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250 Buchenfenster für wilhelminischen Prachtbau

_ Die über 300 m lange Oberpostdirektion am Stephansplatz, 1887 im Stil der italienischen Neorenaissance erbaut und verziert mit Marmor, Stuck, verspiegelten Decken, Eisensäulen und goldenen Figuren liegt im Herzen von Hamburg. Hier haben die Hansestädter über hundert Jahre lang ihre Briefmarken gekauft – aber jetzt wurde es Zeit für eine grundlegende Modernisierung des sogenannten Postpalastes und die Entwicklung neuer Nutzungskonzepte.

Eigentümer wurde die DWI Gruppe Hamburg, die über den erforderlichen Erfahrungshintergrund verfügt, derartig große Projekte zu entwickeln. „Die Erhaltung der prächtigen Architektur in Verbindung mit den Anforderungen moderner Nutzungen und dem besonderen Erbe, das wir an diesem Standort antraten, sind eine große Herausforderung“, sagt hierzu Hendrik de Waal, Gesellschafter der DWI Gruppe Hamburg.

Neues Nutzungskonzept für die Alte Oberpostdirektion

Der Monumentalbau aus der Kaiserzeit wird in zwei Bauabschnitten umgebaut. Die Arbeiten im sogenannten Kopfbau sind abgeschlossen. Hier sind moderne Einzelhandelsflächen und medizinische Einrichtungen und Praxen mit höchstem Anspruch entstanden.

Insgesamt werden 30 000 m² umgebaut. Unter anderem entstehen unter dem Glasdach eine neue vierte Etage und eine Galerie. Der erste Bauabschnitt ist 2013 vollendet und für den zweiten Bauabschnitt ist die Fertigstellung für 2015 geplant. Schon jetzt sei der Vermietungs- und Vermarktungsstand ausgezeichnet: Die Alte Oberpostdirektion werde nicht zur Leerstandsimmobilie mutieren, heißt es. Der historisch bedeutsame Bau werde sich wieder als attraktive Büroadresse und glänzender Standort für hochklassige Medizin etablieren, sind sich die Projektverantwortlichen sicher.

Buche contra Kiefer

Im Rahmen des Projektes sollten auch die alten Fenster ausgetauscht werden. Die Auftragsvergabe an einen polnischen Fensterhersteller war von Seiten der DWI Gruppe Hamburg bereits eine beschlossene Sache. Das Konzept sah neue Kieferfenster vor, zwar als Nachbau der historischen Formen, aber technisch auf neuestem Stand. Keine gute Ausgangssituation für Martin Hagensieker, Inhaber des Sägewerks Hagensieker GmbH in Bad Essen. Er kämpft engagiert für seine Sache, nämlich die Verwendung des thermisch veredelten Fadura Fensterholzes aus heimischer Buche.

Er intervenierte bei den Architekten der DWI Gruppe Hamburg und erhielt Gelegenheit, seine Argumente vorzutragen. Der polnische Hersteller hatte inzwischen bereits ein Musterfenster eingebaut, das aber die Planer nicht vollständig überzeugte. Man hatte also ein offenes Ohr und das eröffnete die Chance, den Auftrag doch noch an Land zu ziehen. Die Vereinbarung: „Baut ein zweites Musterfenster aus Buche und dann schauen wir mal.“ Das wurde so gemacht, aber die Auftragsvergabe scheiterte letztlich auch am Preis.

In dieser Situation kam das Bersenbrücker Unternehmen Rolfes Fensterbau GmbH & Co. KG ins Spiel. Ein grundsolider deutscher Handwerksbetrieb, geführt von den beiden Tischlermeistern Bernhard und Stefan in der Generationenfolge Vater und Sohn. Martin Hagensieker empfahl der DWI, bei diesem renommierten deutschen Hersteller ein Angebot einzuholen.

Die Ausschreibung war ambitioniert, es wurde in der Hauptsache gefragt nach der Verfügbarkeit, Dauerhaftigkeit und Ökobilanz des Holzes und nach den Preisen und Lieferzeiten.

Es folgten Betriebsbesichtigungen bei der Firma Rolfes und im Sägewerk Hagensieker. Die Experten verschafften sich ein eigenes Bild von den Produktionsabläufen bei der Herstellung der thermisch behandelten Buchenkanteln Fadura und Fadura-plus und besichtigten auch die Fensterherstellung bei Rolfes, inkl. der abschließenden Beschichtung mit den Induline-Premium-Coatings von Remmers. Langzeitschutz, Qualität und Werterhalt der Holzfenster sei so durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Kantelhersteller, Lackhersteller und Fensterbauer auf vorbildliche Art und Weise sichergestellt.

Ab dann ging alles sehr schnell: Die Rolfes bauten ein Musterfenster aus Fadura-Buchenholz nach den historischen Vorgaben, beschichtet mit den Induline Coatings im Vierschichtaufbau. Die perfekte Oberfläche in möbelartiger Anmutung sei bereits ein starkes Argument gewesen. Auch die sonstige Qualität und Ausführung stimmte.

Als dann auch noch der akzeptable Preis auf dem Tisch lag, kam es zügig zur Auftragsvergabe. Aber es eilte, der Baufortschritt erzwang den schnellen Einbau der Fenster.

Dieser interessante Auftrag fand nach Einbau der rund 250 neuen Fenster einen gelungenen Abschluss. Die DWI Gruppe Hamburg bescheinigte dem Team:

  • absolute Termineinhaltung (teilweise Installation der Fenster vor dem vereinbarten Termin)
  • Preistreue, keine Nachforderungen
  • keine Nacharbeiten und Reklamationen

Buchenkantel wird karamelisiert

Martin Hagensieker: „Die Revitalisierung der Alten Oberpostdirektion am Stephansplatz ist hinsichtlich Anspruch und Qualität ein herausragendes Projekt der DWI Gruppe Hamburg.“ Demgemäß hoch seien auch die Ansprüche der Planer an ein derart wichtiges Bauteil wie die Fenster gewesen.

„Für diese Anforderungen haben wir unsere Fadura-Fensterkantel aus Buchenholz entwickelt.“ Durch das proGoodwood-Verfahren sei es gelungen, heimisches Buchenholz so zu verändern, dass es in Bezug auf Dauerhaftigkeit, Dimensionsstabilität und Fäulnisresistenz dem Tropenholz gleicht, es teilweise sogar übertrifft. Daraus werde die Fadura-Fensterkantel gemacht: günstig im Preis und ausgestattet mit Bestwerten.

Erreicht wird diese Qualität durch die Karamelisierung des Holzes in einer Thermokammer. Der Prozess dauert drei Tage, vier Stunden davon mit der Höchsttemperatur von 210 °C. Dabei werden der im Werkstoff vorhandene Zucker umgewandelt und die wasseranziehenden Inhaltsstoffe neutralisiert. Damit wird die Dauerhaftigkeitsklasse 1 erreicht – die gleiche Einstufung wie Teak. Fadura sei über Generationen haltbar, da es Pilzen, Moosen und Insekten keine Existenzgrundlage biete. Das mache es so geeignet für den Holzfensterbau. Hagensieker: „Wir liefern eine praktisch astfreie Qualität mit der feinen Textur der Buche und einer über den gesamten Holzquerschnitt gleichbleibenden Haltbarkeit und Tönung aus.“

Nach EN 942 und Merkblatt HO.06 erreichen die Fensterkanteln die Anforderungsklasse J2 und sind nach Reach, PEFC und FSC zertifiziert. Neben Fadura (Fagus = Buche, Duramentum = Dauerhaftigkeit) biete man auch die Spezial-Thermokantel Fadura-Plus für den Passivhaus-Standard an.

Rolfes Fensterbau lobt Leistung der Vorlieferanten

Juniorchef Stefan Rolfes: „Der DWI-Auftrag für Fertigung und Einbau der Fenster für die Alte Oberpostdirektion Hamburg ist eine Bestätigung des hohen Standards, den wir in Deutschland beim Holzfensterbau erreicht haben. Wie man sieht, können wir auch preislich im internationalen Wettbewerb bestehen. Aber ebenso wichtig war das hohe Leistungungsniveau unserer Vorlieferanten. Hagensieker als Kantelhersteller und Remmers als Lackhersteller liefern allererste Qualität und diese partnerschaftliche Zusammenarbeit ist auch der Garant unseres gemeinsamen Erfolges.“

Und dies sei sehr beachtlich gewesen in Hamburg. Das Bauvorhaben finde in der Architektenszene große Beachtung und man habe mehrfach anerkennende Worte für die erbrachte Leistung gehört, berichten die Fenstermacher. Hierzu gehörte auch die präzise Einhaltung der Terminzusagen.

Für die thermobehandelten Buchenfenster gelten bei der Oberflächenbehandlung und -beschichtung die gleichen Grundsätze wie bei einheimischen Hölzern.

Auch hier gelte die Empfehlung für einen vierschichtigen Aufbau, bestehend aus Imprägnierung, Grundierung, Zwischen- und Endbeschichtung. Beim fertigen Fenster entspricht die Einbaufeuchte der Ausgleichsfeuchte.—

https://www.rolfes-fensterbau.de/

http://www.remmers.de

http://www.hagensieker.de

Buche, die Königin des Waldes

Die bis zu 30 m hohe Buche (Fagus sylvatica L.) dominiert die deutschen Laubwälder und bildet ausgedehnte Reinbestände. Das Holz zählt zu den wichtigsten deutschen Nutzhölzern und dafür gibt es zwei Gründe:

  • ausgezeichnete konstruktive Eigenschaften
  • stetige Verfügbarkeit in großer Menge

Das Splintholz und das Kernholz der Buche sind zunächst gleichfarbig gelblich bis rötlich-weiß mit dezenter Jahrringzeichnung. Mit höherem Alter kann sich der sogenannte „Rotkern“ bilden. Mit einer mittleren Rohdichte von 0,72 g/cm3 bei 15 % Holzfeuchte ist die Buche etwa so schwer wie die Eiche.

Neben dem sehr homogenen Aufbau zeichnet die Buche ferner eine hohe Härte aus, die sie auch dem Wechsel der Jahreszeiten verdankt. Für den Einsatz des Buchenholzes im Außenbereich empfehlen sich spezielle Techniken wie das proGoodwood-Verfahren und die Induline Coatings, um über Jahrzehnte funktionstüchtig zu bleiben.

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