_ Die besondere Architektur der luxuriösen Ambassy Wohnanlage macht dieses Projekt zu einem Blickfang in der Wiener Beatrixgasse. Die Bauherren und die Planer hatten bei dem Projekt hoch gesteckte Ziele: Nicht weniger als die Stadtwohnungen der Zukunft, mit maximalem Komfort sowie einem effizienten Energiekonzept sollten es werden.
Das wollte die GLASWELT genauer wissen und war vor Ort, um von dem Fassadenbauer sPSP sowie dem Isolierglas-Anbieter Glastec zu erfahren, welche Rolle der Gebäudehülle dabei zukam und warum Isoliergläser mit integriertem Sonnenschutz eingesetzt werden mussten.
Hohe Anforderungen von Bauherrschaft und Architekt
Dazu erläutert Fassadenbauer Johannes Pfeffer von der PSP Holz GmbH: „Bei der Gebäudehülle wollte der Bauherr eine aktuelle Architektursprache mit flächenbündigen Oberflächen umsetzen, gleichzeitig durfte es keine Pfosten-Riegel-Fassade sein, da kein Büro-Charakter erzeugt werden sollte. Gewünscht war auch optisch ein exklusives Gebäude, das dieses auch ausstrahlt. Unser Vorschlag, eine intelligente Climawin Fassade einzusetzen, eine Ganzglas-High-End-Lösung, fand schnell Zustimmung“. „Unter anderem auch deshalb,“ wie Pfeffer unterstreicht, „weil sich damit alle relevanten Funktionen automatisieren lassen, gleichzeitig jedoch auch alle manuellen Funktionen bestehen bleiben. Die Bewohner können also wie gewohnt per Hand lüften bzw. den Sonnenschutz betätigen.“
Weiter konnten mit dem rahmenlosen System die schmalen Rahmen verdeckt in Wand, Boden und Decken eingebracht werden. Dies schafft optisch fließende Übergänge von innen nach außen und sorgt zudem für eine optimale Dämmwirkung, bei maximaler Transparenz. Gleichzeitig werden auf allen Gebäudeseiten helle Zimmer geschaffen und die Räume erscheinen größer.
Sonnenschutz in der ISO-Einheit
Johannes Pfeffer: „Ein großer Vorteil der Climawin-Ganzglaskonstruktion ist die flexible Anpassung an unterschiedliche Wand-, Boden- und Deckenaufbauten, denn damit lassen sich verschiedene Glasstärken im System verbauen und jederzeit wieder austauschen, ohne dass hierbei der Wandanschluss beschädigt wird.“
Und an dieser Stelle kam der Sonnenschutz ins Spiel. Die Fassade musste einerseits flächenbündig ausgeführt werden, beim Ambassy-Gebäude waren in Sachen Sonnenschutz zudem auch die vielen Vorbauten, Rücksprünge und Ecken eine weitere Herausforderung. Da hätte an vielen Stellen keine klassische Sonnenschutz-Lösung funktioniert. Also kam ein außen liegender Sonnenschutz nicht infrage, ebenso waren keine schaltbaren Gläser gewünscht.
Um dennoch eine optimale Schutzwirkung gegen Sonneneinstrahlung und Blendung zu erreichen, schlug der Fassadenbauer den Planern ein Sonnenschutz-System vor, das in die Fassadengläser integriert ist und als ausführende Firma die Glasveredler von Glastec, einem Unternehmen aus der Lisec-Gruppe, das von Andreas Winter als Geschäftsführer geleitet wird.
Ohne Überzeugungsarbeit beim Architekten geht es nicht
Johannes Pfeffer erinnert sich: „Wir hatten bereits früher solche Systeme eingesetzt und waren von der Funktion – auch auf Dauer – überzeugt. Allerdings galt es auch die Planer zu überzeugen und das erforderte neben guten Argumenten auch einiges an Geduld.“
Dazu ergänzt Andreas Winter: „Das ist auch unsere Erfahrung, zuerst muss man den Architekten die Angst vor Jalousien in der ISO-Einheit nehmen. Wer das nicht schafft, hat hier keine Chance. Dazu muss ich unterstreichen, dass es sich hier um ein sehr komplexes Produkt oder besser gesagt System handelt, das extrem exakt gefertigt und verbaut werden muss. Dazu braucht es weiter eine Steuerung, die genau abgestimmt werden muss. Vor diesem Hintergrund bieten wir nur ein Komplettpaket aus Sonnenschutz und Steuerung an.“
Die in Wien verbaute Steuerung basiert auf einer Funksteuerung, wodurch jedes Fenster einzeln ansteuerbar ist sowie auch über Smartphone oder manuell über Wandschalter.
Der ISO-Hersteller ergänzt: Bei uns im Betrieb fertigen wir seit Jahren schon Isoliergläser mit innenliegender Jalousie. Bis dato hatten wir noch keinen Ausfall.“
Was bringt eigentlich der integrierte Sonnenschutz?
Wichtige Argumente für den integrierten Sonnenschutz sind einmal die geschützte Lage vor Wetter und Wind sowie die Schmutzfreiheit und auch die Sicherheit vor Vandalismus, insbesondere wenn solche Systeme im Erdgeschoss verbaut sind. Andreas Winter: „Da es sich um wartungsfreie Systeme handelt, die zudem nicht gereinigt werden müssen, da sie ja hermetisch gesichert im SZR der ISO-Einheit liegen, fallen keine Reinigungskosten an.“
Das spiele gerade bei Investoren oder privaten Bauherren, die das Gebäude später selbst betreiben oder nutzen, eine wichtige Rolle. Denn damit lassen sich über die Jahre viele Tausend Euro einsparen. Und das fällt als nicht unerheblicher Kostenpunkt bei der Kalkulation stark ins Gewicht.
Ein weiterer Pluspunkt sei der einfache Einbau des Sonnenschutzes, der mit der Verglasung des Fassadenelements einhergeht, wodurch wiederum Montagekosten, wie sie bei herkömmlichen Systemen gang und gäbe sind, einfach entfallen.
Weiter können die in den Isolierglas-scheiben integrierten Jalousien nicht einfrieren, das bedeutet sie funktionieren ununterbrochen. Darüber hinaus entstehen auch keine klassischen Wärmebrücken, wie sie vielfach bei traditionellen Sonnenschutzsystemen immer wieder, teils systembedingt, vorkommen.
„Und mit einem weiteren Argument konnten die intergrierten Lamellen punkten: Sie lassen sich auch in die ISO-Einheiten für die deckenhohen Türen einbauen, sodass kein Systemwechsel nötig war“, so Winter weiter.
Für die Türelemente sowie für die Verbundfenster der Ambassy-Wohnanlage wurde von Fassadenbauer PSP eine speziell entwickelte Jalousie in Auftrag gegeben, wobei PSP heute auch Lizenzinhaber ist (PSP Systems).
Diese Jalousie ist für die Verwendung in Verbundfenstern geeignet und entspricht optisch sowie steuerungstechnisch den Jalousien im Glas. Dadurch ergibt sich optisch ein gleiches Erscheinungsbild zu den Glasjalousien.
Als Beschattung wird bei dem Wiener Projekt ein System mit E-Antrieb ausgeführt. Die Jalousie ist in den Isoliergläsern im äußeren Scheibenzwischenraum der 3-fach-Verglasung integriert.
Die Tür und Fenstersysteme
Bei den beweglichen Türen (Terrassentüren, französische Fenster) im Wiener Projekt kommt ein Verbundfenstersystem namens PSP Tri Star zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein Fenster oder eine Tür, wo der Flügel aus zwei aufklappbaren Teilen besteht.
Der Innenteil des jeweiligen Flügels ist in Holz, mit sehr schmalen Profilen ausgeführt und mit einem Isolierglas (Ug 1,0 W/(m²K)) ausgestattet sowie einem Holzaufnahmeprofil für eine Verbundjalousie.
Der Außenteil des Flügels ist eine Monoscheibe, die mit entsprechenden Bändern am Innenteil des Flügels angeschlagen wird. Dadurch kann das Fenster bzw. die Tür aufgeklappt werden, um die Scheiben zu reinigen bzw. falls notwendig, die Jalousie zu warten.
Das Verbundfenster PSP Tri Star (innen eine 2-fach-Verglasung und außen eine Monoscheibe) erreicht einen Uw-Wert von 0,84 (W/(m²K)). Durch die schmalen Flügelprofile (61 mm breit) lassen sich eine maximale Glasgröße und ein sehr schlankes Erscheinungsbild erzielen.
Lüftung via Fenster und Türen
Für die Fenster und Türen kommt das Climawin Lüftungssystem zum Einsatz. Hierfür werden die Bauelemente wie ein Verbundfenster ausgeführt. Das Climawin System verbessert durch seine integrierte Lüftungseinheit die Raumluftqualität und hilft gleichzeitig die Heiz- und Kühlenergiekosten zu senken.
Bei Climawin handelt es sich um eine automatisierte Komfortlüftung, die ausschließlich über das Fenster- oder Türelement geführt wird, wodurch keine Lüftungsrohre bzw. Lüftungsgeräte notwendig sind. Jedes Climawin-Fenster ist mit hochmoderner Elektronik ausgestattet, die die Außenbedingungen abtastet sowie mit einem patentierten Luftstromlenkungsventil und einem Tastenfeld als Benutzeroberfläche.
Ein Raumluftqualitätssensor (AQS) überwacht in regelmäßigen Abständen das CO2-Niveau und andere relevanten Parameter wie Temperatur und Feuchtigkeit. Die von den Fenstern und dem AQS gesammelten Daten werden drahtlos an den Climawin-Netzwerkmonitor übermittelt.
Das System arbeitet als Nachstromsystem, d. h. ohne Lüftungsgeräte am Fenster. Der Luftstrom entsteht ausschließlich auf Basis von geringem Unterdruck in der Wohnung. Die einströmende Luft wird durch das Verbundfenster zwischen der Innenscheibe und der Außenscheibe gefiltert geleitet und durch den Einsatz von magnetgesteuerten Klappen nach innen oder außen geführt. Dadurch entsteht die Kühl- bzw. Heizfunktion als auch die Lüftungsfunktion.
Da die Luft von der Unterseite des Fensters einströmt, wird der Luftstrom durch den Verbundzwischenraum (Innenscheibe zu Außenscheibe rund 50 mm) nach oben zu den Luftauslässen bzw. den Magnetklappen geleitet. So wird die Luft vorgewärmt und es strömt keine kalte Luft in den Raum. Im Kühlmodus wird die warme Luft nach außen geleitet, was wiederum dazu führt, dass die Innenscheibe nicht so stark erwärmt.
Die Klima-Steuerung
Die Lüftung erfolgt bei Climawin automatisiert, wobei jedoch vom Nutzer über ein Bedienfeld individuell eingegriffen werden kann. Der automatisierte Lüftungsteil ist eine Zusatzfunktion, um eine optimale Luftqualität bei größtmöglicher Energieeffizienz zu gewährleisten.
Bei der eingesetzten Funksteuerung arbeiten die einzelnen Komponenten auf Basis von En Ocean.
Abschließend meint Johannes Pfeffer: „Das gesamte Gebäude wurde als Niedrigenergiegebäude deklariert und das mit einer Fassade komplett aus Glas. Darauf sind wir sehr stolz.“—
Vorteile des Jalousie-Glases
- Beschattungswert wie bei der Außenjalousie
- Kein Verschmutzen der Jalousie
- Unabhängig von äußeren Umwelteinflüssen wie Wind, Regen, Schnee usw.
- Keine Reinigung nötig, da geschlossenes System
- Vollkommen wartungsfrei
- Verschiedene Steuerungsmöglichkeiten: manuellelektrisch, via Gebäudesteuerung und App
- Bautiefe 100 mm.
Tristar-Fenster- und Türen
Bei den öffenbaren Elementen für den Wohnbaukomplex handelt es sich um Tristar-Systeme in Holz-Aluminium mit schmalen Profile, die verschiedenste Öffnungsarten ermöglichen.
Das System ist geprüft, inklusive der elektrischen Jalousien im Verbundsystem. Darüber hinaus verfügen die Türeinheiten über eine intelligente Lüftungseinheit, die eine kontrollierte Lüftung ermöglicht.
Das Fazit der Projektbeteiligten
GLASWELT – Was war besonders an dem Bauprojekt Ambassy in Wien?
Johannes Pfeffer – Ganz klar das enge Zeitkorsett, mit dem wir durch eine Bauverzögerung klar kommen mussten. Dabei konnten wir jedoch zeigen, dass wir auch unter extremen Bedingungen in der Lage sind, Projekte erfolgreich und vor allem auch in einem sehr engen Zeitraster abzuwickeln. An dieser Stelle nochmals mein Dank an Herrn Winter und sein Team, denn ohne die reibungslose Zusammenarbeit, hätten wir das nicht geschafft. Mit diesem Projekt haben wir den Sprung in eine höhere Liga geschafft.
Andreas Winter – Es was unser bis dato größtes Projekt mit Jalousien-Isoliergläsern und hat unsere Produktion stark ausgelastet, insbesondere die Bauverzögerung galt es zu stemmen. Durch gute Koordination und eine starke Mannschaft haben wir das geschafft.
GLASWELT – Wieso kamen Isoliergläser mit integrierten Jalousien zum Einsatz?
Winter – Die Bauherrschaft wollte eine flächenbündige Fassade ohne externen Sonnenschutz. Da keine schaltbaren Gläser gewünscht waren, konnte das nur mit Jalousien-Isolierglas umgesetzt werden. Wobei wir den kompletten Sonnenschutz geliefert haben, also die Gläser mit integrierten Jalousien, inklusive der Steuerung.
Pfeffer – Dazu möchte ich ergänzen, dass auch die Türen mit diesen Systemen ausgestattet sind. Es gibt hier also keinen Systembruch, der auch nicht akzeptiert worden wäre.
GLASWELT – Was sind die Vorteile solcher Isoliergläser?
Winter – Die Sonnenschutzelemente liegen vor Witterung und vor Wind geschützt im SZR. Dadurch gibt es auch keine Verschmutzung, was wiederum der Funktion zugute kommt sowie Reinigungskosten spart. Bei einem Objekt dieser Größenordnung summiert sich das über die Jahre. Gleichzeitig lässt sich trotz Sonnen- und Blendschutzfunktion die Durchsicht erhalten. Wir sehen häufig, dass die Jalousien bei den Nutzern permanent heruntergelassen sind, jedoch auf Durchsicht gestellt.
Pfeffer – Ein weiterer Pluspunkt ist der Schutz vor Vandalismus. Gerade in Erdgeschoss-Fassaden wird deshalb häufig diese Form des Sonneschutzes bevorzugt, auch wenn im restlichen Gebäude andere Systeme zum Einsatz kommen.