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Ein Thema für den Raumausstatter oder für die R+S und FensterbraNche?

Wird der innen liegende Sonnenschutz vernachlässigt?

_ Warum gerade in diesem Produktbereich vor allem die Fensterverkäufer schwächeln, ist eigentlich nicht erklärbar, denn die Einbausituation ist bekannt und der Verkauf von innen liegenden Produkten und deren Montage wäre mehr als einfach.

Ein perfektes Beispiel hierfür sind die Dachflächenfensterhersteller, die das Zubehörgeschäft im Sonnen- und Blendschutz voll im Griff haben. Angemerkt werden muss hier auch, dass der Einbau der Dachflächenfenster in den meisten Fällen durch den Dachdecker erfolgt. Und dieser hat mehr als verstanden, das Zusatzgeschäft mitzunehmen, obwohl der Sonnen- und Blendschutz so gar nicht sein Thema ist.

Aber auch die R+S Fachbetriebe tun sich auf breitem Feld schwer mit dem innen liegenden Sonnen- und Blendschutz und überlassen somit das Thema in vielen Fällen dem Raumausstatter, der erst zu einem viel späteren Zeitpunkt beim Kunden in Erscheinung tritt.

Die physikalischen Grundlagen

Über große Fensterflächen Transparenz und Großzügigkeit bei harmonischem Farbspiel zu schaffen und mit dem richtigen Sonnenschutz die aktive Nutzung von Tageslicht sowie die Regulierung der Strahlungsenergieeinträge zu ermöglichen, ist eine gute Eigenschaft von Sonnenschutzanlagen.

Aber spätestens wenn wir von Bürogebäuden sprechen und damit auch das Thema Bildschirmarbeitsplatz ins Spiel kommt, gibt es mit dem Blendschutz eine weitere Komponente, der wir die volle Beachtung schenken müssen, um die Arbeitstättenrichtlinien zu erfüllen.

In der Praxis wird der Sonnenschutz immer wieder mit dem Blendschutz gleichgesetzt. Das kann in dem einen Fall richtig aber auch falsch sein, denn es kommt dabei immer auf die jeweilige Betrachtung der Einsatzbedingungen an. Gerade Gebäude in windexponierten Lagen werden immer mit der Problematik zu kämpfen haben, dass der außen liegende Sonnenschutz bei einer zu hohen Windbelastung eingefahren wird. Damit ist dann aber auch das Thema Blendschutz aus dem Spiel und der Büronutzer den einfallenden Sonnenstrahlen und der damit verbundenen möglichen Blendung vollkommen ungeschützt ausgesetzt. Allein aus diesem Grund sind außen liegende Systeme grundsätzlich im Nachteil gegenüber den innen liegenden Systemen, wenn es um das Thema Blendschutz geht. Starre, außen liegende Sonnenschutzsysteme sind davon ausgenommen, wenn sie so gestaltet sind, dass jederzeit ein ausreichender Blendschutz gewährleistet werden kann.

Innen liegende Produkte können auftrumpfen

Der Vorteil von auf der Gebäudeinnenseite angeordneten Systemen ist zweifelsohne die Witterungsunabhängigkeit. Innen liegende Systeme können deshalb neben dem Sonnenschutz auch zusätzlich ein sehr guter Blendschutz sein oder umgekehrt. Natürlich immer mit der Einschränkung, dass bei einem fehlenden außen liegenden Sonnenschutz die Energieeinträge auf der Fassade zu der zwangsläufigen Erwärmung der Innenräume führen werden. Grundsätzlich ist bei der Wahl eines Blendschutzsystems zu klären, welche Anforderungen an den Arbeitsplatz bestehen, bzw. welche weiteren Funktionen die Büronutzer fordern. Gerade die Frage nach der Transparenz der Behänge kann nicht eingehend genug im Vorfeld diskutiert werden. Auch die Berücksichtigung der Himmelsrichtung, der Gebäudehöhe, der Bebauung rund um das Gebäude und der damit verbundene unterschiedliche Lichteintrag spielen dabei eine entscheidende Rolle. Generell müssen bei Computerarbeitsplätzen die gesetzlichen Anforderungen der Berufsgenossenschaften beachtet werden.

Folienrollos als Joker beim Blendschutz

Optisch und funktionell sind innen liegende Folienrollos bei richtiger Anordnung und Transparenz eine gute Lösung, wenn es um den Blendschutz geht. Sie dämpfen je nach Transparenz das einfallende Tageslicht und verhindern damit Blendungen und Reflexionen auf Computerbildschirmen, Bildern oder Spiegeln. Durch die Transparenz der Folie bleibt aber vor allem die freie Sicht nach draußen erhalten, auch eine Anforderung die man aus der Arbeitsstättenrichtline ableiten kann. Die optional aluminiumbeschichtete Außenseite der Folie kann zudem dafür sorgen, dass bis zu 88 % der eintreffenden Sonnenenergie vom Raum abgehalten werden können und dadurch auch die Raumtemperaturen angenehm bleiben. Die Folien sind in verschiedenen Lichttransmissions- und Strahlungsreflexionsstufen sowie Farben erhältlich und lassen so für jede Anwendung eine passende Lösung finden.

Die warme Luft muss weg

Wie bereits beschrieben, stoßen außen liegende Sonnenschutzsysteme bei hohen oder windexponierten Gebäuden immer wieder an ihre Grenzen und können aufgrund hoher Windstärken und je nach örtlicher Situation nicht immer sinnvoll eingesetzt werden. Gerade in diesen Fällen muss ein innen liegender Sonnen- bzw. Blendschutz zum Einsatz kommen. Dieser hat natürlich den Nachteil, dass der Energieeintrag im Vergleich zum außen liegenden Sonnenschutz nur eingeschränkt reduziert werden kann und es mit der Aufheizung durch Sonnenstrahlen zu einer Wärmebelastung im Innenraum kommt. Da in modernen Bürogebäuden in der Regel Lüftung und Sonnenschutz vorhanden sind, bzw. durch die Anwendung der DIN EN 1946 Lüftungskonzepte geplant werden müssen, bietet sich hier der Ansatz, den innen liegenden Sonnenschutz in Form eines Abluftsystems zu verknüpfen. Der innen liegende Sonnenschutz erfährt so eine mögliche Halbierung des gtot-Wertes und wird damit annähernd so effektiv wie der außen liegende Sonnenschutz. Der Sonnenschutzhersteller Warema hat diesen Anwendungsbereich schon realisiert und die Abluftfassadentechnik mit dem ZIP-geführten SecuTex-Gewebe A2 realisiert. Durch die Abluftführung wird der Sonnenschutzbehang dabei gekühlt oder geheizt. Die Abluft wird in diesem Fall nicht an der Decke abgesaugt, sondern durch den Spalt zwischen der Verglasung und dem raumseitig angebrachtem ZIP-System geleitet. Der Luftstrom, der so an der Verglasung und dem Tuchbehang vorbeistreicht und in etwa Raumtemperatur hat, kühlt damit die Oberflächen und saugt den im Zwischenraum entstandenen Wärmestau nach oben durch die Decke ab. Dadurch wird verhindert, dass die durch Absorption der Sonnenstrahlung entstandene Wärme durch Konvektion und Strahlung in den Raum abgegeben wird. Eine niedrig emittierende Schicht auf der Innenseite des Stoffes kann diesen Effekt unterstützen. Durch die Öffnungen im Gewebe wird ebenfalls ein Teil der Abluft angesaugt, was zu einer zusätzlichen Kühlung der Gewebeoberfläche fuhrt. Der Nutzer kann die Höhe des Sonnenschutzbehangs abhängig vom Grad der Blendung individuell einstellen, ohne dass eine wesentliche Beeinträchtigung in der Funktion des Systems entsteht.

Fazit

Es kommt eben doch auf den Durchblick und vor allem auf die sinnvolle Kombination von außen liegendem Sonnenschutz und innen liegendem Blendschutz an. Aufgrund der Zunahme von Stürmen wird sich der Bedarf erhöhen, da die außen liegenden Systeme schon heute bei der Windbelastung an ihre mechanischen Grenzen kommen. Betrachtet man dazu Aspekte wie die Planung, dann kann das nur bedeuten, dass zukünftig auch der innen liegende Sonnenschutz mehr in die Überlegungen der Architekten und Bauherren mit einbezogen werden muss.—

Olaf Vögele