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Universal Design (UD) für den Fenster- und Fassadenbau

So wird das Leben leichter

Gerade kaufkräftige Premiumkunden[2] fordern Qualität und „demographiefeste“ Bauprodukte. Demographiefest bedeutet, dass Gebäude und Bauelemente von Jung und Alt sowie Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen sicher und komfortabel genutzt werden können. Im Gegensatz zu bekannten Begriffen wie alters- oder behindertengerechtes Bauen, wird immer stärker mit den Prinzipien des Universal Designs argumentiert – denn diese sind positiv besetzt.

Die Sonderschau Universal Design des ift auf der BAU 2013 in München zog viele Fenster- und Fassadenbauer an. In intensiven Diskussionen mit Herstellern von Bauelementen wurde dabei das große Interesse an den Argumenten und Prinzipien des Universal Designs und den Chancen deutlich. Dabei wurden die Möglichkeiten erörtert, die sich für Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb von Fenstern, Türen und Bauelementen ergeben.

Im Mittelpunkt standen Fragen nach der konkreten Umsetzung der Designprinzipien auf die eigenen Produkte bezogen und wie Vorteile und Nutzen Endverbrauchern klar gemacht werden können.

Eine zentrale Rolle werden dabei motorisch betriebene Türen einnehmen, mit denen auch bei eingeschränkter Mobilität der geliebte „Sonnenplatz“ auf Balkon oder Terrasse erreichbar bleibt. Deshalb war auch eine rege Nachfrage am ift-Kompass „Universal Design“ erkennbar, mit dem der doch etwas unscharfe Begriff Universal Design bewertbar wird[4].

„Was bedeutet noch einmal Universal Design?“

Universal Design will Produkte und Dienstleistungen für möglichst viele Menschen ohne spezielle Anpassungen nutzbar machen. Das gilt nicht nur für Ältere oder Menschen mit Einschränkungen, sondern für jeden. Der Ansatz von UD versteht sich als Verantwortung und kontinuierlichen Prozess, der den Menschen ins Zentrum rückt, neue Service-Systeme initiiert und so auch wirtschaftliches Wachstum fördert[1]. “Universelles Design“ heißt aber nicht, dass alle Menschen unter allen Umständen ein Produkt nutzen können. Denn kein Produkt kann die Bedürfnisse aller Nutzer vollständig erfüllen. Zur konkreten Umsetzung wurden 7 grundlegende Gestaltungsprinzipien formuliert, an denen sich Produkte, Dienstleistungen sowie Fertigungs- und Managementprozesse orientieren sollten[1] (siehe dazu im Beitrag "Mehrwert durch Barrierefreiheit" Seite 67).

Im Baubereich wird eine flexible Nutzung von Gebäuden und Bauelementen immer wichtiger. Gebäude mit Bauelementen die sich anpassen lassen, z.B. mit Automatikfunktionen und Sicherheitseinrichtungen, können besser verkauft oder vermietet werden. Ungeplante, nachträgliche bauliche Maßnahmen sind teurer und schwieriger zu realisieren. Bei Renovierung und Neubau stehen Komfort, Sicherheit und Barrierefreiheit an oberster Stelle – alles Anforderungen, die im Universal Design enthalten sind und zurzeit bei Produkten und Dienstleistungen rund ums Bad am intensivsten genutzt werden. Grundsätzlich werden alle Baugewerke von diesem Trend beeinflusst; insbesondere auch Hersteller von Türen, Toren, Fenstern und Baubeschlägen, da es sich hier um funktionale Bauelemente handelt. Ein Kernpunkt dabei ist die Barrierefreiheit. Laut Bundesbauministerium besteht ein großer Mehrbedarf an altersgerechten Wohnungen. Häufig werden Schwellen als Hindernis empfunden, gerade beim Zugang zu Balkon oder Terrasse [3]. Der Wunsch nach Komfort und Sicherheit kann deshalb sehr gut durch den automatischen Betrieb von Fenstern und Türen erfüllt werden.

Praktische Umsetzung für Fenster, Fassaden, Türen

Mit den Gestaltungsmerkmalen des UD rückt bei Fenstern, Türen und Toren neben den Leistungsmerkmalen wie Wärme-, Schall- und Brandschutz die einfache Nutzung stärker in den Mittelpunkt. Deshalb ist eine genaue Analyse der Bedürfnisse und Produkteigenschaften aus Sicht unterschiedlicher Nutzer nötig[4]. Ein gutes Beispiel ist die Schließgeschwindigkeit einer Automatiktür. Aus energetischen Gründen soll eine Tür möglichst schnell schließen. Bei älteren oder gehbehinderten Menschen sollte der Schließvorgang jedoch langsam erfolgen. Die Bedien- und Schließkräfte sind für gesunde Erwachsene bei einem normal eingestellten Tür-/Fenstergriff kein Problem. Für ein Kind oder einen Rollstuhlfahrer können Griffhöhe und Bedienkraft aber zum Problem werden. Oft vergessen werden auch die Probleme einer eingeschränkten Sehfähigkeit, die mit zunehmendem Alter praktisch jeden trifft. Ärgerlich sind da zu kleine und nicht lesbare Schriften oder Funktionselemente, die nicht erkennbar sind.

Hier hilft die Hervorhebung von Griffen und Schaltern durch unterschiedliche Farben, Formen, Materialien oder Oberflächen, die eine haptische Information geben. Auch die akustische Information vermittelt durch ein Klicken oder andere Geräusche das richtige Schließen der Haustür.

Ein weiterer Aspekt ist der Ausschluss von Bedienungsfehlern, die nicht nur zu Schäden am Produkt führen, sondern auch die Sicherheit der Nutzer gefährden können. Dies ist vor allem die Quetschgefahr beim Schließen von Fenstern und Türen, das Außerkraftsetzen von Öffnungsbegrenzern oder das ungewollte Öffnen eines Fensters in „Putzstellung“.

In der Zukunft werden Fenster und Türen durch mehr Technologie, mechatronische und intelligente Bauteile komfortabler aber auch komplexer. Damit der Verbraucher diese komplexeren Produkte auch nutzen kann, müssen sich Fenster- und Türenhersteller noch intensiver mit einer einfachen und intuitiven Bedienbarkeit auseinandersetzen. Universal Design bietet hier einen umfassenden Ansatz.

Im Hinblick auf die Gestaltung von Bauelementen ist deshalb eine Übertragung der UD Kriterien auf Fenster und Türen notwendig[4]: Für Bauelemente wie Fenster und Türen hat das ift Rosenheim noch weitere Kriterien, eine Checkliste sowie ein Bewertungsverfahren[4] entwickelt, mit denen die Anforderungen in Abhängigkeit vom vorgesehenen Nutzerkreis bewertet werden können.

Der ift-Kompass „Universal Design“ macht transparent, wie ein (Bau-)Produkt die entsprechenden Anforderungen erfüllt.

Damit wird für den Handwerker sowie für Nutzer, Architekten und Behörden die Planung bzw. die Auswahl geeigneter Produkte erheblich erleichtert. Die Hersteller erhalten Kriterien und Argumente für eine bessere Vermarktung der Produktvorteile. —

Tipp der Redaktion: Speziell für Fenster- und Türenbauer finden Sie die „7 Prinzipien des Universal Designs“ in einer Tabelle zusammengefasst und erläutert. Rufen Sie diese auf http://www.glaswelt.deab. Dort im Suchfeld rechts oben den Webcode 1147 eingeben

Quellen:

[1] Forschungsbericht „Universal Design im globalen demographischen Wandel“, Thomas Bade und Dipl. Des. Sandra Hirsch, Technische Universität München, Fakultät für Architektur, Institut für Bautechnik, Lehrstuhl für Industrial Design, Prof. Fritz Frenkler

[2] Studie „Premiumbau in Deutschland 2012“, B+L Marktdaten GmbH, Bonn, https://www.bl2020.com/

[3] Wohnen im Alter, Studie Forschungsheft 147, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2011

[4]ift-Fachinformation UM-02/1 Universal Design einfach – sicher – nachhaltig, Chancen und Konsequenzen für Bauelemente mit ift-Bewertungssystem und Checkliste Universal Design für Fenster und Türen (ift Rosenheim, ISBN 978-3-86791-333-1)

Die Autoren

Christian Kehrer, Leiter der ift Zertifizierungsstelle, ­Jürgen Benitz-Wildenburg, Leiter Kommunikation, ift Rosenheim.

https://www.ift-rosenheim.de

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