GLASWELT – Sehr geehrter Herr Timm, herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt des Verbandspräsidenten! Wann ist in Ihnen der Entschluss gereift, dass Sie Präsident sein können und wollen? Hatten Sie Bedenken, dass die Zeit Ihnen dann in der Ausübung ihrer Geschäftsführer-Tätigkeit im eigenen Betrieb fehlt?
Detlef Timm – Natürlich war das keine Entscheidung, die ich über Nacht getroffen habe. Zunächst habe ich mich innerhalb der Familie abgestimmt. Wir führen unser Unternehmen ja schon in der dritten Generation. Da ist es gut und auch erforderlich, wenn man so ein Amt antreten will, dass die gesamte Familie mitzieht.
Grundsätzlich ist mir als „Objekter“, der mit allen Werkstoffen vertraut ist, die Bedeutung des Verbandes für die Branche und das Gewicht der Branche im Rahmen der Bautätigkeit schon lange klar. Mein Rollenverständnis als Präsident erfordert in diesem Sinne auch eine klare Trennung der Amtsgeschäfte von den Geschäftsinteressen unseres Unternehmens. Übrigens: Endgültig gereift ist mein Entschluss für dieses Amt im März auf dem Heimweg von Nürnberg unter dem Eindruck der faszinierenden Leistungsschau unserer Branche auf der FENSTERBAU FRONTALE.
GLASWELT – Was sind die Stärken des Verbands, die Sie noch mehr herausstellen wollen? Wo sehen Sie Baustellen? Welche persönlichen Akzente möchten Sie setzen?
Weiterhin möchte ich das Gehör, welches wir mittlerweile dank der Arbeit meiner Vorgänger Franz Hauk und Bernhard Helbing bei der Politik finden, auch weiterhin nutzen und wenn möglich noch stärken. Aktuelle Themen, die ich für besonders wichtig halte, sind die derzeit diskutierte Zertifizierung von Holzprodukten bis zum letzten Nachunternehmer („CoC“) sowie die für unsere Branche und den Mittelstand insgesamt besonders drängenden Probleme, welche sich aus dem Paragrafen 133 der Insolvenzordnung ergeben, der es ja dem Insolvenzverwalter ermöglicht, das bereits geflossene Geld von den Gläubigern zurückzufordern – bis zu einem Zeitraum von zehn Jahren. Hier ist eine Novellierung dringend nötig. Bei dieser Aufgabe kann ich mich auf Vorarbeiten der Geschäftsstelle und auf die Unterstützung der Baurechtler der Kanzlei SMNG aus Frankfurt am Main verlassen.
GLASWELT – Ist es von Vorteil, dass mit Ihrem Firmensitz der Verband nun quasi ein Hauptstadtbüro besitzt? Haben Sie Erfahrung mit der Lobbyarbeit?
Timm – In Ihrer ersten Teilfrage liegt ein Missverständnis, das ich gerne aufkläre. Nicht unser Firmensitz soll als Hauptstadtbüro oder besser als Hauptstadtrepräsentanz des VFF genutzt werden, sondern eine andere Adresse in Berlin. Dies sichert uns nicht nur kurze Wege bei kleinen Gesprächsrunden, sondern erleichtert der Politik auch den Besuch bei uns, weil Firmen- und Verbandsthemen deutlich getrennt werden können.
Im lokalen und regionalen Bereich sind wir in der Tradition unseres Seniors Hans Timm schon lange politisch aktiv. Aber natürlich ist Lobbyarbeit auf Bundesebene oder gar im europäischen Rahmen noch eine ganz andere Aufgabe. Diese Herausforderung nehme ich gerne an, zumal ich meine Vorgänger und auch Ulrich Tschorn von der Geschäftsstelle als kompetente Unterstützung hinter mir weiß.