Bereits bei der Ladungssicherung muss der Monteur darauf achten, dass die Gläser entsprechende Zwischenlagen erhalten, um die Scheiben auf Distanz zueinander zu halten: Gut geeignet sind Korkstapelplättchen, die sich wieder rückstandslos vom Glas entfernen lassen. Wichtig ist, dass die Verpacker im Versand darauf achtet, dass die Korkplättchen genau dort sitzen, wo die Spannlatten das Glas am Transportgestell festdrücken, um entsprechenden Gegendruck ausüben zu können. Diese Distanzplättchen beugen Scheuerstellen auf den Glasoberflächen vor, die durch Glas/Glas-Kontakt sowie bei Schmutz oder Steinchen zwischen den Scheiben entstehen.
Achtung: Falsch platzierte Distanzplättchen in Kombination mit starkem Druck der Spannlatten führen auf dem Reff zur Durchbiegung der Scheiben: Das kann bei Float-Gläsern während des Transports Glasbrüche auslösen (Bild 1).
Generell sollte der Monteur beim Laden sowie beim Lagern immer einen Glas/Glas-Kontakt sowie auch den Glas/Metall-Kontakt vermeiden
Die Transportgestelle müssen bei der Fahrt immer sorgfältig gegen Verrutschen gesichert sein, denn das Glasgewicht allein hält das Gestell bei starken Bremsmanövern nicht an seinem Platz.
Der Schutz der Bauelemente unter einer Plane hält beim Transport die Fenster- und Glasoberflächen sauber, und beugt zusätzlich thermischen Glasbrüchen vor. Gerade bei starker Sonneneinstrahlung lässt sich so bei Isolierglas ein starkes Erwärmen der mittleren Scheiben vermeiden.
Achtung: Bei Isoliergläsern mit niedrigen U-Werten und gleichzeitig hoher Lichttransmission besteht die Gefahr einer sehr schnellen Absorption der Strahlungsenergie im Glaspaket und zu starker Temperaturunterschiede gegenüber den Glaskanten: Dies kann beim Transport auf dem Außenreff thermische Glasbrüche verursachten.
Risiken beim ungeschützten Lagern
Bei der Zwischenlagerung auf der Baustelle oder im Glas einbauenden Betrieb hat der Schutz der Glaspakete vor direkter Sonneneinstrahlung oberste Priorität. Ist keine Halle zur Lagerung vorhanden, muss eine Abdeckung mit einer nicht transparenten Folie die Gläser oder die bereits verglasten Bauelemente vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.
Bei Verglasung der (Isolierglas-)Scheiben am Objekt werden diese meist über die einzelnen Stockwerke verteilt. Dabei ist das korrekte Abstellen der Scheiben auf einer entsprechenden weichen Unterlage (z.B. auf Holzleisten) ein Muss.
Der direkte Kontakt von Scheiben mit harten Flächen ist beim Anlehnen gegen Wände oder andere Bauteile zu vermeiden. Jede Beschädigung der Glaskanten ist gleichbedeutend mit einer Schwächung der Scheibe, die dann bei starker Lasteinwirkung einen Glasbruch auslösen kann. Diese Kantenschädigung kann auch erst nach Wochen oder Monaten zum Glasbruch führen.
Achtung: Bei der Baustellenlagerung sind die Gläser vor allem an den Ecken empfindlich. Mögliche Schäden reichen von kleinen Ausmuschelungen bis hin zu kleinen Sprüngen (Bild 2).
Ein wichtiger Sicherungsaspekt ist die Rechtwinkligkeit der Abstellunterlage. Bei A- oder L-Gestellen ist die Anlehnfläche zur Abstellunterlage immer rechtwinklig. Damit werden bei dicken Isolierglaseinheiten (3-fach-ISO) alle Scheiben unterstützt und sicher gelagert. Keine Einzelscheibe des ISO-Pakets steht frei, ein Ver- oder Abrutschen oder Abscheren ist nicht möglich.
Achtung: Werden 3-fach-Isoliergläser auf der Baustelle schräg gegen die Wand gestellt, steht immer nur die hinterste Scheibe der 3-fach-Einheit auf. Je schräger die ISO-Einheiten stehen, umso stärker kann die vorderste Scheibe bei längerer Lagerung abrutschen. Dies führt zwar nicht zu Glasbruch, kann aber so starke Scherspannungen im Randverbund der ISO-Einheit aufbauen, dass dieser Risse bekommt. Die Folge: Das Isolierglas wird undicht und „blind“! Je größer das Format und das Gewicht der Einzelscheiben, desto höher ist die Gefahr. Großformatige Gläser sollten erst dann im Gebäude verteilt werden, wenn ihre schnelle Verglasung gewährleistet ist.
Der Einbau vor Ort ist nicht ohne
Dass Isoliergläser bei beweglichen Fensterflügeln allein aufgrund der Verklotzung unter Spannung (Druckbelastung) stehen, ist bekannt. Nur dadurch werden Fensterflügel auch gangbar. Glas kann hierbei etwa die zehnfache Druckbelastung gegenüber einer Zugbelastung aushalten.
Wird auf der Baustelle verglast (und verklotzt) muss der Monteur die unterschiedlichen Längenausdehnungen von Glas gegenüber Holz, Kunststoffen oder Metallen berücksichtigen.
Für die Baustellenpraxis bedeutet dies, weder bei sehr kalten Temperaturen, noch bei direkter Sonneneinstrahlung sollte vor Ort verglast werden. Denn die Fensterrahmen können aufgrund der unterschiedlichen Längenausdehnung gegenüber dem Glas sonst einerseits die Funktion der Verklotzung eliminieren, mit der Folge: Im Winter verglast, im Sommer klemmt der Flügel und geht nicht mehr auf. Andererseits kann eine zu starke Spannung auf das Glas zum Bruch führen.
Dies ist der Fall, wenn dunkle Fensterrahmen (im Sommer) bei direkter Sonneneinstrahlung verglast werden: Sinkt die Temperatur, zieht sich das Rahmenmaterial stärker zusammen als das Glas und die Druckspannung wächst enorm. Eine zu starke Einspannung kann im Winter dann zum Glasbruch im Bereich der Klötze führen (Bild 3).
Weiteres Gefahrenpotenzial besteht auf Baustellen, die vor dem Wintereinbruch noch schnell verglast werden und ungeheizt überwintern. Wurden die ISO-Einheiten noch bei sommerlichen Temperaturen produziert, kann die dünnste Scheibe bei Isoliergläsern leicht brechen.
Gerade bei hochwärmegedämmtem ISO mit zwei breiten SZR (z.B. 2 x 16 mm) kühlt das Glas bei extremen Minustemperaturen sehr stark ab. Unterschiedliche Glasdicken z.B. bei Schalldämmgläsern und extreme Seitenverhältnisse führen zu sehr hohen Druckspannungen auf die dünnste Scheibe. Diese ist dem Druck nicht mehr gewachsen, wenn ihre Fähigkeit einzubauchen stark eingeschränkt ist. Das wiederum wird durch ein ungünstiges Seitenverhältnis unterstützt.
Achtung: Sowohl am Bau als auch im Werk ist die vorsichtige Benutzung des Klotzhebers ein Muss. Brutale Klotzheberanwendung kann schnell zu Kantenausmuschelungen bis hin zur Sprungbildung führen. Während ein Einlauf an der Glaskante nicht mehr kaschiert werden kann und eine neue Scheibe notwendig wird, sind Ausmuschelungen oft ein schleichendes Problem.
Mit zunehmender Größe der Kantenausmuschelung wird die Belastbarkeit der Glasscheibe immer stärker reduziert. So kann es durchaus vorkommen, dass die verglasten Scheiben noch einige Monate durchhalten und erst bei extremer Belastung, z.B. durch hohe Temperaturen im Sommer (starke Ausbauchung und Spannungsaufbau an der Glaskante) oder niedrige im Winter (starke Einbauchung und hoher Spannungsaufbau an der Glaskante) plötzlich einen Sprung zeigen. Dieser wird oft nicht mit einer Kantenbeschädigung bei der Verglasung in Verbindung gebracht.
Die Klötze müssen passen
Auch auf der Baustelle müssen die geeigneten Klotzungsmaterialien bereitstehen. Nicht erst der Monteur sollte sich vergewissern, dass alle Materialien verträglich sind: Dies umfasst das Isolierglas, den Rahmen und Flügel des Fensters und die Materialien der Bauanschlussfuge sowie die Versiegelungsmaterialien. Bei der Verklotzung spielt die Breite der Klötze eine entscheidende Rolle, insbesondere bei 3-fach-Verglasungen.
Zu schmale Klötze werden oft schräg eingelegt. So lässt sich zwar schnell verglasen, aber die Scheibenlast wird nicht mehr auf den gesamten Klotz abgetragen. Im Gegenteil, die gesamte Scheibenlast konzentriert sich auf einen wesentlich kleineren Bereich: Damit steigt die Druckspannung, da die gleiche Last auf eine kleinere Fläche einwirkt. Je größer und schwerer die Scheiben, umso größer die Gefahr eines Glasbruchs aufgrund schlechter Verklotzung (Bild 3). Wird der Klotz noch verschoben und drückt gegen die Glaskante, kann sehr schnell ein Glasbruch entstehen.
Müssen die Gläser auf der Baustelle noch gedreht werden, ist das Kippen der ISO-Einheit über Ecke eine der Hauptursachen für Beschädigungen.
Erfahrene Monteure nutzen spezielle Eckschützer, in denen die Scheibe gummigelagert über die Ecke gedreht werden kann. Weiter verursachen das Anstoßen/Drehen über die Glasecke immer wieder vermeidbare Glasbrüche.
Bei Pfosten-/Riegel-Verglasungen wird häufig verglast und dann die Scheibe von außen mit sogenannten „Kurzstücken“ gesichert, bevor der Monteur die waagrechten und senkrechten Schraub- und Deckleisten anbringt. Werden diese ca. 5 bis 8 cm breiten Alu-Teile mit hohem Druck und ohne Zwischenlage direkt auf das Glas verschraubt, kann sehr schnell direkt daneben ein Sprung aufgrund des Gegendrucks der inneren Auflagen entstehen. Dieser Glasbruch ist ebenso zu vermeiden, wie die Beschädigung der Isolierglaskante durch schräg eingebrachte Schrauben.
Ist alles korrekt verglast und ordentlich eingebaut, sollte noch darauf geachtet werden, dass raumseitig hinter den Float-Glasscheiben nichts direkt gelagert wird. Es besteht sonst die Gefahr eines thermischen Glasbruchs aufgrund von Teilerwärmung z.B. durch hinter der Scheibe gelagertes Dämm-Material etc. —
Tipp der Redaktion: Weitere Schadensbilder finden Sie auf https://www.glaswelt.de/. Dort einfach rechts oben im Suchfeld den Webcode 1154 eingeben.
Literatur:
[1] Ekkehard Wagner, Glasschäden, Verlag Holzmann Medien, 4. Auflage 2012.
[2] Verglasen mit Isolierglas, Techn. Richtlinie Nr. 17
Tipps für Tranport und Lagerung
- Transport nur auf geeigneten und am Fahrzeug gesicherten Transportgestellen
- Beachtung der Verglasungsrichtlinien
- Abstellen der Gläser immer auf weiche Unterlagen (Gummi, Holz, o.Ä.)
- Möglichst rechtwinklige Abstellmöglichkeit
- Distanzklötzchen beugen Glas/Glas-Kontakt vor
- Glaskanten während des Handlings schützen
- „Gewaltlose“ Verklotzung nach Klotzungsrichtlinien
- Schutz der ISO-Einheiten vor direkter Sonne
- Materialvertäglichkeiten prüfen
- Besonderheiten der Einbausituation beachten
Wer sich über Schadensbilder von Glasschäden, Glasbruchursachen und deren Vermeidung informieren möchte, diese stehen im Buch „Glasschäden“ des Autors. Weitere Infos findet man auch in der Technischen Richtlinie Nr. 17 „ Verglasen mit Isolierglas“. [1]
Der Autor
Ekkehard Wagner leitet das Vertriebsbüro Deutschland der österreichischen Ertl Glas AG in Allersberg. Er ist als Fachbuchautor in der Glasbranche bekannt.