Reisende, die einen Stopp im Münchner Flughafen einlegen, sollten die Gelegenheit nutzen, einen Blick ins ,,Café Treffpunkt“ zu werfen. Dort ist die Theke unter dem Motto ,,Obst Bar“ mit bemalten und bedruckten und dann gefusten Glaselementen (6,5 m2) verkleidet. Diese sind 60 x 70 cm groß und wurden bei rund 850 °C verschmolzen. Die gefusten Scheiben sind 24mm stark und von hinten beleuchtetet, was die Obstmotive gut zur Geltung bringt. Durch Siebdruck und Airbrush wurden die übergroßen Früchte auf die Glaselemente aufgebracht, die mittels Klemmhalter fixiert sind.
Bemalen, Fusen, Senken
Eine Floatglasscheibe besitzt zwei Seiten, die atmosphärische Seite (die nach oben zeigt) und die Zinnbadseite (die auf dem flüssigen Metall aufliegt). Bringt man Glasfarben auf der Zinnbadseite auf, kann sich die Farbwirkung verändern und so Silbergelb (transparente Schmelzfarbe) oder Gelbbeize in Grün umschlagen. Dieser Effekt lässt sich jedoch auch gezielt einsetzen. Auf der atmosphärischen Seite aufgebrachte Farben erfahren hingegen keine optische Änderung.
Glas lässt sich auf verschiedene Arten bzw. in verschiedenen Prozessen mit Glasfarbe veredeln:
- Manueller Auftrag mit Feder- oder Pinsel
- Airbrushtechnik (Spritzauftrag)
- Fotomechanischer Prozess (Fotodruck)
- Siebdruck
Häufig werden zum Bemalen bzw. für das Fusen (Verschmelzen von Glas) neben Floatglas diese Gläser eingesetzt: Artista, Opalika und B172 (alle von Schott) sowie Spectrum, Uroboros, Bullseye.
Oft werden die Farben im Anschluss eingebrannt; sie sind bei Temperaturen von etwa 750 bis 950 °C beständig, d.h. verändern weder Farbe noch Form auf dem Glas. Sie eignen sich damit ideal zum Veredeln von Glas, das ofengeformt werden soll. Beim Einbrennen können sich die Farben kaum wahrnehmbar ausdehnen; die Form und Struktur bleibt jedoch erhalten.
Wird das Glas gefust, sollte die Farbe vor dem Fusingprozess bereits vorgebrannt sein, damit sich beim Verschmelzen keine Lufteinschlüsse bilden oder damit sich das Motiv nicht verschiebt.
Viele Hersteller bieten die entsprechenden Farben bereits spritz- und siebdruckfertig an. In der Regel bekommt man sie aber in Pulverform. Zum Spritzen kann der Veredler dann das Pulver mit einem öl- oder wasserbasierten Medium anpasten, um so die gewünschte Fluidität zu erreichen. Die Wahl der Spritzdüse beeinflusst wie grob oder fein der Strahl beim Farbauftrag wird.
Zum Verschmelzen mehrerer bemalter Gläser werden die Motivseiten nach innen gelegt. Beim Stapeln der Scheiben ist Vorsicht geboten, da hierbei Kratzer entstehen können, die sichtbar bleiben. Die Gläser werden bei einer Temperatur von 750 bis 800°C miteinander verschmolzen.
Will der Verarbeiter Scheiben senken (d.h. biegen), um sie an den gewünschten Radius anzupassen, kommen oft Keramikformen zum Einsatz. Diese sind aus feuerfesten Keramikmaterialien und thermisch stabil. Die Formen müssen eine homogene, feine und glatte Oberfläche besitzen, die gleichmäßig das Hochtemperaturtrennmittel aufnimmt.
Gebogene Formen wie beim „Café Treffpunkt“ kann man mit einer Senkform erreichen. Zu beachten sind ausreichende Entlüftungen in der Form, sodass sich das Glas bei rund 800 °C gleichmäßig an den Innenwänden anlegt. Sind nicht genügend Entlüftungen vorhanden, kann es zu Wellenbewegungen im Glas oder zu Sprüngen kommen. Will man sehr tiefe Objekte gestalten, wird der Prozess auf mehrere Schritte verteilt oder die Brennzeit im Ofen verlängert.
Ofengeformtes Glas mit eingebrannter Glasfarbe kann als ESG hergestellt werden. Damit lassen sich Designs mit einer hohen Lichtbeständigkeit schaffen. Anwendungen im Innenbereich so wie im Außenbereich z.B. als Fassaden, Trennwände, Wandverkleidungen und Glasduschen lassen sich mit Fusingglas umsetzen.—
Der Autor
Der Glasermeister und angehende Glastechniker (Schwerpunkt: Fensterbau) Daniel Roth studiert an der staatlichen Glasfachschule Hadamar. Die Technikerklasse des 1. Jahrgangs behandelt unter Dozent Franz Jörg Dall in einer GLASWELT- Serie aktuelle Glasthemen.