_ „Gut gerüstet für die Zukunft, heißt auf diese vorbereitet zu sein.“ Der Vorsitzende des Bundesverbandes Proholzfenster Eduard Appelhans verdeutlichte das in seiner Begrüßung an dem Beispiel der Fotoindustrie: Heute sei der Markt von Fotoapparaten erheblich eingebrochen, da alle Leute nur noch mit ihrem Handy Schnappschüsse erstellten.
Aber in der Fensterbranche verlaufen die Zyklen doch erheblich langsamer, beruhigt er die über 140 Teilnehmer des 10. BPH-Kongresses. Und wer Fenster mit Holz anbiete, der arbeite mit einem Zukunftswerkstoff.
Gefahr droht von links und von rechts
Er stellte fest: „Der Branche geht es gut und die Beschäftigungslage sei gut bis sehr gut.“ Die Betriebe können sich selbstbewusst zeigen und würden dies auch zu recht tun. Auch die Investitionsbereitschaft sei vorhanden oder viele Betriebe hätten bereits in letzter Zeit erhebliche Investitionssummen abgerufen.
Dies sei auch nötig, so Appelhans, denn gleichzeitig erwachsen der Branche potente Wettbewerber: Beispielweise hätten sich niederländische Betriebe aufgrund ihrer Marktschwäche enorm verschlankt und verbessert. Diese Unternehmen würden jetzt auf den gesunden deutschen Markt schielen. Und die Branche wisse ja bereits, dass auch die Österreicher und Polen sich gerne am und im deutschen Fenstermarkt betätigen. „Deutsche Betriebe sehen sich mittlerweile mit intensiven Importanstrengungen konfrontiert – vor ein paar Jahren waren wir Deutschen es gewohnt, die Exportierenden zu sein.“
Und dabei würde die Politik den heimischen Betrieben zusätzlich in den Rücken fallen: „In Polen werden die europäischen Hilfen zur Angleichung der Wirtschaftskraft nicht nur in die Verbesserung der Infrastruktur, den Ausbau von Straßen etc. gesteckt – sondern der Export von Bauelementen gefördert. Das ist politisch geduldete massive Wettbewerbsverzerrung ohnegleichen auf unsere Kosten.“
Abschließend appellierte er an die eigenen Stärken: „Die mir Anfang der neunziger Jahre von großindustriellen PVC-Leuten vorausgesagte Bedeutungslosigkeit der Branche, haben wir jedenfalls erfolgreich pariert.“ Der wertmäßige Marktanteil von Holzfenstern liege erheblich über dem veröffentlichten Marktanteil in Fenstereinheiten: „Die Wertschöpfung eines schönen Holz- und Holz-Alu-Fensters spricht für sich. Wir haben bewiesen, dass wir unsere Produkte wettbewerbsfähig im Markt positionieren können”.
Balsam auf die hölzerne Seele
Im Anschluss gab es Balsam auf die Seele der Holz verarbeitenden Betriebe: Prof. Ludger Dederich von der Hochschule Rottenburg zeigte, dass die Holzverwendung am Bau eine Jahrhunderte lange Tradition hat. In seinem Beitrag wies er aber auch auf herausragend schöne Objekte hin, bei denen in historischen Gebäuden schöne neue Holzfenster eingebaut wurden.
Dabei betont er immer wieder die Begriffe Werthaltigkeit und Dauerhaftigkeit und will damit unter Beweis stellen, dass auch Holzbauten nicht etwas für das temporäre Bauen sind. Und als Dederich schließlich auf seinen Vortragstitel zu sprechen kommt, ob baurechtliche Hemmnisse die Verwendung von Holzfenstern behindern, holt er zur Schelte gegen die Politik in NRW aus: Hier werde die Landesbauordnung nicht geändert, die immer noch im Baumittelalter verweile – alle anderen Ländern wären weiter und ließen Holzbau auch im Hochbau zu.
Er sieht aber die Herausforderung vor allem im Wettbewerb der Materialien und machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Slogan der Massivbau-Industrie „Beton? Natürlich.“
Firmencheck mit Schwerpunkt Oberfläche
Am ersten Tag ging es dann noch zur Firmenbesichtigung Wertbau in Langenwetzendorf. Dort zeigten Maschinenhersteller Range und Heine, Lackanbieter Remmers und der Hersteller selbst, wie hier die Oberflächenbeschichtung auf die Fenster kommt. Für eine anschließende Kontroverse sorgte dabei die positive Produktdarstellung der Holzart Red Grandis seitens des Holzlieferanten Schiller. Andere Anbieter sahen sich genötigt, als Antwort darauf auf die Vorzüge von Meranti als PEFC-zertifizierte Rohware hinzuweisen. Guntram Kaiser, Fürsprecher der Malaysian Timber Council: „Es sollte vermieden werden, Holz gegen Holz auszuspielen. Dies ist der gesamten Holzbranche nicht dienlich, sondern schadet ihr.“ Der Markt werde selber entscheiden, ob er Red Grandis oder Meranti bevorzugt.
Sentimentale Fensterbauer
Am zweiten Veranstaltungstag hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, in Workshops sich auf vielfältige Themen einzulassen: Rainer Rutsch beispielsweise berichtete fast sentimental von seiner Maschineninvestition: „Noch heute gehe ich gerne in der Mittagspause, wenn keiner in der Halle ist, zur Anlage und schaue ihr beim Arbeiten zu.“ Das sei für ihn so schön wie Eisenbahnspielen – leider noch viel, viel teurer. „Ich bin immer noch fasziniert von der Anlage.“ Aber er dämpft auch die Erwartungen: Die Versprechungen der Anlagenbauer hätten nicht alle eingehalten werden können. Zugleich warnt er die Kollegen: „Jeder, der sich nicht im Vorfeld mindestens ein Jahr gibt, wird scheitern.“
Dr. Angela Dageförde lieferte ihren Zuhörern eine Strategie, wie diese im Bieterstreit gewinnen können: „Wenn ich nah am Kunden bin und wenn ich mich mit den Voraussetzungen auseinandersetze,“ erläuterte die Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht und mahnte zugleich: „Es kommt etwas auf sie zu – die E-Vergabe.”
Willi Schillinger, der Fürsprecher der Einzelteilfertigung berichtete in seinem Workshop, dass er bei der Flügelproduktion 30 Prozent Arbeitszeit einsparen konnte. Seinerseits hätte zwar Josef Schmid vom ift noch abfällig über seine Umsetzung geurteilt. Mit den Einstieg in die CNC-Technik gab es aber dann einen regelrechten Schub für die Einzelteilfertigung.
Peter Stein als Geschäftsführer der Zöllner Fensterbau lieferte in seiner Session Argumente für das Holz-Alufenster und Dieter Rover von der Cosmo Consult Gruppe ging es um das Thema „Ertragssteigerung sichern in stürmischem Umfeld“. —
20 Jahre Proholzfenster
Der Startschuss fiel am 28. Juni 1994 in Tauberbischofsheim, als namhafte Branchenvertreter zusammentrafen, um etwas gegen die alarmierend sinkenden Absatzzahlen beim Holzfenster zu unternehmen. Schnell waren sich Zulieferer und Fensterhersteller einig, dass man der starken Marketing- und Lobby-Tätigkeit der PVC-Industrie etwas entgegensetzen müsse. Ging es zunächst hauptsächlich um Werbung und PR, erkannte man schon bald, dass mehr nötig war. Verstärktes Engagement in den Bereichen Technik/Normung, Qualitätssicherung und Innovation war gefordert, sollte der Werkstoff Holz im Fensterbau nachhaltig vorangebracht werden.
Aus der „Weinig-Initiative“ wurde mit der Vereinsgründung im Januar 1995 die Initiative ProHolzfenster e.V. Die Umbenennung in Bundesverband ProHolzfenster e.V. (BPH) im Jahr 2008 folgte der Tatsache, dass der Aufgabenbereich über einer Initiative längst hinausgewachsen war. Der Verband versteht sich heute als Interessenvertreter speziell des Holz- sowie des Holz-Aluminium-Fensters, der als Solidargemeinschaft den Erfolg und die Zukunft der Branche sichert.
Heinz Blumenstein, Vorstandsmitglied und seit 2006 BPH-Geschäftsführer, geht es insbesondere darum, den Mitgliedern konkreten Nutzen zu bieten: „Mit einem vielfältigen Angebot an Marketing-Instrumenten, Weiterbildung, Information und Know-how-Transfer unterstützen wir unsere Mitglieder in ihrer Arbeit.“