_ Sprossen im Isolierglas sind seit Jahren auf dem Isolierglasmarkt eingeführt und bewährt. Mit hochwertiger Produktionstechnik können Sprossengitter stabil und maßhaltig in die Isolierglasscheibe eingebracht werden. Die bei zahlreichen deutschen Herstellern schon standardmäßige Verschraubung der Randanschlüsse sorgt dafür, dass die Sprossen wirklich nur noch dann zu hören sind, wenn Türen oder Flügel heftig zugeschlagen werden.
Physikalische Grundsätze sollten auch bei der Beurteilung des U-Wert-Einflusses von Sprossen Beachtung finden. So ist der Wärmeverlust über die eingebaute Sprosse in einem 3-fach-ISO deutlich geringer, als in einem 2-fach-Isolierglas. Leider rechnen viele Fensterbauer auch bei 3-fach-ISO noch mit den Zuschlagswerten der EN 14351. Tabelle 1 beschreibt hingegen genau berechnete Werte.
Vorsicht mit den Aufschlägen
Die pauschalen Aufschläge in heute gängigen Isolierglaseinheiten bilden bei weitem nicht die Realität ab. Diese Werte gehen noch auf Untersuchungen in 2-fach-Isolierglas mit veralteten Schichtaufbauten zurück und lagen schon damals tendenziell auf der ungünstigen Seite.
Eine exakte Berechnung des Tabellen-Beispiels führt bei Verwendung einer 26 mm-Alu-Sprosse mit 8 mm Bauhöhe zu einem Uw-Wert von 0,88 W/m2K, also zu einem um 0,02 W/m2K höheren U-Wert als ohne Sprosse. Das sind lediglich 10 % des absoluten Aufschlags nach EN 14351 und in absoluten Zahlen 0,22 W/m2K weniger als bei der Zuschlagsrechung.
Damit lassen sich mit wenig Investitionsaufwand 0,2 W/m2K für eine Fensterkonstruktion einsparen. Bei Verwendung von Gläsern mit 2 x 14 mm SZR und einem Ug von 0,6 W/m2K wird der Einfluss noch geringer. Hier sinkt er bei sonst gleichen Parametern auf 0,01 W/m2K. Doch nicht nur bei 3-fach-Verglasungen ergeben sich deutliche Einsparpotenziale, auch bei 2-fach-ISO mit einem SZR von 16 mm erreicht der Einfluss einer 6-Felderkombination nie 0,2 W/m2K – unabhängig davon, welche Sprosse verbaut wird.
Der zusätzlich Wärmeverlust zeigt sich maximal in der zweiten Stelle hinter dem Komma und bringt über die Rundungsregeln dann eine Verschlechterung von 0,1 W/m2K.
Genau rechnen lohnt sich also in jedem Fall, wenn man Sprossenfenster verkaufen will. In Tabelle 1 sind die Berechnungsergebnisse für Sprossenfenster in verschiedenen Ausführungen dargestellt. Basierend auf den Psi-Wert Berechnungen des ift und des „Ingenieurbüro Bauwerk“.
Ein Blick in Tabelle 2 zeigt, dass der Verwendung von Aluminiumsprossen nichts im Weg steht. (Vorsicht, das gilt nicht für Abstandhalter).
Für den Psi-Wert der Sprossen ist nicht in erster Linie das Material entscheidend, vielmehr kommt es auf die Einbaubedingungen an. Jeder Millimeter zusätzliches Argon vor und hinter der Sprosse reduziert den Wärmeverlust spürbar. Wer also über einen besseren Psi-Wert nochmal ein paar Hundertstel gut machen will, der sollte die Sprosse in einen größeren SZR einbauen oder eine Sprosse geringerer Bauhöhe verwenden.
Ausblick
In jedem Fall lässt sich festhalten: Der reale Einfluss der Sprosse auf den U-Wert von modernen Fenstern ist verschwindend gering. Die Behauptung, die Sprosse ruiniere den U-Wert von 3-fach verglasten Fenstern stimmt nicht.
Dass die Sprosse in der Renovation ein großes Potenzial hat ist unbestritten, hier entsteht zudem ein Markt für Spezialprofile.
Dank neuer Verbindungstechniken sind Sonderprofile für einzelne Fensterbauer oder gar spezielle Bauprojekte keine Utopie mehr. In der Schweiz hat man diese Möglichkeiten erkannt und im Rahmen von Denkmalschutzprojekten bereits mehrfach umgesetzt.
Die Sprosse ist auch im Neubau ein Gestaltungsmerkmal: Noch immer werden von vielen Bebauungsplänen traditionelle Hausformen mit Spitzgiebel, Walm- oder Zeltdach vorgeschrieben. Dort verleiht die Sprosse dem Haus ein lebendiges und filigranes Bild. Im toskanischen Villenstil und im Pultdachhaus passen Sprossenfenster hervorragend. Vielleicht nicht immer in den klassischen symmetrischen Felderaufteilungen, aber als Andreaskreuz, Passepartout oder einfachen Traversen unterstreicht die Sprosse den Wohncharakter der Häuser ohne dabei bieder zu wirken.
Doch das muss dem Kunden verkauft und erlebbar gemacht werden. Musterfenster und gerenderte oder fotografierte Vergleichsbilder von Hausansichten mit und ohne Sprossen machen den Unterschied plastisch. Die Sprosse ist ein Mehrwert – für den Isolierglashersteller, für den Fensterbauer und am Ende auch für den Fensterverkäufer. Warum dem Endkunden von Sprossen abraten, wenn er diese doch nachfragt?
Als kleine Anregung dazu ein kleiner Test: Bitten Sie jemanden aus dem Bekanntenkreis mit wenigen Strichen ein Fenster zu malen. Er wird fast automatisch das Fenster durch Sprossen aufteilen. Das sollte der Branche zu denken geben. —
Tipp der Redaktion: Ein Rechenbeispiel und Details zu den Tabellenwerten finden Sie auf https://www.glaswelt.de/