane und flexible Alternativen für die Gestaltung von Fassaden. Bei stark windexponierten und hohen Gebäuden mit mehr als zehn Etagen wirken generell sehr große Windkräfte auf den Sonnenschutz. Herkömmliche Raffstoresysteme sind diesen Kräften aufgrund ihrer Konstruktion nicht immer gewachsen und können bei starkem Wind beschädigt werden. Wenn dann gleichzeitig ein funktionstüchtiger Sonnen- bzw. Blendschutz wie in der EU-Richtlinie EU 90/270 definiert an Bildschirmarbeitsplätzen vorgeschrieben ist, wird es im direkten Vergleich zu ZIP-Systemen schnell eng mit den Leistungsdaten Wind. Hersteller wie Warema und Flexalum haben speziell für diese Anforderungen windstabile Raffstores entwickelt, die je nach Baugröße Windgeschwindigkeiten von bis zu 22 – 25 m/s standhalten sollen.

Zur Erhöhung der Systemstabilität verfügen diese Lösungen über randgebördelte Lamellen von 80 mm Breite mit Führungsnippeln und einer seitlichen Kombination aus verstärkten Führungsschienen und zusätzlichen seitlichen Spannseilen. Weitere Spannseile, die über den Behang verteilt werden können oder die Beschwerung der Unterschiene sollen die Windstabiltät der Raffstoren zusätzlich optimieren. In der Regel liegen die Baugrenzwerte bei diesen Systemen bei 3 m Höhe bzw. Breite.

Eine wesentlich höhere Windstabilität von 30 m/s erreicht eine Neuentwicklung der designorientierten Premiumlamelle von Warema, die auf der BAU 2017 vorgestellt wurde. Eine flache Lamellengeometrie mit einer Materialstärke von einem Millimeter in stranggepresster Ausführung und damit einem höheren Gewicht soll neben einer erhöhten Windstabilität ein besonders hochwertiges Erscheinungsbild erreichen. Der Einbau erfolgt analog zu einem Standard-Raffstore. Geliefert werden können bei dieser Ausführung Maße bis maximal 3,5 m Höhe und Breite.

Dunkel soll es sein

Die Stanzungen für die Aufzugsbänder der Raffstoren waren schon immer ein Ärgernis, wenn Raffstoren im Bereich Schlafzimmer oder bei Konferenzräumen etc. eingesetzt werden sollen und die entstehenden Lichtpunkte als störend empfunden werden. Roma hat deshalb bei der Entwicklung der neuen Comfort- und Designlamelle CDL verdeckt liegende Stanzungen mit einem verdeckt liegenden und dadurch vor UV-Strahlung geschützten Aufzugsband entwickelt, die bei geschlossenen Lamellen einen direkten Lichteinfall über die ganze Fläche verhindern. Speziell ausgearbeitete Führungsschienen mit einem coextrudierten Lamellenkeder lassen ebenfalls keinen direkten Lichteinfall zu, was den Wohnkomfort bzw. die Abdunklungseigenschaften erhöhen soll. Die speziell geformten Führungsschienen sollen zudem keine seitlichen Einblicke zulassen. Durch die hintere Aufhängung der Lamellen gibt es keine von außen sichtbaren Stanzungen.

Gut versteckte Allrounder im täglichen Einsatz

Auch bei der Optik der Einbausituation haben die Raffstoren zugelegt, um die konstruktionsmäßig bedingten hohen Blendenhöhen zu kaschieren. Wurden früher die Raffstoren mit Winkelschutzblenden oder vorgesetzten Rundführungsschienen und U-Schutzblenden montiert, so werden sie heute immer öfter in die Fassade oder das Mauerwerk integriert, um den gestiegenen Ansprüchen der Architekten und Planer gerecht zu werden. Für die Integration in die Dämmebene wurden von mehreren Herstellern spezielle Raffstorekästen entwickelt, die wie ein Rollladenkasten ins Mauerwerk eingebaut werden können und mit ihrer Bauweise Anschlussprobleme an die Gebäudehülle beseitigen, bzw. für die Einhaltung der Anforderungen nach der EnEV sorgen. Die Einbaukästen bieten zudem die Möglichkeit, Insektenschutzsysteme etc. sinnvoll zu integrieren und den Kundennutzen zu erhöhen.

Lichtlenkung in Perfektion

Ein andauernder architektonischer Trend ist die Fassadengestaltung mit großen Glasflächen. Sie soll den Bewohnern einen freien Blick nach draußen bieten und gleichzeitig viel Helligkeit respektive Tageslicht in die Räume hineinlassen. Diese Vorteile der traditionellen Bauweise von Raffstoren haben aber auch ihren Preis, denn eine freie Sicht nach außen bringt gleichzeitig neugierige Blicke nach innen mit sich. Will der Hausbewohner zu viel Tageslicht, kann der ungehinderte Lichteinfall blenden und die lichtdurchfluteten Zimmer durch den höheren solaren Eintrag im Sommer schnell aufheizen. Um diesen Problemen zu entgehen, hat Warema mit dem ProVisio einen Raffstore entwickelt, der die positiven Seiten großer Glasflächen erhalten und die negativen minimieren soll.

Der ProVisio soll nicht nur Hitzeschutz, Blendschutz und Sichtschutz garantieren, sondern diese Eigenschaften mit optimaler Durchsicht verbinden, während der Einblick von außen weitestgehend verhindert werden soll. Damit steigere man den Nutzerkomfort gleich auf vierfache Weise: durch ein wohltuendes Raumklima, eine angenehme Helligkeit, sichere Privatsphäre und eine gute Sicht nach außen. Die Besonderheit des ProVisio im Vergleich zu einem Standard-Raffstore liegt in der besonderen Möglichkeit der Lamellenneigung. Dazu wird die Neigung der Lamellen über die komplette Behanghöhe fließend verändert. Dabei orientiert sie sich am menschlichen Blickwinkel, sodass das Auge von oben nach unten automatisch immer die beste Sicht durch die Lamellen nach außen hat.

Ein herkömmlicher Raffstore mit waagerechten Lamellen erlaubt nur auf Augenhöhe und in einem eingeschränkten Winkel die freie Sicht. Es sind dabei nur noch rund 55 Prozent der Aussicht gegeben. Mit der durchgehend veränderten Lamellenstellung kann der ProVisio die Durchsicht um 25 Prozent verbessern, sodass bei gleichzeitigem Sichtschutz von außen nach innen etwa 80 Prozent des Blickes unverstellt sind.

Die Eigenschaften eines herkömmlichen Raffstores bleiben dabei uneingeschränkt vorhanden. Damit eignet sich ProVisio für den Einsatz im Privatbereich ebenso, wie zum Beispiel für Büros mit Computerarbeitsplätzen oder Arztpraxen etc.

Der Raffstore bleibt das Arbeitstier der Branche

Man kann es schnell auf einen Punkt bringen. Die Raffstorebranche hat aufgerüstet und vor allem beim Nutzwert der Raffstoren, die dem Anwender Vorteile für den täglichen Einsatz bringen, deutlich nachgelegt. Verbesserte Abdunklungseigenschaften ohne stark konturierte Z-Lamellen und Abschottbleche schaffen ein angenehmeres Erscheinungsbild und bessere Ergebnisse. Sichtoptimierte Raffstoren berücksichtigen die neuen Anforderungen, die z. B. in Wohnanlagen wichtig sind, wenn es darum geht trotz dichter Bebauung auch Privatsphäre zu schaffen. Die mögliche Integration der Raffstoren in Fassade und Mauerwerk ist nur ein weiterer konsequenter Schritt, um die Nachteile der größeren Bauhöhe Oberkasten optisch perfekt zu kaschieren. Einen wesentlichen Schritt nach vorne haben die Raffstoren im Bereich der Windstabilität gemacht. Ob man Werte von bis zu 30 m/s, die 108 km/h entsprechen erreichen muss, ist genauso wie bei ZIP-Systemen fraglich. Hier sollte bei den Architekten und Planern, aber auch in der Beratung der Fachbetriebe, viel mehr auf den Einsatz einer Gebäudeautomation mit sinnvoll angeordneten Windmessern geachtet werden. —

Olaf Vögele

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