_ „Finanziell stehen wir sehr gut da“, so Jochen Lütkemeyer. Das Unternehmen ist schuldenfrei und erfreut sich am stetigen Wachstum. Der Geschäftsführer teilte auf einem Pressemeeting Mitte Dezember 2015 voller Stolz mit: „Wir können garantieren, dass alle Motoren von hier kommen – es gibt keinen einzigen China-Motor bei uns. Elero steht für deutsche Wertarbeit“.
Laut Vertriebsleiter Axel Lamprecht ist Frankreich der größte Rohrmotoren-Markt nach China – Deutschland ist ein Mieterland, daher werde hier nicht ganz so viel in die Motorisierung investiert. Für das Unternehmen steht fest: Man konzentriert sich auf den Markt in Zentraleuropa – das seien immerhin 50 Prozent des Weltmarktes.
Den großen Schritt im Visier
Das neue Firmengebäude des Unternehmens werde auf der grünen Wiese wenige Kilometer entfernt vom aktuellen Standort gebaut werden. Der Grundstückserwerb des 17 000 m²-Geländes in Schlierbach bei Kirchheim-Teck ist bereits unterschieben, der Spatenstich erfolge im nächsten Jahr, verkündete Lütkemeyer am Pressetermin. Ende des 3. Quartals 2017 soll dann der Umzug erfolgt sein. Lütkemeyer begründet die Maßnahme damit, dass man am jetzigen Standort nicht mehr wachsen könne und die Fertigungsstrukturen auch nicht mehr weiter zu optimieren seien. „Wir haben jetzt vier Jahre hier eine erschöpfende Restrukturierung vorgenommen, die in den letzten beiden Jahren noch einmal durch Dieter Patrick Loose, Leiter Produktion und Logistik, intensiviert wurde. Jetzt freuen wir uns darauf, in 15 km Entfernung ein ganz neues Werk und eine der modernsten Fabrik Deutschlands bauen zu können.“ Klar sei immer gewesen, dass man der Region treu bleiben werde, „immerhin wollten wir nicht auf die 5000 Jahre Berufserfahrung unserer Mitarbeiter verzichten.“
Fertigungslayout genau analysiert
Beim Firmenrundgang im „alten“ Werk zeigt sich bereits, dass Lütkemeyer ein großer Fan einer schlanken „Lean factory“ ist und diese Erfahrungen, die er in seiner beruflichen Vergangenheit in der Automobilzulieferindustrie gemacht hat, hier einbringen konnte.
Alle Produktionsstrecken wurden und werden nach Lean-Grundsätzen grundlegend umstrukturiert, um den Kunden eine hohe Verfügbarkeit der Produkte und termingerechte Lieferung zu gewährleisten. Von einer ungünstig gelegenen alten Produktionshalle konnte sich das Unternehmen bereits jetzt problemlos trennen, da dank der effizienzsteigernden und platzsparenden Maßnahmen die Produktionsfläche der Rohrmotorenfertigung von 230 m² auf 72 m² verschlankt werden konnte. Laut Produktionsleiter Loose rücken die Produktionsabläufe immer näher zusammen. Das Ziel des Leankonzeptes ist es, einen „schlanken“ Produktionsprozess zu ermöglichen – d. h. eine Produktion, die sich je nach Auftragslage sofort anpassen kann. Nebenbei ermöglicht das neue System eine Qualitätssteigerung der Produkte, dies führt wiederum zur Verringerung der Ausschussquote.
„Letztlich wollen wir da hinkommen, dass wir einen Fertigungsausstoß mit 0 Prozent Fehlerquote realisieren können. Das ist gut für uns und gut für unsere Kunden.“ Bevor das Leankonzept in die Realität umgesetzt werden konnte, analysierte Produktionsleiter Loose, der sich schon 10 Jahre mit der Thematik intensiv beschäftigt, das Wertstromdesign bzw. die Kommunikationsströme ganz genau. Damit sich die elero-Mitarbeiter optimal auf die neue Arbeitsweise einstellen können, bot das Unternehmen entsprechende Schulungen an. Im letzten Jahr waren das für die 380 Mitarbeiter insgesamt 170 Personaltage.
Saisonale Veränderungen und kurzfristige Projekte machen es für Partner in Handwerk und Industrie immer schwerer, den Antriebsbedarf vorauszuplanen. Elero reagiert auf diese Herausforderung mit einer Produktion nach Kundentakt – Produktions- und Verkaufsraten sind nahezu deckungsgleich. Stets werden nötige Ressourcen, Bestände und Kapazitäten bereitgehalten, um die Fertigungsmengen an den Bedarf der Kunden anzupassen. So können Bestellungen sehr zeitnah ausgeführt werden. Fachbetriebe bekommen – wenn es bei Bedarf einmal ganz schnell gehen muss – innerhalb 24 Stunden einen Motor, ein Kabel und ein Lager, dank des speziellen Schnellversands.
Aber auch die übrigen Bestandteile des Unternehmens werden ständig optimiert: Es gelte nicht nur in der Produktion, sondern in allen Bereichen jede Form von Verschwendung, Fehlern und unnötigen Kosten zu vermeiden, bei gleichzeitigem Streben nach bestmöglicher Qualität. Beim nächsten Schritt wird die Verwaltung auf das Leankonzept umgestellt, auf „LeanAdministation“.
Liefergeschwindigkeit erhöht
Auch die generelle Liefergeschwindigkeit habe sich deutlich erhöht: Sogenannte A-Kunden bekommen ihre Teile jetzt nach 3 bis 5 Tagen ausgeliefert.
Die Effizienzmaßnahmen hätten sich besonders positiv auf die Bilanz und den Ertrag ausgewirkt: Lütkemeyer spricht für 2015 von einem Umsatz von über 70 Mio. Euro, gegenüber 2014 habe man ein Plus von 4 Mio. Euro einfahren können. „Seit dem Sommer freue ich mich über Rekorde bei den Monatsumsätzen“, so der Geschäftsführer. Dabei hätte sich der deutsche Markt als sehr robust erwiesen. „Im OEM-Geschäft sind wir sehr stabil und im Handwerksbereich haben wir sehr gut zugelegt.“
Angesprochen auf das Smart-Home-Geschäft äußert sich der Vertriebsleiter Axel Lamprecht etwas verhalten: „Wir haben folgenden Eindruck: Jeder redet davon, aber keiner kauft es. Wir warten hier noch ab und glauben nicht, dass der allgemeine Smart-Home-Markt von unserer Branche diktiert werden wird.“ Deswegen würde man auch auf übergreifende Lösungen setzten wie beispielsweise die von mediola, bei der IR-Geräte und über 350 Funk-Komponenten von 30 Herstellern integriert sind (Smart Home für alle Fälle).
Nicht unerwähnt lassen möchte man aber, dass auch elero eine eigene zentrale Hausautomatisierung anbiete. Mit der Centero-Zentrale könne man dank der eigens dafür entwickelten App via Smartphone oder Tablet Rollladen, Markisen, Zip Screens, Rollos, Jalousien, Beleuchtung und auch Heizstrahler im Terassenbereich ansteuern. —
So tickt elero
Mittlerweile ist elero der größte Hersteller von Antriebstechnik für Rollladen und Sonnenschutz in Deutschland. Mehr als 1 Mio. Antriebe werden jährlich in Beuren gefertigt. Gut geht es auch der italienischen Nice-Gruppe, unter deren Dach elero als Premiummarke im Bereich Rollladen und Sonnenschutz zunehmend globaler agiert. Mit einem Umsatz von 214,4 Mio. Euro zum dritten Jahresquartal schaffte der Konzern eine Steigerung um 6,4 %.
Neben der passenden Motorisierung für nahezu jeden Behang biete man Produktsortimente für Steuerungs- und Automatisierungslösungen.