_ Welchen Wärmedämmwert eine 2-fach- und 3-fach-Verglasung tatsächlich hat, kann nun direkt vor Ort bestimmt werden. Das Uglass-Messgerät ist sowohl bei Fenster- und Fassadengläsern als auch bei Dachverglasungen einsetzbar. Denn der U-Wert wird auch neigungsabhängig berechnet. Die ermittelten Daten werden per WLAN an einen Rechner übertragen und ausgewertet und bilden so die Grundlage einer fundierten energetischen Bewertung von Bestandsfenstern.
So funktioniert das Messgerät
Das Messgerät besteht aus zwei Hälften, die leicht mittels Saugpumpe auf die beiden Seiten der Verglasung aufgesetzt werden. Nun heizt ein Sensor die ISO-Einheit einseitig auf und detektiert die Temperaturerhöhung T auf der Gegenseite. Der zeitliche Verlauf von T wird analysiert und daraus der Ug-Wert der Verglasung bestimmt (siehe Funktionsschaubild rechts oben). Die Messung und die Auswertung dauern nur wenige Minuten.
Mit dem Messgerät lassen sich die Dämmwerte aller handelsüblichen 2-fach- und 3-fach-Gläser mit Ug-Werten zwischen 0,5 und 4 W/(m2K) bestimmen. Die Messgenauigkeit des Prototyps liege im Bereich von ± 10 % bei Ug-Werten über 1,0 W/(m²K), bei Ug-Werten unter 1,0 W/(m²K) beträgt sie ± 0,1 W/m²K. Messen lassen sich neben senkrechten Gläsern auch geneigt eingebaute ISO-Einheiten, etwa von Überkopfverglasungen und Wintergärten.
Nachdem die erfassten Daten auf einen PC übertragen wurden, lassen sie sich über das Softwaretool Uwin weiterverarbeiten.
Damit lässt sich der Energiedurchlassgrad der Bestandsverglasungen ermitteln und eine sachgerechte Abschätzung der Energieeinsparung durch einen Fenstertausch anhand der Messergebnisse sowie weiterer Parameter bewerten. So werden neben Standort, Gebäudeorientierung und Verschattung auch Einflussfaktoren wie Gebäudetyp und Baualter bzw. Modernisierungsstatus berücksichtigt. Ebenso werden die eingesetzten Materialien, Rollladenkästen, Verglasungen, Rahmenanteile berücksichtigt und die Werte mit dem vom Kunden gewünschten Austauschfenster verglichen.
Generell gilt: Eine Aussage über den Energieverbrauch von Bestandsfenstern lässt sich schon über die Eingabe weniger Daten als Grobanalyse ermitteln. Wenn dem Verarbeiter umfangreiche Daten zur Verfügung stehen, kann er eine Feinanalyse durchführen, die solare Wärmegewinne und Lüftungswärmeverluste berücksichtigt.
Die Uwin Software lasse sich für die Mehrzahl der Gebäudetypen und Nutzungsarten durchführen und sei darüber hinaus einfach in der Handhabe. So lasse sich das Tool von Anwendern aus der Glas-, Fenster- und Fassadenbranchen verwenden, die über keine spezifischen bauphysikalischen Fachkenntnisse verfügen.
Nur gemessene Ug-Werte sagen die Wahrheit
Im Rahmen von Feldtests wurden verschiedene Verglasungen in mehreren Demonstrationsgebäuden mit dem neu entwickelten Sensor gemessen und der tatsächliche Ug-Wert mit dem Rechenwert bzw. Herstellerangaben verglichen. Dabei ergaben sich teilweise deutliche Unterschiede zwischen dem realen und dem theoretischen Ug-Wert nach DIN.
Bei zwei der untersuchten 2-fach-Verglasungen sowie bei einer der 3-fach-Einheiten wurden signifikante Abweichungen vom angegebenen Ug-Wert festgestellt. Alle drei ISO-Einheiten hatten Low-E-Schichten und laut Hersteller eine Argonfüllung. Bei dem 3-fach-ISO betrug der gemessene Ug-Wert 0,9 statt 0,7 W/(m2K), bei den beiden 2-fach-ISO war die Abweichung größer: statt der zugesagten 1,1 waren es 1,6 W/(m2K).
Helfer für Fensterbauer
Ist der Kunde unentschlossen, ob er neue Fenster will, kann vor Ort mithilfe des mobilen Uglass-Messgeräts schnell verdeutlicht werden, welche Einsparpotenziale eine Fenstersanierung bietet. Das kann die positive Entscheidung für einen Fenstertausch stark beeinflussen.
Das neue Messgerät geht im Oktober 2014 als serienreifes Produkt in den Markt. Das mobile Uglass-Messgerät wird von der Firma Netzsch-Gerätebau aus Selb gefertigt und kann ab Oktober über das Internet geordert werden.
Weitere Informationen über das Projekt, das Messgerät sowie den Abschlussbericht finden Sie auf https://www.fenstercheck.info./
Präsentiert wird das mobile Messgerät auch auf der glasstec 2014 in Düsseldorf und zwar vom 21. bis 24. Oktober. Dort können Interessierte das Gerät beim ZAE (Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung) in Halle 11, Stand A42-6 begutachten und Informationen erhalten.—