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Vorsicht Glasbruch bei ISO: Thermische Spannungen als Ursache

Immer wieder brechen Glasscheiben, scheinbar ohne ersichtlichen Grund. Häufig werden dann Fensterbauer oder Glaser dafür verantwortlich gemacht und sollen den Schaden ersetzen. Dabei sind thermische Belastungen, die sich durch Temperaturunterschiede im Glas ergeben können, die Ursache.

Wie entstehen thermische Glassprünge? Solche Glasbrüche können beispielsweise durch eine dunkle Möblierung (Sofa) ausgelöst werden, die zu nahe am Isolierglas steht. Weiter werden Temperaturunterschiede im Glas unter anderem durch Teilbeschattung, lokale Erwärmung, aufgeklebte Folien oder durch zu große Scheibeneinstände im Rahmen hervorgerufen.

Physikalische Grundlagen
Im Vergleich zu anderen Baumaterialien (z. B. Metallen) ist Glas ein schlechter Wärmeleiter. Eine Glasscheibe kann sich z. B. durch Sonneneinstrahlung, Wärmestrahler u.a. örtlich aufheizen, ohne dass die Wärme abgeführt oder gleichmäßig verteilt wird. Die erwärmten Stellen im Glas dehnen sich in der Folge aus, während die kalten Bereiche ihre Struktur beibehalten. Die verschiedenen Ausdehnungen führen dann zu örtlichen Zugspannungen, die ab einer bestimmten Größe oder im Zusammenspiel mit einer weiteren Einwirkung einen Glasbruch zur Folge haben können.

Die Lage der Temperaturextreme innerhalb der Scheibe ist entscheidender für einen Glasbruch als die Höhe der Temperaturdifferenz. Das Risiko eines thermischen Glasbruches ist im rechten Beispiel markant höher als links. Bild: SIGAB
Die Lage der Temperaturextreme innerhalb der Scheibe ist entscheidender für einen Glasbruch als die Höhe der Temperaturdifferenz. Das Risiko eines thermischen Glasbruches ist im rechten Beispiel markant höher als links. Bild: SIGAB
Ein typisches Beispiel sind Temperaturdifferenzen, die bei starker Sonneneinstrahlung entstehen: Die Sonne bescheint und erwärmt den mittleren Teil der Glasfläche, der Scheibenrand oder die beschatteten Flächen bleiben kalt.

Der Glastyp ist entscheidend
Je nach Zusammensetzung oder der Beschichtung des Glases erwärmt sich dieses stärker oder schwächer. Eingefärbtes Glas hat eine höhere Energieabsorption als normales Floatglas, eisenarmes Weißglas eine tiefere. Beschichtungen mit höheren Energieabsorptionen erhöhen das Risiko eines Glasbruches, dasselbe gilt für das Bekleben der Scheiben mit Folien.

Wie robust sich Glas bei Temperaturdifferenzen verhält, wird umgangssprachlich mit „Temperaturwechselbeständigkeit“ ausgedrückt – Beständigkeit gegen Temperaturunterschiede und plötzliche Temperaturwechsel. Sie gibt an, wie hoch Temperaturdifferenzen innerhalb der Scheibenfläche ungefähr sein dürfen, ohne dass die entstehenden Spannungen eine kritische Grenze überschreiten und zu einem Glasbruch führen.

Tabelle 1: SIGAB
Tabelle 1: SIGAB
Die Temperaturwechselbeständigkeit ist etwa bei Einscheibensicherheitsglas (ESG) dank seiner inneren Vorspannung fünfmal höher als bei normalem Floatglas (Tabelle 1). Dabei spielt zudem die Lage bzw. Distanz der vorhandenen Temperaturextreme in der Scheibenfläche sowie die Qualität der Glaskanten eine maßgebende Rolle .

Auch auf die Planung kommt es an
Vorstehende Gebäudeteile, äußere Beschattungseinrichtungen oder andere Körper auf der Außenseite der Fassade können eine Teilbeschattung auf den Gläsern hervorrufen . Dadurch erwärmen sich Teilbereiche des Glases schneller, während beschattete Bereiche kalt bleiben.

Heizkörper oder Auslässe von Kühlgeräten in unmittelbarer Nähe von Verglasungen können ebenfalls zu lokal erhöhten Glastemperaturen führen. Es muss ein ausreichender Abstand zwischen Wärmequelle und Glas eingeplant und für eine gute Ablüftung des Zwischenraums gesorgt werden.

Lesen Sie in Teil 02 des Beitrags in unserem nächsten GLASWELT Newsletter weitere Details zu thermischen Glasbrüchen. Dort wird erläutert, welche Rolle die bearbeitete Glaskante in Bezug auf die thermische Widerstandsfähigkeit von Floatglas spielt und warum bei 3-fach-ISO die mittlere Scheibe anfälliger für Glasbruch ist.

Zum 2. Artikelteil klicken Sie einfach hier.

Die Autoren
Reto Meili und Markus Läubli, SIGAB

Weitere ausführliche Informationen bietet auch die SIGAB-Richtlinie 103 (2013): „Thermische Beanspruchung von Glas“ informiert kompakt über die thermische Thematik und ist über die Webseite des SIGAB in deutscher und französischer Sprache erhältlich.
www.sigab.ch