Langzeitstudien an Isoliergläsern sind nicht leicht zu realisieren. Nur schwer lässt sich nach 20 oder mehr Jahren der Aufenthaltsort gelieferter Isolierverglasungen feststellen. Anders bei Interpane, als eine Fassade des Verwaltungsgebäudes in Lauenförde mit neuem EControl-Isolierglas gestaltet wurde, kamen die ausgebauten alten Scheiben auf den Prüfstand? Es handelt sich um Sonnenschutzisoliergläser Typ ipasol neutral R 51/43 von 1987, also Gläser, die bereits rund 25 Jahre eingebaut waren (und schon längst nicht mehr Teil der Produktpalette sind). Diese ISO-Enheiten wurden, wie damals üblich, mittels Füllstutzen über Bohrungen mit Argon-Gas befüllt und anschließend mit Popnieten verschlossen. Die Abstandhalter waren damals noch nicht gebogen, sondern mit Metalleckwinkel gesteckt. Eingebaut waren die Scheiben in Holzfenster mit dichtstofffreiem Falzraum ohne Belüftung. Die Klotzung erfolgte mit Kunststoffklötzen.
Ziel der Untersuchungen
An allen 28 ausgebauten Isolierglaseinheiten wurden folgende Faktoren untersucht:
a) Visuelle Beurteilung des Randverbunds. Auffälligkeiten am Primär- und Sekundärdichtstoff, wie z. B. farbliche Veränderungen, Dichtstoffablösungen vom Glas wurden nicht festgestellt.
b) Gasfüllgrad. Folgende Argon-Gasfüllgrade wurden gemessen:
Die gemessenen Gasfüllgrade zeigten nach Auskunft des Isolierglasherstellers: Die Scheiben wurden korrekt gefüllt (Ausnahme eine Scheibe mit null Prozent). Das zweistufige Randverbundsystem Polysulfid und Polyisobutylen (selbst mit gesteckten Ecken) war über einen Zeitraum von 24 Jahren dicht. Eine Erhöhung des Ug-Wertes durch Gasverluste trat nicht auf.
c) Trocknungsmittelfüllmenge und Wasserbeladung des Trockenmittel: Bei den Isolierglasscheiben waren jeweils ein kurzer und ein langer Abstandhalterschenkel mit Trocknungsmittel gefüllt. Über alle Isoliergläser gemittelt lag die Füllmenge bei circa 14 g/m.
Da die maximale Wasseraufnahmekapazität des Trocknungsmittels bei circa 18 % liegt und eine Vorbeladung zum Zeitpunkt der Isolierglasproduktion von etwa 2 % in der gemessenen Wasserbeladung zu berücksichtigen ist, könnte für diese Isoliergläser eine Lebenserwartung von 50 bis 75 Jahren prognostiziert werden.
d) Dichtstoffüberdeckung: Im Mittel lag die Sekundärdichtstoffüberdeckung über dem Abstandhalterrücken bei ca. 4 mm.
Ausblick
Die Initiative „kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ des Institutes für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e. V. an der TU Berlin gibt in Zusammenarbeit mit dem Bundesbauministerium sowie dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung eine Broschüre heraus, deren wesentlicher Inhalt die Beurteilung der Lebensdauer von Bauteilen und Bauteilschichten ist.
Im Rahmen dieser Ausarbeitung wird für Mehrscheibenisolierglas eine mittlere Lebenserwartung von 25 Jahren angegeben. Die nun bei Interpane vorgenommene – zugegebenermaßen nur stichpunktartige – Untersuchung zeige, dass bei qualitativ hochwertigen Isolierglasprodukten, die nach Vorgaben der RAL-Güte- und Prüfbestimmungen gefertigt sind, sogar die zwei- bis dreifache Lebensdauer erzielt werden kann – ohne Verlust der funktionellen Eigenschaften der Verglasung.
Die Autoren: Karl Häuser und Rainer W. Schmid
www.interpane.com