Um Primäraluminium zu erzeugen, benötigt man viel Energie. Außerdem wird durch den Bauxit-Abbau die Umwelt belastet. Auf der anderen Seite lässt sich Aluminium perfekt recyceln. Für den Sekundärrohstoff – beispielsweise aus alten Fenstern und Fassaden – werden dann nur fünf Prozent der Ursprungsenergie benötigt und die Umwelt geschont.
Wichtig dabei ist, dass der Wertstoff nicht downcycelt wird, und dass der Wertstoff im Land seiner Nutzung verbleibt. Um solche sinnvollen Konzepte sorgt sich der A|U|F e.V., der sich zum wichtigen Bindeglied in der Fassadenbranche entwickelt hat. Hier sind die Systemhäuser, Metallbauer, Planer und Architekten und Schrotthändler organisiert.
GLASWELT – Herr Lonsinger, wofür steht eigentlich die Abkürzung AUF?
Walter Lonsinger – Aluminium und Umwelt im Fenster und Fassadenbau.
GLASWELT – Worauf kommt es Ihnen bzw. der A|U|F denn besonders an?
Lonsinger – Wir müssen noch mehr Wert darauf legen, dass das Aluminium, das bei uns genutzt wurde auch wirklich in Deutschland bzw. Europa verbleibt. Denn wenn wir heute das Aluminium in ferne Länder exportieren, dann exportieren wir nicht nur den Schrott, sondern auch die darin enthaltene Energie.
GLASWELT – Lässt sich Aluminium denn tatsächlich so einfach recyceln?
Lonsinger – Aus einem Aluminium-Fensterprofil können sie problemlos einen Aluminiummotor aus Guss machen – aber umgekehrt geht das nicht. Nur der A|U|F-zertifizierte Schrotthändler garantiert dafür, dass er die eingesammelten Schrotte nicht außerhalb Europas weiterveräußern darf und dass sie nicht an Gießereien liefern, die daraus z. B. Gussaluminium herstellen. Denn dann hat man das hochwertige Aluminium abgewertet und es steht nicht mehr für höherwertige Legierungen zur Verfügung.
GLASWELT – Wie viel Recyclingmaterial steckt denn heute in einem Aluminiumfenster?
Lonsinger – Das wissen diese Systemhäuser zum Großteil gar nicht genau, weil sie die Profile in einem Presswerk herstellen lassen. [...] Aber im Durchschnitt können wir davon ausgehen, dass rund 30 Prozent Recyclingmaterial in der Rohware enthalten ist.
GLASWELT – Warum ist der Nachweis eines geschlossenen Wertstoffkreislaufes für Ihre Branche so wichtig?
Lonsinger – Die Stadt München hat beispielsweise immer noch ein Aluminiumanwendungsverbot für städtische Bauten. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn der Anbieter nachweisen kann, dass mindestens die Hälfte der eingebauten Produkte aus Recyclingmaterial bestehen. Das lässt sich momentan leider noch nicht exakt nachweisen, deswegen plant der Architekt lieber mit anderen Materialien. Die Anwendungseinschränkungen der Kommunen waren ein Grund, die A|U|F als Verein mit sieben Gründungsmitgliedern 2010 neu aufzustellen. [...] Mit dieser Aussage eines geschlossenen Wertstoffkreislaufes haben wir viele Argumente auf unserer Seite, es müssen sich aber noch mehr Unternehmen, insbesondere Metallbauer, an diesem Kreislauf anschließen.
GLASWELT – Warum sollte ein Metallbaubetrieb Mitglied werden im A|U|F?
Lonsinger – Die meisten sind bei uns, weil sie einsehen, dass man etwas für diesen geschlossenen Wertstoffkreislauf und damit für die Nachhaltigkeit tun muss. Es gibt aber auch Vereinsmitglieder die dabei sind, weil sie durch eine Ausschreibung dazu „gezwungen“ werden. Denn wir versuchen – gemeinsam mit den Systemhäusern –, dass der Nachweis eines geschlossenen Wertstoffkreislaufes in den Ausschreibungen festgeschrieben wird. Bislang sind leider nur 138 Metallbauer dabei, bei einer Branche von bis zu 4000 Betrieben. Das ist das einfach viel zu wenig.
Lesen Sie das komplette Interview mit dem A|U|F-Vorsitzenden Walter Lonsinger in der Januarausgabe der GLASWELT!