_ Auf die Frage, ob er eine Zunahme an Scannern in den Glasbetrieben sieht, sagt Jens Erdmann, Sales Manager Europe, bei Scannerhersteller Viprotron (www.viprotron.com): „Ja, wir verzeichnen ein großes Interesse an unserem Quality Checker IG. Diese Anlagen werden nach der Presse in einer Isolierglas Linie implementiert.“
Hierbei kommen verschiedene Typen zum Einsatz, wie Erdmann unterstreicht: „Begonnen hat es bei uns vor 15 Jahren am Anfang der Isolierglaslinie hinter der Waschmaschine mit dem Quality Scanner, der nun schon in der drittten Generation unser ‚Bestseller‘ ist.“
Die Modularität in den Detektionskanälen des Kontrollgeräts gibt dem Verarbeiter die Möglichkeit, seine eigenen Qualitätsstandards zu kreieren und zu erweitern. Aus diesem Anlagentyp wurde dann der „Jumbo Controller“ weiterentwickelt, dieser prüft und bewertet Bandmaße auf Fehlstellen.
Mit dem Quality Checker wurde weiter ein Gerät entwickelt, der nach der Presse, vor der Versiegelung, die Scheibe vermisst. Diese Anlage zeigt Positionsabweichungen von Abstandhaltern auf und prüft Sprossen auf Winkligkeit. Zudem lassen sich Oberflächenfehler prüfen, welche in der „EN 1279“ oder in der „Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas für das Bauwesen“ (Hadamar Richtlinie) beschrieben werden.
„Dem Gedanke, Scanner immer früher im Fertigungsprozess einzusetzen, entstammt der Eco Scanner. Das Besondere an diesem Gerät ist, dass er vom Verarbeiter selbst Installiert wird und in der Prozesskette versetzt werden kann“, erläutert Jens Erdmann.
„Da es schon Anfang 2010 die ersten Ansätze zur automatischen Erkennung und Auswertung von Anisotropien in vorgespannten Gläsern gab, haben wir hierfür unseren Anisotropy Scanner entwickelt, den wir aktuell in der 2. Generation anbieten.“ Mit der Möglichkeit eines zweiten Detektionskanals kann mit diesem Gerät auch „White Haze“ detektiert und bewertet werden.
Qualität geht über alles
Auf die Frage, ob das geforderte Qualitätsniveau steige, sagt Erdmann, dass das Qualitätsniveau bei verarbeiteten Gläsern weiter steige, obwohl zeitgleich die Rohglas Qualität abnehme. Erdmann: „Da nun erstmals in der EN 1279 eine Bewertung der Oberflächen-Qualität Einzug erhält und eine Neuauflage der ‚Hadamar Richtlinie‘ erarbeitet und bekannt gegeben wurde, sind nun gleich zwei Regelungen zur Bewertung der Glasoberfläche auf dem Markt. Die EN 1279 wird europaweit bindend.“
Die Fensterbaubranche hat durch den VFF an den neuen „Hadamar Richtlinie“ mitgearbeitet. Diese schärferen Bedingungen schlagen sich jedoch im Preis der Gläser nieder.
Bei den Bauträgern hat es sich etabliert, sogenannte „Claim Consultants“ zu engagieren. Diese erstellen im Vorfeld strenge Qualitätsspezifikationen, auch für das einzusetzende Glas. Weicht das gelieferte Produkt dann von der Spezifikation ab, kann es für die Hersteller teuer werden.
Reklamationen sind nicht ohne
„Durch meine langjährige Tätigkeit in der Glasbranche hatte ich besonders in den letzten Jahren sehr emotionale Erlebnisse bei der Reklamationsbearbeitung von Endkunden. Bis hin zum tätlichen Angriff gegen mich! Dieses liegt meiner Meinung nach vor allem an den drastisch gestiegenen Endverbraucherpreisen im Bauwesen.“
Die Glasanbieter hätten dabei oft keinen Einblick, wie ihr Glas an den Endkunden weiterverkauft wird. Somit stehen die Anbieter dann oft allein auf weiter Flur, wenn es Beanstandungen an den Glasoberflächen gibt, da die Reklamation der Oberflächenqualität doch immer wieder bei den Glasanbietern landet.
Jens Erdmann ist der Meinung, dass eine Wende in Sachen Qualitätserwartung an den Werkstoff Glas dringend benötigt wird. „Will ein Hersteller seine Qualitätsstandards dauerhaft sichern, investiert er in Scannertechnik und Schulung des Personals, um diese neuen Hilfsmittel auch beständig einsetzen zu können.“ Zudem könne der Scanner als Werkzeug zur Reklamationsbearbeitung genutzt werden, wenn er auch bei der Warenausganskontrolle zum Einsatz kommt. Denn dadurch lassen sich alle relevanten Daten rund um die Qualität der Produkte erfassen und von jedem EDV-unterstützen Arbeitsplatz mit einem „Qualitätsdokument“ versehen.
Scanner für Fensterbauer
„Seit zwei Jahren haben wir vermehrt Anfragen aus der deutschen Fensterbaubranche. Jedoch werden hier oft die hohen Anschaffungskosten gescheut, ein Fensterbauer müsste ja zusätzlich zum Scanner auch in automatische Förderbänder und eine Waschmaschine investieren. Nur um eine automatische Wareneingangskontrolle für das Glas zu haben, hat sich meines Wissens hierzulande noch kein ‚Pionier‘ gefunden.“
Ein mittelständischer Fensterbauer aus Polen hingegen habe nun bei Viprotron die erste automatische Wareneingangskontrolle für sich auf den Investmentplan 2020 gesetzt. Erdmann: „Wir sind guter Hoffnung, in Kürze unseren ersten Fensterbau-Partner auszustatten.“
Smartphone mit Scanfunktionen
Es gibt die ersten Applikationen für Android und iOS, die aufgelaserte QR- Codes auslesen können. Diese geben Aufschluss über z. B. Aufbau, Abmessungen und Hersteller, zudem sind weitere Informationen möglich, je nach Software-Anbieter.
Auf der „glasstec 2018“ hat A+W in 2018 Software zu Erkennung von Konturen vorgestellt, die in der Bilderfassung von modernen Smartphones unterstützt wird. Bei der Entwicklung dieser Technik war Viprotron mit seinem Wissen bei kameragestützter Oberflächen- und Konturprüfung mit dabei.
Auf die Frage der GLASWELT, ob das Smartphone den Scanner ersetzen wird, antwortet Erdmann. „Ein klares Jein. In den letzten Jahren gab es erhebliche Verbesserungen bei Smartphone-Kameras. Deshalb bleibt es spannend zu sehen, was künftig möglich wird. Die Analyse der großer Datenmengen und vor allem deren Speicherung begrenzen den Einsatz, zumindest heute. Ob es zeitnah eine Lösung für mobile Qualitätskontrolle der Glasoberfläche geben wird, wage ich zu bezweifeln.“—