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Tageslicht intelligent mit Raffstoren steuern

Nicht nur darüber reden – machen!

_ Die Zahlen einer jungst europaweit erfolgten Erhebung*) zeigen, dass 42 Prozent jener Menschen, die in Buros arbeiten, ohne Sonnenlicht auskommen mussen. Daruber hinaus haben 7 Prozent der Arbeitnehmer keine Fenstersicht. Die Studie legt außerdem dar, dass europaische Buroangestellte, die in einer Arbeitsumgebung mit naturlichen Elementen tatig sind, sich um 13  Prozent wohler fuhlen und um 8 Prozent produktiver arbeiten als ihre Kollegen, bei denen das nicht der Fall ist.

In Spanien, das mit 15 Prozent den großten Anteil an Personal in Buroraumen ohne Fenster aufweist, finden sich die meisten Mitarbeiter, die sich gestresst fuhlen. In Deutschland und Danemark mussen die wenigsten Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz auf ein Fenster und Tageslicht verzichten und weisen laut Studie ebenso die zufriedensten Beschaftigten auf.

Damit zeigen natürlich auch deutsche Regelungen wie § 7 Abs. 1 der Arbeitsstättenverordnung mit ihrem Grundsatz, dass eine Sichtverbindung nach außen in Augenhöhe durch Fenster, durchsichtige Türen oder Wandflächen den Ausblick aus dem jeweiligen Raum ins Freie ermöglicht werden muss, eine direkte Auswirkung.

Glas erfordert Handeln

Es uberrascht nicht, dass unter den funf Dingen, die am haufigsten als jene „naturlichen Elemente“ genannt wurden, die an keinem Arbeitsplatz fehlen sollten, das naturliche Tageslicht an oberster Stelle steht. Und auch die Verbindung zur Natur und zur Außenwelt spielt eine wichtige Rolle. Gerade in der Arbeitswelt wird auf enormes Potenzial hinsichtlich Leistungsfahigkeit und Aktivitatspegel verzichtet, wenn das naturliche Licht ausgesperrt wird.

Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „Die Antwort darauf sind meist Burobauten mit nicht wirklich durchdachten Glasfassaden.“ Dabei konnte das Spannungsfeld zwischen asthetischer Glasarchitektur und moderner Arbeitswelt eigentlich großer nicht sein. Denn gerade bei der Arbeit am Bildschirm bergen diese Gebaude ein enormes Blendungsrisiko bei der Computerarbeit. Die Anspruche an den Sehkomfort am Arbeitsplatz haben sich total geandert. Ein Ubermaß an ungelenktem und ungeregeltem Tageslicht kann rasch zu Blendungen fuhren. Das schadet zum einen den Augen und fuhrt zum anderen oft zu Ermudung, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen, weil die Korperhaltung nicht passt.

Gerstmann: „Oft werden dann Rollos eingebaut, um eine Blendung zu verhindern. Diese verschließen allerdings nicht nur die gesamten Fenster, sondern unterbinden auch den Lichteinfall. Es folgt der Einsatz von Kunstlicht am hellen Tag. Allerdings reicht dieses Licht in qualitativer Hinsicht in keiner Dimension an das naturliche Tageslicht heran.“

Was für Bürogebäude gilt, hat natürlich auch bei den Neu- und Wohnbauten seine Gültigkeit. So gesehen darf der Objektbereich durchaus als Treiber für den Neu- und Wohnbau gelten.

Viel Glas bedeutet nicht unbedingt viel Licht im Raum

Moderner Sonnenschutz hingegen lasst sich dynamisch – den Außenverhaltnissen entsprechend – einstellen: zum einen durch die Positionierung der Behange bei Roll- und Schiebladen sowie Fenstermarkisen und zum anderen durch das Wenden der Lamellen bei Jalousien und Raffstoren. Fenster sind Heizkorper und Lichtquelle zugleich, und mit der richtigen Beschattung lassen sich sowohl der Energie- als auch der Lichteintrag bedarfsgerecht je nach Wunsch einstellen. Der Experte weiter: „Glaser mit hoher Lichttransmission in Kombination mit beweglichem Sonnenschutz sind bestens etablierte Produkte am Markt. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass sie in Zeiten des okologischen und nachhaltigen Bauens nicht besser mitgeplant und eingesetzt werden. Es macht einfach keinen Sinn, am uberwiegenden Teil der Tagstunden den Lichteintrag permanent durch Sonnenschutzglas, Verblendungen oder bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel Balkone zu drosseln. Das erhoht den Kunstlichtbedarf vor allem an den Tagrandzeiten und in der dunklen Jahreshalfte!“ Eine auftretende Blendung lasst sich mit dem Sonnen- oder Blendschutz lokal leicht ausschalten. Guter Sonnenschutz schottet uber 90 Prozent des Warmeeintrags ab, lasst aber ca. 10 Prozent des Lichts durch: Da bei Sonne das Lichtangebot um bis zu zehn Mal großer ist als an einem klaren oder bewolkten Tag, erhalten Raume trotz Sonnenschutz ausreichend Licht.

Die Überarbeitung von Normen und EnEV bewegen etwas

Bauherren, Investoren, Wohnungswirtschaft sowie Architekten und Planer werden auch den Ansprüchen von Änderungen in den Regelwerken folgen müssen. Die aktuell gültige Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) stellt in § 3 und § 4 Mindestanforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz von Wohn- und Nichtwohngebäuden. Da die Anforderungen der beiden Paragraphen für zu errichtende Gebäude gelten, benötigen energieeffiziente Gebäude insbesondere immer dann einen wirksamen Sonnenschutz, wenn große Fensterflächen geplant sind. Ergänzend dazu werden die demnächst zusätzlich erforderlichen Angaben beim Sonnnenschutz zum Gesamtenergiedurchlassgrad (gtot) und Wärmedurchlasswiderstand (R) ihre Wirkung zeigen.

Die höhere Arbeitsleistung bedeutet Wertschöpfung

Experten sind sich einig, dass sich der Einsatz von Kunstlicht am Tag um 30 bis 80 Prozent reduzieren lasst. Gerstmann abschließend: „Der Mensch ist ein Augentier. Und wenn wir 90 Prozent oder mehr unseres Tages in geschlossenen Raumen verbringen, sollte die Architektur dafur sorgen, den Tag so weit wie moglich ins Gebaudeinnere zu holen und fur ein naturliches, artgerechtes und komfortables Lichtmilieu zu sorgen.

Licht ist Leben, und das schonste Pflanzchen wird bei wenig Licht verkummern und bei zu viel Hitze verwelken. Was fur das Pflanzchen gilt, gilt nicht minder fur lernende Kinder, produktive Erwachsene, aber auch fur alte und pflegebedurftige Menschen.

Losungen, die sich nicht den sich standig andernden Lichtverhaltnissen im Außenbereich optimal anpassen, sind nicht zielfuhrend!“—

www.bvst.at

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