_ Der Ansatz des Workshops der Blau & Scholz Unternehmensberatung war mehr als eindeutig: Referent Markus Dieckmann von Shopmacher trat mit der These an, dass sich jede Ware im Internet verkaufen lasse. Er bildete in seinem Vortrag die heutige Welt um Amazon und Zalando ab und zeigte, dass Shopsysteme mit oder ohne Preis die Konzepte der Zukunft sind, um Waren und Dienstleistungen im Internet anzubieten. 22 Teilnehmer diskutierten mit dem Referenten dabei zum Teil sehr kontrovers über das Thema Verkauf von Sonnenschutz im Internet.
Der neue „gelbe Seiten” Effekt
Heute würde man die einst dicken Bücher der gelben Seiten als Insel der Glückseligkeit betrachten und viele Betriebe gerne 4000 Euro oder mehr bezahlen, wenn man damit den Wettbewerb im Internet loswerden könnte. Aber die Spielregeln haben sich verändert und für alle die gleichen Einstiegsbarrieren geschaffen: Kurzum, es gibt keine mehr. Auch gelbe Seiten sind out, die Form der Neuzeit heißt Google, Diskussionen über die Datenkrake hin oder her, jeder benutzt die Abfage und wer hier zukünftig bei Suchanfragen der Kunden nicht gelistet ist, ist erst mal raus aus dem Informationsfluss. Diese Erfahrung ist umso schmerzlicher, da semiprofessionelle Internetauftritte von Fachbetrieben ihr Übriges tun, um aus der Liste von möglichen Anbietern seitens des Kunden gestrichen werden.
Fachbetriebe müssen reagieren
Heute ist Ego-googeln angesagt, einst verpönt, die einzige Möglichkeit seinen Marktwert und die Wahrnehmung aus Sicht der Kunden zu prüfen. Zwei wesentliche Dinge spielen hier eine entscheidende Rolle: Ist es zu einem der Internetauftritt selbst, muss vor allem über das Thema Werbung im Internet nachgedacht werden, um bei den Suchen der Kunden auch gefunden zu werden. Dabei sollte es eigentlich tägliche Aufgabe sein, sein Ranking zu prüfen und durch entsprechende Anpassungen auf der Homepage oben zu bleiben. Da das Thema Internet mittlerweile sehr komplex und ständigen Änderungen unterworfen ist, empfiehlt sich die Hilfe eines Profis in Anspruch zu nehmen, um ggf. die Homepage zu überarbeiten oder in vielen Fällen mit einem ganz neuen Konzept zu versehen. Nur so kann man den heutigen Ansprüchen im Zeitalter von Amazon und Zalando gerecht werden.
Beratungskompetenzen nutzen
Einen wesentlichen Faktor leben viele Betriebe sehr intensiv in ihrer Ausstellung oder vor Ort: Die Beratung. Gerade dieses Element, welches auf Wissen und noch wichtiger auf Erfahrung beruht, gilt es zu transportieren und dem interessierten Kunden auch im Internet anzubieten. Dann ist man auch wieder schnell im Rennen, denn seine Euros will der Kunde gut investiert sehen.
Änderungen in Sicht?
Ja, das Informationsverhalten der Kunden wird sich auf jeden Fall in Richtung Internet bewegen. Hier gilt es sich anzupassen, um auch wie alle anderen bei der ersten Kontaktaufnahme 24/7 verfügbar zu sein. Der Rest klärt sich dann.—
Quo Vadis Industrie?
GLASWELT – Herr Weiermann, eine einfache Frage an einen der führenden Markisenhersteller: Wird der Direktverkauf vom Hersteller direkt an den Endkunden für Sie in Zukunft eine Rolle spielen?
Thilo Weiermann: – Einfache Antwort: Nein, weinor ist fachhandeltreu. Wir vertreiben unsere Lösungen weiter ausschließlich über unsere Fachpartner. Nur sie können gewährleisten, unsere Produkte fachgerecht zu verarbeiten. Und das ist für uns als Qualitätshersteller entscheidend. Das Internet werden wir aber weiter intensiv nutzen, um unsere Markenbekanntheit zu erhöhen, Leads zu generieren und so den Vertrieb über die Fachpartner zu unterstützen.
GLASWELT – Ist die Branche im Internet derzeit gut aufgestellt?
Weiermann– In der Summe denke ich, dass die Industrie ihren Job im Internet gut macht. Einige Firmen scheinen mit dem Vertrieb über das Internet zu experimentieren, das kommt für uns wie gesagt nicht in Frage. Auf der Fachpartnerseite ist das Bild eher gemischt und uneinheitlich. Bei einem so flüchtigen und sich rasant weiter entwickelnden Medium wie dem Internet gibt es immer Verbesserungspotenziale. Man muss ständig auf neue Technologien reagieren und entsprechend investieren. Das können gerade kleinere Betriebe nicht immer leisten.
GLASWELT – Wo gibt es denn Verbesserungspotenziale?
Weiermann – Wie gesagt, die gibt es ständig und überall. Wir müssen uns permanent mit der Herausforderung auseinandersetzen, das breite Angebot anregend, übersichtlich und verständlich zu präsentieren – für Endkunden wie für Fachpartner. Das hat nun beispielsweise dazu geführt, dass weinor gegen Ende dieses Jahres mit einer komplett erneuerten Internetseite online geht. Daneben muss kontinuierlich dafür gesorgt werden, gute Platzierungen in den Suchmaschinen zu erzielen. Und dann kommt noch das Thema „Soziale Netzwerke“ hinzu. Welche sind relevant, wie nutzen wir sie? Die Branche ist also gefordert, in Sachen Internet immer konsequent am Ball zu bleiben ...