In fünfjähriger Entwicklung ist es gelungen, so die arcon Flachglas-Veredlung, mit dem neuen Glas arcon topview, die Anisotropien bei ESG, d.h. deutlich wahrnehmbare Farbveränderung in der Beschichtung, in den Griff zu bekommen. Die störenden, sichtbaren Doppelbrechungserscheinungen – sogenannte Anisotropien – treten je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtungssituation auf. Und das ist produktionsbedingt: ESG oder TVG werden in einer Vorspannanlage auf rund 650 C° erhitzt und dann mit Kaltluft abgeschreckt. Durch das Abschrecken entstehen Spannungszonen, die zu Doppelbrechungen des Lichts im Glas führen. Dieser physikalische Effekt – Anisotropie genannt – kann in polarisiertem Licht, wie es das natürliche Tageslicht enthält, sichtbar werden – vor allem unter einem streifenden bzw. flachen Blickwinkel sowie bei bestimmten Einbausituationen. Die Folge sind Irisationen, die als Polarisationsflecken, Bänder, Ringe, Streifen oder Leopardenmuster wahrgenommen werden. Mit steigender Glasdicke zeichnet sich der Effekt stärker ab. Er kann bei modernen Sonnenschutzbeschichtungen verstärkt auftreten.
Der Hersteller beschichteter Architektur- und Einscheibensicherheitsgläser arcon hat eine neue Verfahrenstechnik entwickelt, mit der Anisotropien erheblich reduziert werden können. Unter dem Produktnamen arcon topview werden Scheiben aus ESG und TVG bereits mit der weltneuen Technologie produziert.
Da bis dato außer arcon derzeit kein Hersteller in der Lage sei, thermisch vorgespanntes Glas mit geringster Anisotropie zu produzieren, akzeptieren heute allgemein gültige Normen und Richtlinien den beschriebenen physikalischen Effekt bei wärmebehandelten Gläsern. So ist z.B. in der EU-Norm für „thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheitsglas“ EN 12150-1:2000 die Anisotropie als physikalische Eigenschaft aufgeführt und als Standard festgeschrieben. Dort heißt es, der Effekt ist charakteristisch für ESG/TVG, produktionsbedingt und damit kein rügefähiger Mangel.
„Künftig wird das anders sein“, so Fassadenplaner Ralf Rache von Rache Engineering, Aachen. „Ein Planer muss jetzt den Bauherrn informieren, dass es ein Glas gibt, das Anisotropien erheblich reduziert. Macht er das nicht und es treten optische Beeinträchtigungen auf, hat er ein Problem.“ Das neue Glas sei, so Rache, ein echter Fortschritt, damit werde ein neuer Standard für thermisch vorgespannte Gläser gesetzt, so der Fassadenspezialist bei der Vorstellung des Glases beim neuen Verwaltungsgebäude von Alubau Puhlmann in Rhede (großes Bild).
Bisher am Markt verfügbare Gläser zeigen Isotropiewerte von ca. 55 bis 80 %. Das neue arcon topview liegt laut Hersteller bei einem Wert größer 95 %, dabei gilt: Je größer der Isotropie-Wert, desto weniger sichtbar ist die Anisotropie. Während der Entwicklungszeit des neuen Glases hat arcon im ersten Schritt eine Messtechnik entwickelt, um Anisotropie quantitativ messen zu können. Diese Technik ist patentiert. Dann wurde das Verfahren zur Herstellung vorgespannter Gläser weiterentwickelt, mit dem Ziel, höchste Isotropiewerte zu erreichen. Gleichzeitig wurde die Glasbeschichtung optimiert. So wurden z.B. Sonnenschutzbeschichtungen wie arcon sunbelt im Hinblick auf das Polarisationsverhalten auf das verbesserte ESG und TVG optimal abgestimmt.
Tipp der Redaktion: Lesen Sie zum Thema das Interview mit Ralf Rache vom Fassadenplanungsbüro Rache Engineering, auf https://www.glaswelt.de/. Dort einfach im Suchfeld rechts oben den Webcode 1093 eingeben.