_ Nach Überzeugung von Jochen Schuler, Verkaufsleiter bei MDI, ist der Laser ein Mutifunktionswerkzeug, das den Verarbeiter bei seiner täglichen Praxis flexibler und effektiver werden lässt. „Die MDI-Lasertechnik kann der Glasverarbeiter heute gleichermaßen zum Bohren von Löchern und für Innenausschnitte einsetzen, ebenso zur Bearbeitung von Außenkanten und Konturen. Zudem kann ein Laser entschichten, fasen und das Innenglasmarkieren umsetzen. Aus unserer Sicht stellt eine Laserbearbeitungsanlage somit für jeden Veredler das ideale Multifunktionswerkzeug dar“, so Schuler.
Weitere Stärken von Laseranlagen liegen in ihrer Präzision mit gleichzeitig sehr schnellen Taktzeiten, hier gebe es keine vergleichbare Glas-Bearbeitungstechnik, so der Anbieter.
Seit Ende der 1990er Jahre bei MDI die erste CO2-Laserschneidanlage zum Band gelaufen ist, wurde die Entwicklung immer weiter vorangetrieben; heute arbeitet das Unternehmen mit Festkörperlasern im Wellenbereich von 532 Nanometer. Auch diese Technik wurde immer weiter verfeinert, sodass heute der Anbieter seine „grünen Laser“ nicht nur als Multifunktionswerkzeuge und als Ergänzung zur Wasserstrahlbearbeitung von Glas sieht, sondern die Laseranlagen in vielen Fällen zudem eine deutliche Erweiterung der Bearbeitungsmöglichkeiten bieten.
Aufgrund der hohen Präzision erlaubt ein Laser Bearbeitungen, die mit Wasserstrahl und Diamantbohrern nicht möglich sind. So kann die Lasertechnik auch bei Standardbearbeitungen wie 90-Grad-Kanten oder Bohrungen unter 15 mm Ø eingesetzt werden.
Welche Formate lassen sich bearbeiten?
Mit den gängigen MDI-Laserbearbeitungsanlagen können derzeit Gläser in der Größe von 900 x 600 mm veredelt werden. Aktuell arbeiten die Konstrukteure jedoch an einer Technik, die eine Bearbeitung von Formaten bis 1500 x 2500 mm erlaubt. Die Markteinführung für Anlagen dieser Abmessung ist für 2017 geplant.
„Grenzen setzen uns nur die Brennweite der Laseroptiken bezüglich der Scheibendicke. Heute können wir extrem dünne Gläser sehr gut bearbeiten. Bei einer Scheibendicke von 60 mm ist derzeit allerdings Schluss“,so Jochen Schuler.
Kostengünstiger im Alltag
Im täglichen Einsatz sei der Laser deutlich kostengünstiger als etwa die Wasserstrahltechnik, da die mit 2,5 KW betriebenen MDI-Anlagen nur Strom benötigen. So entfallen für den Verarbeiter Kosten, z. B. für Brauchwasser oder Verschleißteile wie bei Diamantwerkzeugen.
Zwar sind die Anschaffungskosten eines Lasers höher, aber Jochen Schuler rechnet vor, dass sich eine Laserbearbeitungsanlage durchaus schnell amortisieren kann.
Modellrechnungen basierend auf 5 mm starken Flachgläsern hätten ergeben, dass die Amortisierungsphase im Dauerbetrieb bereits nach einem Jahr erreicht werden kann.
MDI wurde ursprünglich als Joint Venture zwischen der japanischen Mitsuboshi Diamond Industrial Co., Ltd. und der Schott AG gegründet. Heute ist MDI als 100 %-ige Tochter von Mitsuboshi überwiegend in Europa und den USA aktiv. Der Schwerpunkt liegt auf der Konstruktion und Fertigung von Laseranlagen und deren Integration in bestehende Produktionslinien bei Glasverarbeitern.
Die Nachfrage steigt
Gefertigt werden die Laseranlagen am Standort Mainz. Neben dem Vertrieb ist auch die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung der Maschinen in Mainz konzentriert. „Personell werden wir schon in Kürze aufstocken müssen“, berichtet Jochen Schuler. Der Mainzer Standort bietet uns zum Glück viele Möglichkeiten, um weiter zu expandieren und die Produktion auszubauen.“ Und der Verkaufsleiter ist sich sicher, dass die Lasertechnik ein Wachstumsmarkt ist. Denn jeder Veredler, der heute allein auf die Wasserstrahltechnik setzt, wird früher oder später über die Anschaffung eines Lasers nachdenken müssen.—
5 Fragen an Jochen Schuler
GLASWELT – MDI-Laser sehen Sie als Bearbeitungsmaschinen, können diese auch Dekore und Bilder lasern?
Jochen Schuler – Theoretisch sind unsere Laser natürlich auch dazu in der Lage, doch die Software ist schwerpunktmäßig für Bearbeitungen wie Bohren, Ausschneiden, Fasen etc. konzipiert. Diese Software haben wir selbst entwickelt und speziell auf die Bedingungen des Glasverarbeiters hin ausgerichtet. Zweidimensionale Zeichnungen lassen sich mit der Software am Computer einlesen und in ein entsprechendes Maschinenprogramm zur perfekten Bearbeitung des Glases umwandeln. Gerade hier zahlt es sich aus, dass wir uns von Beginn an ausschließlich auf die Glasbranche konzentriert haben und entsprechend ein umfassendes Know-how besitzen.
GLASWELT – Werden Ihre Anlagen immer kundenindividuell konfektioniert?
Schuler – Wir haben im Prinzip eine Serienfertigung, so beispielsweise das Modell LD 600 für die flexible Bohr und Schneidbearbeitung und die Strukturierung von Glas. Trotzdem ist jede Anlage eigentlich ein Unikat. Denn ein Laserbearbeitungscenter entsteht immer in sehr enger Zusammenarbeit mit dem Kunden und dabei versuchen wir, jeden Wunsch zu berücksichtigen.
GLASWELT – Wie viel Zeit vergeht von der Bestellung eines Lasers bis zur Lieferung/Aufbau?
Schuler – Im Vorfeld vergehen rund sechs Monate, in der Vorversuche, Taktzeitoptimierung und eventuell die Fertigung der ersten Nullserie durchgeführt werden. Dabei stehen wir in einem engen Dialog mit dem Verarbeiter und versuchen gemeinsam, die für seine Anforderungen optimale Anlage zu konfektionieren. Nach dem Bestelleingang werden nochmals fünf bis acht Monate Zeit für den eigentlichen Bau der Laserbearbeitungsanlage – inklusive Inbetriebnahme beim Kunden – veranschlagt.
GLASWELT – Braucht es für die Bedienung Ihrer Laser-Anlagen speziell geschultes Personal?
Schuler – Für die Programmierung unserer Anlagen sind lediglich CAD-Grundkenntnisse erforderlich. Direkt beim Kunden vor Ort führen wir zweitägige Schulungen zum Umgang mit den Anlagen durch. Übrigens entsprechen unsere Bearbeitungscenter alle der Laserklasse 1. Das bedeutet, die Bedienung kann ohne das Tragen einer speziellen Schutzausrüstung erfolgen. —