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Darum setzen Bauherren auf Passivhausbauten

Weil es sich einfach lohnt

Glaswelt – Warum haben Sie als Unternehmen beziehungsweise als Privatmann in Bürogebäude in Passivhausbauweise investiert?

Michael Pitsch – Wir sind seit nunmehr 20 Jahren ein führendes Unternehmen im Bereich der Passivhaus-Lüftungstechnik und sind in diesem Sektor sehr erfolgreich. Daher war es eine logische Konsequenz, unsere „eigene“ Philosophie und Überzeugung auch bei der Errichtung unseres Firmensitzes entsprechend in Passivhausbauweise umzusetzen.

Wolfgang Geber – Für mich stand ursprünglich die nachhaltige Einsparung von Energie im Vordergrund. Aber nach vertiefender Beschäftigung mit dieser spannenden Bauweise sehe ich heute viele weitere Aspekte – und zwar mindestens gleichberechtigt neben dem Energiesparen: Meine Frau und ich schätzen beispielsweise das Wohlfühlklima in einem Passivhaus sehr, bei dem die Räume rundherum gleichmäßig angenehm warm sind und es keine ungemütlich kühl strahlende Wand- oder Fensterflächen gibt. Dank des Lüftungsgerätes mit Wärmerückgewinnung genießen wir immer frische, gefilterte und vorgewärmte Luft und sparen uns das lästige, aber in modernen Häusern ohne Lüftungsgerät regelmäßig nötige Fensterlüften.

Zudem erleben wir seit dem Einzug in unser Passivhaus keine Zugluft-Erscheinungen mehr an den Füßen oder im Nacken durch hohe Temperaturunterschiede zwischen kalten Fenstern und warmen Heizkörpern. Nicht einmal die Lüftungsströme spüren wir in unseren Räumen.

Glaswelt – Und was verspricht sich eine Wohnbaugesellschaft von Passivhausbauten?

Frank Junker – 40 Prozent der Energieverbräuche gehen auf die Beheizung von Immobilien zurück. Es ist eine gesellschaftspolitische Verantwortung aller, einen Beitrag zur Energiewende und zum schonenden Umgang von nicht erneuerbaren Ressourcen zu leisten. Deshalb ist unsere Philosophie: Hochenergieeffiziente Gebäude, bei denen der Energiebedarf möglichst regenerativ erfolgt. Es ist eine Verpflichtung der Immobilienwirtschaft, sich dieser Anforderung zu stellen.

Glaswelt – Durch passivhaustaugliche Produkte (wie z. B. Fenster) fallen Mehrkosten an, wie zahlt sich diese Investition für Sie aus?

Pitsch – Nach unseren Erfahrungen lagen die Mehrkosten der Errichtung gegenüber einem Gebäude in „normaler“ Bauweise bei rund 15 bis 20 Prozent. Das scheint auf den ersten Blick erheblich zu sein. Dennoch werden mit den nachweislich niedrigeren Betriebskosten diese höheren Aufwendungen in akzeptabler Zeit zurückverdient. Gleichzeitig leisten wir mit dieser Investition einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, was für uns als Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Energien selbstverständlich hohe Priorität hat.

Mindestens genauso wichtig wie direkte finanzielle Einflüsse sind aber weitere positive Aspekte. Zum Beispiel ist das Innenraumklima ganzjährig optimal, da die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und die großflächigen Deckensegel zum Heizen und Kühlen (in Verbindung mit einer Erdwärmepumpe) hervorragende Arbeit leisten. Durch die angenehme Atmosphäre steigt die Motivation unserer Mitarbeiter und der Krankenstand sinkt.

Geber – Die passivhaustauglichen Produkte sind nicht nur einfach teurer, sondern definitiv hochwertiger als „normale“ Produkte. Das führt bei unserem Haus zu einer spürbaren Reduktion von Heizungskosten auf nur noch 30 Euro/Monat für 300 m2. Aber bemerkenswert finde ich den Effekt, dass ein Passivhaus die in der Bau-Praxis immer wieder vorkommenden Planungs- oder Umsetzungsfehler im Bereich der Wärmedämmung viel leichter als ein konventionelles Haus verzeiht. Im Passivhaus steigen dann lediglich die Wärmeverluste etwas an, bei konventionellen Bauten drohen dann hingegen schon einmal Kondenswasser in kritischen Bereichen, Schimmel oder Feuchteschäden innerhalb der Wände. Und das bedeutet Ärger und aufwendige Sanierungskosten.

Junker – Die Mehrkosten eines Passivhauses im Verhältnis zu einem Gebäude, das die EnEV erfüllt, liegen im Bereich von maximal 5 Prozent. Diese lassen sich spielend durch entsprechend höhere Mieten oder entsprechend höhere Verkaufspreise bei Eigentumswohnungen kompensieren. Nutzer eines Passivhauses haben eine Antwort auf ständig steigende Betriebskosten gefunden. Diese sind im Bereich der Heizkosten bei Passivhäusern derart gering, dass bei einer Vielzahl von Geschosswohnungen der ABG die Heizkostenabrechnungen nicht mehr erfolgt und dem Mieter die Heizenergie als Teil der Gesamtmiete dargestellt wird.

Glaswelt – Welche Rolle haben die Fenster bei Ihrer Planung gespielt und nach welchen Kriterien haben Sie diese ausgewählt?

Pitsch – Gerade in unserem Verwaltungsbau mit seinen sehr großen Fensterflächen ist die Qualität und Performance der zugehörigen Isoliergläser natürlich von großer Bedeutung. Da ich bis 2004 selbst in der Glasbranche tätig war, konnte ich während der Planungsphase 2008 auf einige Grundkenntnisse in Sachen Glas zurückgreifen. Dennoch war es erstaunlich zu sehen, welche technischen Fortschritte in den wenigen Jahren im Bereich Isolierglas umgesetzt wurden. Für die Auswahl unserer Gläser waren neben dem notwendigen niedrigen U-Wert auch Faktoren wie optimaler Sonnenschutz im Sommer und maximale Lichtausbeute im Winter von großer Bedeutung.

Neben den Isoliergläsern kam auch den Fensterprofilen eine hohe Bedeutung zu, um die entstehenden Lasten dauerhaft tragen zu können und die nötige Dichtheit des Gebäudes zu sichern.

Geber – Die Fenster waren für mich ein zentrales und wichtiges Bauelement. Die bei uns verwendeten Fenster habe ich auf einer Passivhaus-Messe gesehen und war sofort begeistert, weil sie innen aus Holz gefertigt sind und außen eine wetterfeste Alu-Vorsatzschale haben. Doch ein besonderer Clou sind die außerhalb der 3-fach-Verglasung liegenden Jalousien. Zum Schutz dieser Jalousien sind die Fenster mit einer vierten, hinterlüfteten Scheibe ausgestattet. Damit bleiben die Jalousien trotz Sturm und Hagel dauerhaft in bestem Zustand. Hageldellen ade! Mittlerweile sehe ich immer mehr Fensterhersteller, die ebenfalls solche langlebigen Fenster anbieten.

Junker – Neben der luftdichten Hülle spielen die Fenster eine entscheidende Rolle bei Passivhäusern. Bei uns kommen ausschließlich 3-fach verglaste Qualitätsfenster zum Einsatz, die nach den Kriterien des Passivhausinstituts ausgesucht werden. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Anbietern, die diese hohen Qualitätsanforderungen in vollem Umfang erfüllen. Seit mehr als 15 Jahren bauen wir Passivhäuser und bringen 3-fach verglaste Fenster zum Einsatz, ohne dass es hierbei jemals Probleme gegeben hat.

Glaswelt – Würden Sie Bauherren ein Gebäude in Passivhausbauweise weiterempfehlen?

Pitsch – Selbstverständlich. Wir sehen die Passivhausbauweise weiter stark auf dem Vormarsch. Einige europäische Länder wollen bereits für 2020 die Pflicht zur Errichtung aller neuen Gebäude in Passivhausbauweise umsetzen. Unabhängig davon ist ein Passivhaus eine wunderbare Umgebung zum Leben und Arbeiten – jeder Mensch verbringt in unseren Breiten ja rund 70 Prozent seines Tages in geschlossenen Gebäuden. Ein gut geplantes und fachgerecht errichtetes Passivhaus ist für mich die gesündeste und am meisten werthaltige Investition, die ein Bauherr tätigen kann.

Geber – Ja, ich kann die Investition in ein Passivhaus uneingeschränkt weiterempfehlen!

Junker – Am Passivhaus führt kein Weg vorbei. Mit über 2500 Geschosswohnungen – von der Sozial- bis zur teuren Eigentumswohnung – haben wir rundum positive Erfahrungen gesammelt. Das bestätigen auch die Nutzer unserer Immobilien. Ich würde jedem interessierten Bauherrn empfehlen, die entsprechende Technologie umzusetzen. Ab 2020 schreibt ohnehin die für die gesamte Europäische Union verbindliche EU-Gebäuderichtlinie vor, dass alle Neubauten einem nahe Null-Energiestandard entsprechen müssen. Und dies ist das Passivhaus.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger

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