_ Die Aufregungen waren groß und die Emotionen schwappten schon 2007 bei den Fachhändlern über, als der erste Bericht über eine Markisenprüfung nach DIN EN 13561 in der deutschen Fachpresse erschienen ist. Schon damals machte sich der Sachverständige die 2006 erschienene Norm zunutze, um die angegebenen Leistungsdaten einer Markise zu überprüfen. Das Ergebnis war mit dem Versagen der Oberarmgelenke eindeutig und das Produkt verschwand sehr schnell vom Markt. Das danach erfolgte Katz-und-Maus-Spiel „Test mit nachfolgendem Produktwechsel“ fand seinen Abschluss in einem dritten Test, der September 2012 mit dem Titel „Alle guten Dingen sind Drei“ in der GLASWELT erschienen ist. Eine Fortsetzung war dann nicht mehr möglich, weil der Anbieter mittlerweile nicht mehr am Markt aktiv ist.
Homepage aktualisiert?
Woran liegt es, dass trotz der vielen negativen Posts in Verbraucherportalen wie www.markisen-24.de sich immer wieder Käufer bei Onlineanbietern von Markisen finden, die mit Vorkasse mal eben 1500 bis 2000 Euro überweisen, ohne die Möglichkeit zu haben, eine Abnahme vor der Ingebrauchnahme zu machen. Man könnte es sich jetzt einfach machen und alles auf die „günstigen“ Preise schieben. Recherchiert man in diesem Bereich, so stellt man bei diesen Bestellern aber schnell fest, dass der Preis in vielen Fällen gar nicht das Argument für die Entscheidung ist. Sehr oft ist es der einfache Bestellvorgang, das Gefühl alles Wissenswerte vermittelt zu bekommen und über die vorhandenen Bilder im Internet alles für die Entscheidung notwendige erfahren zu haben.
Die Preise, die im Internet gezahlt werden, sind mitunter so hoch, dass auch ein Fachhändler ein adäquates Produkt für einen für ihn auskömmlichen Preis hätte anbieten können. Auch der Verkauf von Markisen deutscher Traditionshersteller über Zwischenhändler auf Ebay & Co zeigt deutlich, dass auch höhere Preise beim Verkauf im Internet erzielt werden können.
Aus „ich will mal nur kurz schauen was es gibt“, wird so nach zwei Stunden surfen schnell eine Bestellung des Verbrauchers, weil die Homepage des Händlers um die Ecke nicht so richtig anspricht oder auch nicht die gewünschten Informationen zum gewünschten Produkt bietet.
An dieser Stelle zeigt sich, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Homepage eines Fachhändlers ist, denn sehr oft wird schon an dieser Stelle entschieden, ob der Händler überhaupt noch kontaktiert wird. Das äußert sich in der Praxis leider oft dadurch, dass die Kompetenz im Bereich Internet und Social Media vor der Kompetenz bei Beratung und Montage steht.
Das bedeutet für den Fachhändler im Klartext, nicht nur in die Ausstellung, sondern lieber einen Teil der Investitionen auch in die Homepage und Social Media zu investieren. Es gibt genug gut funktionierende Beispiele von Fachbetrieben, die neben dem gut gestalteten Produktangebot im Internet auch Tools zur Terminvereinbarung und andere interessante Dinge anbieten. Natürlich muss man auch die Bereitschaft zeigen, sich mit der ständigen Aktualisierung des Onlinegeschehens auseinanderzusetzen, ein Hinweis, wie „letzte Aktualisierung Mai 2010“ auf der eigenen Homepage ist da eher kontraproduktiv.
Wer kauft eigentlich im Internet ein?
Eine interessante Entwicklung zeigt sich im Bereich der Fachhändler, von denen ein ständig steigender Anteil seine Waren von bekannten Onlineplattformen bezieht, die vom Motor bis zum Rollladen- oder Markisenzubehör alles liefern. Hier wird ganz klar allein das Preisargument beim Einkauf angeführt, um neben den Traditionsmarken in ihrem eigenen Produktportfolio auch eine günstige Alternative für den Kunden im Angebot zu haben. Über die auftretenden Schadens- und damit verbundenen Streitfälle lässt sich relativ einfach nachweisen, dass der Fachhandel mittlerweile auch vermehrt Billigmarkisen oder Vorbaurollläden und Rollladenpanzer aus dem Internet bezieht, um diese Artikel zu äußerst günstigen Angebotspreisen mit Montage an den Endverbraucher verkaufen zu können. Da gerade im Bereich der Antriebsmotoren und Steuerungen schon heute erhebliche Preisdifferenzen zwischen den Fachhandelspreisen und den Internetangeboten bestehen, sehen sich viel Fachhändler mehr oder weniger dazu gezwungen. Auch durch die Einkaufmöglichkeiten in DIY-Märkten und dem Trend, dass Endverbraucher Montageleistungen durch Selbstmontage einsparen wollen, fühlen sich einige Fachhändler unter Druck gesetzt und in ihrer Existenz bedroht.
Der Prozess ist nicht aufzuhalten
Man kann sich dem Thema generell verschließen. Aber auch andere Branchen, wie z. B. der Elektronikmarkt, mussten diese Erfahrungen machen und haben sich entsprechend weiterentwickelt. Hier ist es gang und gäbe, dass der Kunde im Geschäft mit dem Handy winkt und auf einen günstigeren Preis im Internet hinweist. Womit wir aber auch gleich bei dem großen Unterschied der Branchen wären, denn Beratung, Planung und Montage werden im Bereich Rollladen, Sonnenschutz und Smart Home eine immer entscheidendere Rolle spielen. Denn hier zeigt sich, ob das Geld für das Produkt oder die Produkte auch richtig und sinnvoll investiert ist.
Die guten Fachbetriebe diskutieren erst gar nicht über das Thema Internet. Sie machen es einfach und finden ihre Kunden auch dort. Mit der ergänzenden Beratung vor Ort machen sie das Ganze rund und sind ganz nebenbei sehr erfolgreich. Eigentlich ganz einfach, wenn man die Spielregeln beherrscht und sich ständig anpasst. Wie war das mit dem frühen Vogel?—