_ Jeder Holzfensterbauer kennt die typische Handbewegung, wenn man sich an den perfekten Holzoberflächen erfreuen kann. Genauso achten PVC-Hersteller auf die äußeren Werte ihrer Elemente: Für den einen ist die eigene Oberfläche ganz besonders edel strukturiert, der andere spricht von einem exklusiven Weißton, der sich abhebt vom Einheitsweiß, der Dritte verweist auf die hochwertige „Plexiglas“-Veredlung seiner PVC-Profile. Und immer häufiger veredlen auch Aluminiumschalen die Kunststoffelemente.
Was wird zudem nicht alles unternommen, damit das Endprodukt Fenster auch noch völlig unbeschadet auf die Baustelle kommt: Manche Elemente werden in Folie gepackt, Fensterbauer machen sich Gedanken um die Sortierung auf den Gestellen und um den Schutz der Lieferung und vieles mehr.
Dann geht das Produkt auf die Reise und irgendwann befindet sich das schicke Bauelement an seinem Bestimmungsort: Auf einer Baustelle. Und dann?
Aus den Augen aus dem Sinn?
Ganz offensichtlich nach dem Motto „Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht bis morgen“, ist jeder Anbieter, oder der dafür beauftragte Subunternehmer, darauf bedacht, die Ware schnell „ins Loch“ zu bringen und den Bau zu schließen. Dem Bauherren ist das natürlich recht – so ist der Rohbau geschützt vor Wind und Wetter. Außerdem winkt ja auch die Abnahme – wenn man denn daran gedacht hat, den Kunden mit dieser „Formalität“ in diesem führen Stadium zu konfrontieren und dieser auch noch bereit dazu ist.
Was danach kommt? Es ist nicht die Sintflut, aber es sind Rohbauarbeiten, die beim Fensterlieferanten und auch beim Kunden offensichtlich völlig ausgeblendet werden. Da werden noch fleißig Mörtel-, Zementsäcke oder -eimer ins Haus geschleppt. Der Putz kommt an die Wände, der Estrich wird eingebracht, der Dachstuhl ist vielleicht noch gar nicht montiert und auch Dämm- und Dichtstoffe in jeglichen Aggregatzuständen werden in dieser Phase von vielen Rohbau-Handwerkern verarbeitet. Ganz zu schweigen von den Feuchtigkeitsmengen, die noch für den Hausbau benötigt werden.
7 Tage Regenwetter und Schlamm auf der Zufahrt? Kein Problem, die Bude wird ja noch gereinigt…
Auf der Suche nach den Schuldigen
Diese „Grauzone“ zwischen Einbauzeitpunkt und der Nutzungsphase kann sich durchaus über mehrere Monate hinziehen. Dabei werden die Elemente Einflüssen ausgesetzt, die nicht beeinflussbar und zudem auch noch schwer kontrollierbar sind.
Wenn der Kunde den Fensterbauer anschließend mit Bauschäden am Fenster konfrontiert, geht die Suche nach den Schuldigen los:
- Wer kommt für den Schaden auf?
- Wer reinigt die verdreckten Elemente?
- Woher kommen die Kratzer im Glas oder Rahmen?
- Warum haben die Beschlagsteile schon Rost angesetzt?
Der genervte Endkunde wird sich sicher nicht um die Frage nach dem Verursacher kümmern – dieser möchte einfach nur „Fenster in Möbelqualität“. Also ist der Hersteller bzw. Verkäufer gefragt. Anstrengende und nervige Besprechungen stehen ihm bevor…
Auch das ift Rosenheim bescheinigt, dass diese beschriebene Grauzone für häufige Anfragen bei der Sachverständigenabteilung sorge: Ein nicht unwesentlicher Prozentsatz von Kundenreklamationen fällt auf den Zeitpunkt ab der Montage bis zur Nutzung.
Fensterlieferung zeitgleich mit dem Möbelwagen
Das es auch anders geht, beweisen Traditionen in anderen Regionen: In Südtirol beispielsweise. Dort kommt das hochwertige Fensterelement zeitgleich mit dem Möbelwagen. Vorher wurde der Rohbau durch Windfolien oder andere Provisorien mit der Montagezarge geschützt. Das Zargenelement dient bei der Montage des Fensters als konstante Rahmenkonstruktion und in der Werkstatt lassen sich Fenster oder Tür in Ruhe vorproduzieren und just in Time auf die Baustelle bringen.
Das Thema Montagezargen ist also gar nicht neu und in einigen Ländern gehört diese Ablauf bereits zur manifestierten Baukultur. Das Montagezargen an sich schon zu empfehlen sind, stellte das ift bereits mit einer Studie im Jahr 1989 klar. Im aktuellen „Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung“ wird jedoch lapidar exemplarisch lediglich ein Beispiel dargestellt.
Dennoch: Jetzt scheint diese Montageart auch bei uns deutlich mehr Anhänger zu finden: Fensterbauer, die es leid sind, Reklamationen die durch die Grauzone verursacht wurden korrigieren zu müssen, offerieren ihren Kunden die zweistufige Montage. Ein Paradebeispiel ist die Firma Döpfner ( www.doepfner.de ).
Ein weiterer Beleg für die Renaissance dieser Elementmontage: Auf den diesjährigen Rosenheimer Fenstertagen gibt es einen Vortragspunkt unter der Überschrift „Die (R)evolution der Fenstermontage – Fenstereinbau mit Zargen“. Auch dort werden sich sicherlich viele zukunftsweisende Eindrücke gewinnen lassen.
Vorwandmontage im Griff
Gleichzeitig präsentieren Bauzulieferer die Lösung bei einer Montage der Elemente in der Dämmebene. Oft werden diese Hilfskonstruktionen „Vorwandmontagezarge“ genannt. Man sollte sich aber durch die Wortähnlichkeit nicht täuschen: Bei diesen Hilfskonstruktionen geht es im Wesentlichen darum, die Fensterelemente in Ebenen zu positionieren, die zwar energetisch sinnvoll sind, jedoch eine Befestigungsmöglichkeit nicht vorhanden ist. Schon seit einigen Jahren also haben die Anbieter die immer größer werdende Nachfrage nach der Montage in der Dämmebene erkannt, entsprechende Angebote entwickelt und verfeinert.
Übersicht für den Durchblick
Insgesamt wollen wir also den Markt von „Montagezargen“, als auch von „Hilfskonstruktionen für die Montage“ beleuchten.
In den/der nachfolgenden Übersicht haben wir wesentliche Fragestellungen zu den am Markt erhältlichen Montagesystemen einiger Systemgeber abgefragt. Sicher können die Fragestellungen nur einen groben Informationsgehalt bieten. Dennoch geben sie einen Einblick und Anreiz, sich mit diesen Arten der Montage heute und in Zukunft intensiver auseinanderzusetzen.
Es kommt auf die Schutzfunktion und den Qualitätsanspruch an
Die im Vergleich benannten Systeme verfolgen alle das Ziel einer geordneten und risikominimierten Montageabfolge, sowohl in der Ausführung als auch angepasst auf die Einbausituation. Hierbei unterscheiden sich aber auch die systemrelevanten Herangehensweisen der Montagelösungen.
Ein wichtiger Aspekt sollte zusätzlich noch Beachtung finden: Einige Systeme bieten die Möglichkeit, notwendige Montagetätigkeiten von der Baustelle in die Werkstatt zu verlagern. Diese Tätigkeiten reichen von der Anbringung einer zweiten Dichtebene unterhalb der Fensterbank bis zur Komplettmontage von Elementen einschließlich Sonnenschutz. Inwieweit dies den Schutz der eigentlichen Leistung auf der Baustelle positiv beeinflusst obliegt dem jeweiligen Anwender.
In Bezug auf Wirtschaftlichkeit gilt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Montagen an witterungsgeschützte Arbeitsplätze zu verlagern, dient sicherlich der Montagequalität und im Zusammenhang mit einem späteren Einbauzeitpunkt auch der Reduzierung von Nacharbeiten oder „Mangelbeseitigung“ auf der Baustelle. Bei Systemen, welche einen Einbau zu einem späteren Zeitpunkt zulassen, entzerrt dies zudem Produktionsspitzen in der Elementfertigung, da „Stoßzeiten“ in der Montageleistung bei Rohbaufertigstellungen vermieden werden können.
Bei genauerer Betrachtung bieten Lösungen mit Montagezargen eine Win-Win-Situation aller Baubeteiligten. Besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit und späterer Sanierung von Fenster- und Türelementen innerhalb der Gebäudenutzungsdauer ergeben sich viele positive Effekte, welche die ursprünglich höheren Anschaffungskosten mehr als rechtfertigen können. Und: Montagezargen und Hilfskonstruktionen für die Elementmontage können wesentliche bauphysikalische Risiken bei Gewerkschnittstellen positiv beeinflussen.
Unter Berücksichtigung immer weiter steigender Anforderungen sowohl in der Montageausführung, als auch in der Montagelogistik und Bauzeitenstraffung, werden wir sicherlich solchen Systemen in Zukunft öfters auf Baustellen begegnen. Jedenfalls steigt die Anzahl der Anwender rapide und Empfehlungen von B-to-B-Fensterherstellern legen diese Art der Montage ihren Händlern eindrucksvoll nahe.—