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Neues Fassadenkonzept

Besser geschlossen?

Die Closed-Cavity-Fassade ist eine Weiterentwicklung der Zweite-Haut-Fassade. Neben den Energie- und Betriebskosten eines Gebäudes würden mit diesem System zudem die Wartungskosten deutlich gesenkt.

Letztes Jahr wurde das erste Gebäude mit einer CCF-Fassade fertiggestellt: Das 68 Meter hohe Verwaltungsgebäude für die Roche Diagnostics International AG in Rotkreuz in der Schweiz.

Was steckt hinter dieser neuen Fassade? Closed cavity (= geschlossener Hohlraum) ist eine geschlossene, zweischalige Fassade, die innen 2- oder 3-fach und außen einfach verglast ist. Dabei ist der Fassadenzwischenraum vollständig abgeschlossen, könne so nicht verschmutzen und müsse deshalb auch nicht gereinigt werden.

Damit sich bei Temperaturwechseln an der Außen­scheibe kein Kondensat bilden kann, wird dem Fassadenzwischenraum konstant gereinigte und getrocknete Luft zugeführt, die eine ­Druckentspannung ermöglicht und eine Kondensatbildung verhindert. Die Luft für den geschlossenen Zwischenraum wird über ein Druckluftsystem zugeführt, das z.B. in die Technikräume des Dachgeschosses integriert ist. Die weitere Zufuhr erfolgt über ein Niederdruckrohrnetz sowie über ein Schlauchsystem.

Das Closed-Cavity-Prinzip erlaubt den Einsatz hocheffizienter Sonnenschutzanlagen im Fassadenzwischenraum inklusive Steuerung, Licht­lenkung und Retroreflexion. Somit lassen sich ­tageslichtoptimierte Gläser ohne dunkle Sonnenschutzbeschichtungen einsetzen, die eine optimierte Transparenz ermöglichen.

Für die natürliche Lüftung bieten sich mit dem Einbau von dezentralen Fassadenlüftungsgeräten oder mit komplett öffenbaren CCF-Elementen zwei Varianten an.

Technisch werden mit der CCF-Fassade in erster Linie die Energieeffizienz, der Schallschutz und die Transparenz verbessert: Je nach Umsetzung lassen sich nach Herstellerauskunft Ucw-Werte von 0,60 bis 1,20 W/m2K erreichen. Der für den solaren Gewinn aussagekräftige g-Wert betrage mit Sonnenschutz 0,06 bis 0,14 und liege ohne Schutz im Bereich < 0,44. Die Lichttransmission erreiche ohne Sonnenschutz Werte von < 0,63 und mit Sonnenschutz von < 0,10. Der Schallschutz liege zwischen 37 bis 45 dB(A).

Das Hochhaus der Roche Diagnostics International AG erfüllt den Schweizer Minergiestandard (vergleichbar dem deutschen Niedrigenergiestandard KW40).

Die 8200 m2 große CCF-Fassade ist auf der Innenseite mit 3-fach-Isolierglas (Ug = 0,58 W/m2K) verglast, außen mit monolithischen VSG-Gläsern. Die Fassade biete trotz der maximalen Transparenz eine hohe Wärmedämmung mit einem Ucw-Wert von 0,84 W/m2K. Der g-Wert betrage trotz Vollperforierung der Sonnenschutzlamellen im Fassadenzwischenraum 0,11. Die Reflexionswerte der Lamellen sollen langfristig erhalten blieben, da sich im Innenraum der Fassadenelemente kein Schmutz ablagern könne.

Mit 600 dezentralen Fassadenlüftungsgeräten, integriert in die geschosshohen Kastenfenster, wird der Bau belüftet und je nach Jahreszeit durch Heizung oder Kühlung unterstützt. Die Außenluft kann bei niedrigen Temperaturen über Wärmetauscher in den Geräten vorgewärmt und bei hohen Temperaturen über die integrierte Kältemaschinen gekühlt werden. Zudem lassen sich die Räume direkt mit der Außenluft kühlen.

Der von Gartner entwickelte neue Fassadentyp CCF biete vielseitige Lösungen beim Sonnenschutz. Auch bei Gebäude-Zertifizierungen nach Leed, Minergiestandard u.a. könne dieser Fassadentyp gute Ergebnisse erzielen. Zudem ließen sich mit Closed Cavity Fassaden auch Reinraum­anforderungen erfüllen und diese als Laborfassaden umsetzen. Wirtschaftlichkeitsberechnungen hätten gezeigt, dass der neue Fassadentyp einen um 30 Jahre erweiterten Nutzungszeitraum erreichen könne.

Außerdem verringere sich der Wartungsaufwand: Aufgrund der Abgeschlossenheit entfalle eine Reinigung der Innenscheiben und der Sonnenschutzscheiben. Damit halbiere sich der Aufwand und entspreche dem einer einschaligen Fassade. Alle Regelungseinheiten einer CCF-Fassade sind übrigens wartungsarm ausgelegt.

Aktuell wird das ehemalige Poseidonhaus in Frankfurt mit einer 10000 m2 großen CCF-Fassade mit Lochfenstern ausgestattet. Dabei lassen sich erstmals mit diesem System die einzelnen Räume über Parallelausstellfenster lüften. In die CCF integriert sind Sonnenschutzlamellen, die bei geöffneten Fenstern motorisch betätigt werden können. Diese CCF-Fassade erreiche einen Ucw-Wert von 1,0 W/m2K.

http://www.josef-gartner.permasteelisagroup.com

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