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Studie zum Einfluss von Glas auf das körperliche Wohlbefinden

Bringt uns 3-fach-ISO aus dem Takt?

Der Trend hin zum Energiesparen bringt auf der Materialseite immer wieder neue, noch effizientere Produkte hervor; dies gilt insbesondere auch für Fenster- und Fassadengläser. So werden die Eigenschaften von Fenstern hinsichtlich Wärme- und Schallisolierung immer besser. Das sorgt für behagliche Temperaturen und einen verringerten Geräuschpegel im Inneren sowie einen reduzierten Energiebedarf. Mit der Frage, ob und inwieweit sich moderne Gebäudeverglasungen aber auch auf den Lichteinfall und in weiterer Folge das physische Befinden des Menschen auswirken, war bislang nicht bekannt. Eine Forschungsarbeit, die Roland Pircher, Geschäftsführer des Vorarlberger Projektentwicklers „bauart“ und Andreas Schwaiger, ­ Geschäftsführer des Tiroler Bauträgers „Future Life“, am Zentrum für Bauen und Umwelt der ­Donau-Universität Krems erstellt haben, gibt nun erstmalig Aufschluss.

Glas als optischer Filter

Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften wirkt Glas wie ein optischer Filter, welcher – je nach Verglasungsart – die spektrale Transmission des Tageslicht asymmetrisch reduziert.

Bei der Studie wurden vier Verglasungstypen untersucht (siehe Grafik, die [T-Werte] beziehen sich auf die dargestellten Kurven): Einscheiben-Floatglas [T2], 2-Scheiben-Isolierglas [T5], 3-Scheiben-Isolierglas [T7] und 3-Scheiben-Isolierglas mit einer Glasscheibe als VSG [T10]. Verwendet wurde stets die hochwertige Glasart Float Glass Clear, der Stärke 4 mm.

Während die Float-Scheibe den Spektralbereich kaum verändert, ist bei den 2- und 3-Scheiben-Isolierverglasungen bereits eine Veränderung messbar. Bei einem 3-Scheiben-Isolierglas mit einer VSG-Scheibe ist die Veränderung des Spektralbereiches sehr deutlich erkennbar. Gewisse Wellenlängen des Lichts werden fast komplett herausgefiltert. Doch Licht ist nicht gleich Licht. Bei der Untersuchung mehrerer Verglasungstypen ist es aufgrund der unterschiedlichen optischen Eigenschaften der Gläser mitunter zu gravierenden Verschiebungen der Farbtemperatur, der Farbe des Lichts, gekommen. Das „Rot“, das wir im Freien kennen, ist nicht mehr das „Rot“ im Raum.

Wann sind Auswirkungen negativ?

Der Untersuchung lag ein Tag (7:00 Uhr morgens) mit einer Beleuchtungsstärke im Freien von etwa 1170 lux zugrunde. Es wurde festgestellt, dass zumindest die untersuchten Gläser ­den Spektralbereich des Lichtes in der Regel nicht so stark veränderten, dass es spürbare Auswirkungen auf unsere innere Uhr hat. Auch nicht die 3-fach-Isolierverglasung mit der VSG-Scheibe.

Die Untersuchungsergebnisse lassen jedoch auch den Schluss zu, dass es bei extremen Witterungs­verhältnissen sicherlich zu Beeinflussungen kommen kann. Weiter ist es wahrscheinlich, dass im Inneren der Räume durchaus Beleuchtungsstärken vorliegen können, die für eine maximale Unterdrückung des Melatonins (siehe Infokasten) nicht ausreichen. In der Untersu­ch­ung wurden lediglich verein­fach­end die Be­leuch­­tungs­stär­ken auf der In­nen­­seite der Verglasungen ­berechnet.

Weiter ist davon auszugehen, dass sehr starkes Sonnenschutzglas oder minderwertigere Gläser mit anderen Folien den Spektralbereich des Lichtes derart verändern können, dass dies Auswirkungen auf unsere innere Uhr haben kann.

Es besteht Handlungsbedarf

In der Untersuchung konnte für bestimmte Verglasungen festgestellt werden, dass bei extremen Wetterverhältnissen Auswirkungen auf die

innere Uhr möglich sind. Viele Fragen sind noch offen, z.B. die Rolle der Haut bei der Lichtaufnahme oder welche Rolle die Raumgeometrie spielt. Es ist davon auszugehen, dass es Folgen gibt, die noch unbekannt sind, aber weiter erforscht werden müssen. Die beiden Autoren, Roland Pircher und Dr. Andreas Schwaiger empfehlen dringend, dass angesichts der aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse und absehbaren technischen Entwicklung (insbesondere Energieoptimierung etc.) es notwendig und an der Zeit ist, bei Bauprojekten neben der ­Energieeffizienz auch den Menschen und seine Behaglichkeit in geschlossenen Gebäuden wieder stärker zu berücksichtigen.

Insbesondere die Glasindustrie ist aufgefordert solche Gläser zu produzieren, die nicht nur Ansprüche an die Energieeffizienz, sondern auch die physiologischen Ansprüche des Menschen erfüllen.—

So beeinflusst Licht unser Wohlbefinden

Licht in jeder Form reguliert die menschliche Physiologie und damit unser Verhalten. Änderungen der Lichtintensität im Tagesablauf genauso wie der Lichtqualität (Lichtstärke, Verschiebung der Wellenlänge) haben Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Bei Einfall von Tageslicht in das Auge wird die Synthese des Hormons Melatonin gehemmt, bei Dunkelheit wird es vermehrt ins Blut abgegeben und wirkt schlaffördernd. Die Auswirkungen von Melatonin auf den menschlichen Schlaf sind schon lange bekannt. Haben wir zuviel Melatonin im Körper, etwa im Winter, kann das negative Folgen haben. So gilt das Hormon als einer der Verursacher der Winterdepression. Durch das nur wenige Stunden anhaltende winterliche Tageslicht bleibt der Melatoninspiegel auch tagsüber höher, infolgedessen können Müdigkeit, Schlafstörungen und Leistungsabfall auftreten. Durch die Studie der Autoren konnte gezeigt werden, dass die größten Auswirkungen auf die Melatoninunterdrückung bei einer Wellenlänge von ca. 460 nm erreicht wurden.

Die Studie kann abgerufen werden unter:

Die Autoren

Roland Pircher (r.), Geschäftsführer des Vorarlberger Projektentwicklers „bauart“, und Andreas Schwaiger, Geschäftsführer des Tiroler Bauträgers „Future Life“, haben am Zentrum für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems eine Forschungsarbeit erstellt, die den Einfluss von Verglasungen auf das körperliche Wohlbefinden untersucht.

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